Dieses Hochwasser am 1. Juli 1958 traf Löffingen hart. Doch am 5. Juni 1895 stand das Wasser am Mailänder Tor sogar knapp zwei Meter hoch. Foto: Sammlung Nägele Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Hochwasser vor 125 Jahren überfutete die Region / Wassermarke am Mailänder Tor

Vor 125 Jahren, am 5. Juni 1895, veränderte sich das Leben im Baarstädtchen Löffingen über Nacht. Der Bittenbach wurde zum reißenden Fluss und setzte Löffingen unter Wasser.

Löffingen. Nicht nur Löffingen war damals vom Hochwasser betroffen, sondern auch die gesamte Region, vor allem die Mühlen an Flüssen wie Gauchach oder Wutach wurden zerstört.

Nach einem schönen Tag brach eine schreckliche Nacht über Löffingen und die Region herein. So konnte man im "Hochwächter" (Chronik von Emil Ketterer) lesen: "Nachdem schon am 5. Juni abends um 8 Uhr ein Gewitter getobt hatte, stellte sich gegen 10 Uhr ein solches mit wolkenbruchartigem Regen ein, welches mit kurzer Unterbrechung bis gegen 2 Uhr morgens anhielt." Das sonst ruhige Bächlein, das die Stadt durchfließt, verwandelte sich zum reißenden Strom, drang durch das Mailänder Tor in die Stadt ein und bahnte sich den Weg in das Wiesental gegen Seppenhofen, das bald in einen See verwandelt war. Das Wasser stand in der Unterstad einen Meter hoch und in Häusern an den Straßen 1,70 Meter. Der Löffinger Heimatforscher Rudolf Gwinner ging in seinen Recherchen der Unwetterkatastrophe auf den Grund. Es sei das schlimmste Hochwasser gewesen was Löffingen je erlebt habe, so Gwinner, obwohl das Baarstätchen immer wieder von Hochwassern heimgesucht wurde: so 1831, 1958 und zuletzt 1975. Die Hochwassermarke von 1895 ist heute noch am Mailändertor sichtbar.

Das Hochwasser des Bittenbachs beschädigte in Löffingen 25 Gebäude schwer, man könnte die Schadenshöhe aus heutiger Sicht auf 170 000 Euro beziffern. Aufzeichnungen des damaligen Bürgermeisters Karl Kuster an das Großherzogliche Bezirksamt Neustadt listen die Schäden auf. Nur mit größter Mühe konnte das Vieh aus den Ställen gerettet werden, Wagen, Pflüge, Hausrat und alles andere wurde von den Wassermassen mitgerissen. Den größten Schaden gab es vor den Toren vor Löffingen in der Bleiche (zwischen Löffingen und Rötenbach). Das landwirtschaftliche Gebäude des Hofes musste abgerissen und neu aufgebaut werden. Glücklicherweise gab es in Löffingen keine Todesfälle zu beklagen.

Der Bittenbach, der ab Seppenhofen zum Tränkebach wird, setzte den Ort 1,50 Meter unter Wasser. In 30 Minuten hatten die Wassermassen Bachheim erreicht. Drei hölzerne Stege, die bei Hochwasser über den Bach geschoben wurden, sorgten dafür, dass in Bachheim die Schäden in Grenzen gehalten wurden, so Karla Scherer. Viele Jahrzehnte war am Haus Udo Scherer noch die Hochwassermarke von zwei Metern sichtbar.

Die Gipsmühle zwischen Unadingen und Döggingen wurde zerstört, die Eulenmühle weggerissen – ebenso ein Teil des Hauses der Lochmühle. Die Müllersleute flüchteten sich ins höher gelegene Lochmüllers Käpelle, welches nach der Hochwasserkatastrophe 1804 – damals ertranken drei Personen – unterhalb der Ruine Grünburg erbaut wurde.

Stark beschädigt wurden das Stauwehr der Burgmühle und die dortige Mühle selbst. Karla Scherer, die Co-Autorin der Bachheimer Chronik, berichtet, dass das rund 20 Meter lange Stauwehr vor der Mühle vollständig weggerissen wurde, ebenso die an das Wohn- und Ökonomiegebäude angebaute Gipsmühle mit Wagenschuppen. Das Mühlengebäude, die Wasserräder, die Radstube und der Wasserzuflusskanal wurden schwer beschädigt. Nur mit großer Anstrengung konnte das Vieh gerettet werden.

Als eine Jahrhundertflut bezeichnete der "Schleith-Heimerbote" 1895 das Hochwasser, welches "im badischen Wutachgebiet" großen Schaden angerichtet habe. So riss die ungeheure Wassergewalt alles mit sich. Zahlreiche Gebäude sowie der Wizemer Steg und die Brücke bei der Stühlinger Ziegelhütte wurden weggerissen. "In Grimmelshofen selbst sieht es gar trostlos aus", berichtete die Zeitung. "In Stühlingen selbst ertrank der 21 Jahre alte Karl Merkt beim Versuch, einen weggeschwemmten Pfadschlitten ans Ufer zu bugsieren." In Bräunlingen gab es keine Todesfälle.

Die Hochwasserkatastrophe von 1895 war zwar die schlimmste ihrer Art in Löffingen; doch das Baarstädtchen musste in seiner Geschichte noch diverse weitere Katastrophen verdauen: sowohl durch Hochwasser als auch durch Brände. So verwandelte sich der Bittenbach auch 1958 und 1975 in einen reißenden Fluss. Und im Jahr 1907 zerstörte ein Feuer 15 Häuser. Im Juli 1921 wiederum kam es erneut zu einer Brandkatastrophe. Hier wurden in Löffingen 20 Gebäude durch ein Großfeuer zerstört.