Zum Freiwilligeneinsatz trafen sich Mitarbeiter des Landratsamts.Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Freiwilligeneinsatz: Lücken für Küken im Löffinger Wald geschaffen / Jungvögel verkühlen sich schnell

Noch vor 100 Jahren prägte das prächtige Auerwild das Bild des Schwarzwalds. Heute kämpfen die Experten, wie der Oberforstrat und Naturschutzbeauftragte des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald, Gerrit Müller, um das Überleben des Vogels.

Löffingen/Hochschwarzwald. Nun stand eine weitere Aktion auf dem Programm: der Freiwilligeneinsatz des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald. Der Löffinger Stadtwald nördlich der B31 bildet zusammen mit den angrenzenden Waldungen auf den Gemeindegebieten Bräunlingen, Eisenbach und Friedenweiler das wichtigste Refugium der Auerhühner, wie Gerrit Müller informierte: "Seit Jahren werden hier umfangreiche Maßnahmen zur Stützung und Förderung von im letzten Jahrzehnt nicht nur im östlichen Schwarzwald drastisch zurückgegangenen Population durchgeführt". Dabei handele es sich im Wesentlichen um größere angelegte Förderprojekte des Landes Baden-Württemberg, bekannt als Lücken für Küken und Ausgleichsmaßnahmen für Eingriffe in den Naturhaushalt. Umso glücklicher war Gerrit Müller, zu erfahren, dass das Dezernat für Bauen, Umwelt und ländlichen Raum beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald sich entschlossen hatte, den jährlich stattfindenden Landschaftspflegetag im Gebiet des Löffinger Stadtwalds (Dreisteinhütte) durchzuführen.

Armin Hasenfratz, Leiter des Fachbereiches Naturschutz, fand auch gleich zehn Landratsamts-Bedienstete (Fachbereich Boden und Wasser und Umweltrecht) für diese Aktion, die nach Löffingen zum Freiwilligeneinsatz fuhren. Unter der Anleitung von Gerrit Müller, der auch Vorsitzender der Auerwildhegegemeinschaft im Regierungsbezirk Freiburg ist, sowie des zuständigen Forstrevierleiters Konrad Kuster ging es mit Äxten und Sägen an die schweißtreibende Arbeit. "Die für das Überleben der Auerhuhn-Kücken wichtigen Lücken sind zu dicht geworden", so Oberforstrat Müller. Deshalb mussten zu dicht gewordene Hölzer durch rigorose Entfernung übermäßig wuchernder Jungfichten gelichtet werden.

Wie wichtig solche Maßnahmen sind, bestätigte Gerrit Müller. In diesem Jahr hätten die Wildkameras eine Auerhenne gezeigt, die ihre Küken gezielt in die Wohlfühlzonen mit wärmender Morgensonne und größerem Insektenreichtum führte. Die besonders kritischen ersten Lebenswochen, in denen sich die schnell verkühlenden Jungvögel, die sich ausschließlich von eiweißreichen Kleintieren ernähren, konnten daher gut überstanden werden.

Enger wurde es leider im Juli und August. In den aufgelichteten Waldteilen, die sonst immer beerenreich sind, gab es in diesem Jahr kaum Heidelbeeren. Nicht viel besser sah es mit den Preiselbeeren aus. Diese Hauptnahrung wurde dann auch noch durch eifrige Beerensammler stark dezimiert. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig die Aufklärung in der Bevölkerung ist, um dem Charaktervogel im Schwarzwald das Überleben zu sichern.

Im Winter kommen die Auerhühner mit Tannen-, Kiefer- und Fichtennadeln über die Runden – wenn sie nicht gestört werden.

Das Auerhuhn ist das Wahrzeichen des Schwarzwaldes – und doch ist er bedroht. Noch im 16. Jahrhundert gab es auch Auerhühner am Bodensee und auf der Schwäbischen Alb. Heute geht die Population auch im Schwarzwald stetig zurück, in unserer Region ist nur der Löffinger Stadtwald noch ein Hotspot mit drei bis vier Hähnen und fünf bis sechs Hühnern, wie der Naturschutzbeauftragte Gerrit Müller und die Förster des interkommunalen Forstbetriebes (Eisenbach, Friedenweiler, Löffingen) vermuten. Ein Überleben dieses Charaktervogels ist ohne die Unterstützung des Menschen kaum mehr möglich.