Der Auerhahn braucht dringend Hilfe zum Überleben. Darüber sind sich die Experten bei der Tagung in Löffingen einig. Fotos: Bächle Foto: Schwarzwälder Bote

Wild und sensibel zugleich – so werden die einzigartigen Auerhühner bezeichnet.

Wild und sensibel zugleich – so werden die einzigartigen Auerhühner bezeichnet. Das Tier ist der Charaktervogel des Schwarzwaldes, der einmal die größte Auerhuhnpopulation Zentraleuropas außerhalb des Alpenraums beheimatete.

Im Jahr 2008 wurde im Schwarzwald vom Ministerium für Ernährung und ländlicher Raum ein für den Staatswald verbindlicher "Aktionsplan Auerhuhn (APA)" in Kraft gesetzt. Dieser stellt ein umfassendes Konzept zur Erhaltung einer langfristig überlebensfähigen Auerhuhn- Population mit rund 500 erwachsenen Tieren, davon je 50 Prozent Hähne und Hennen, auf rund 500 Quadratkilometer geeignetem Lebensraum dar.

Leider wurden 2018 nur noch 167 Hähne gezählt. Die von dieser Restpopulation genutzte Fläche wird derzeit erhoben und liegt wahrscheinlich unter 500 Quadratkilometern. Für umso wichtiger halten Experten rasch wirkende Schutzmaßnahmen in den Bereichen Waldbau, Besucherlenkung und Bejagung von Mardern und Füchsen.

Hochschwarzwald / Löffingen. Inzwischen hat sich die Population bedenklich reduziert und schuld daran sind der Mensch, Wildschweine und der, immer dichter werdende Wald. Die Auerwild-Hegegemeinschaft kämpft jetzt intensiv um das Überleben der faszinierenden Tierart und hofft dabei auf die Unterstützung der Gemeinden und der Bevölkerung im Schwarzwald.

Mit Herzblut kämpft der Vorsitzende der Auerwild-Hegegemeinschaft (AHG) im Regierungsbezirk Freiburg, Oberforstrat Gerrit Müller, für das Auerwild. Aus diesem Grund hatte der Forstbeamte Politiker, Jäger, Förster und Waldbesitzer zu einem Informationstag mit Exkursion nach Löffingen eingeladen.

"In Österreich ist das Leben der Auerhühner noch in Ordnung, sie haben genügend Platz und vor allem auch Nahrung", informierten zwei österreichische Experten bei ihren Fachvorträgen vor den 100 Interessierten. Anders sieht dagegen im Schwarzwald aus. Besonders auffällig und dramatisch, so Gerrit Müller, sei der Einbruch im ehemaligen Top-Gebiet Südschwarzwald. Hier balzt der Auerhahn nur noch in den Hochlagen rund um den Feldberg. Lediglich noch 26 Hähne wurden beobachtet, dies seien 33 Prozent weniger, als im Vorjahr, so Müller.

Die Balzplatzzählung im Frühjahr 2018 zeigte nur noch 167 balzende Hähne im gesamten Schwarzwald. Dies ist ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent. Geht man ins Jahr 2012 zurück, so ist der Verlust beängstigend, denn von den damals 315 Auerhühnern ist heute nur noch die Hälfte zu finden. Nördlich der Kinzig ist die Anzahl der Hähne gleich geblieben, wobei südlich der Kinzig der Bestand immerhin um 24 Prozent eingebrochen ist.

Erfreulicherweise ist im Bereich des Kandels / Rohrhardsbergs die Zahl von zehn auf elf Hühner gestiegen. Extrem gesunken ist der Bestand im Bereich, des von den Geografen als Baarschwarzwald bezeichneten, nahezu ebenen Waldgebiets auf Buntsandstein zwischen Löffingen und Villingen. Hier gibt es nur noch sechs balzende Hähne, im Vorjahr waren es noch acht.

Vor allem braucht das Auerwild lichten Nadelwald mit großen Flächen mit Heidelbeer- und Preiselbeersträuchern, wie sie auf den armen Waldböden des Baarschwarzwalds noch wachsen. Deren Knospen und Beeren gehören im Sommerhalbjahr zu den wichtigsten Nahrungsmitteln der Tiere. Im Winter kommen die Auerhühner mit Tannen-, Kiefer- und Fichtennadeln über die Runden, wenn sie nicht gestört werden.

Wichtig ist die Ruhe aber auch in der Balz-, Brut- und Aufzuchtzeit. Die Küken sind in den ersten beiden Lebenswochen besonders empfindlich gegenüber Kälte und Nässe. Nicht zuletzt deshalb sind sonnenexponierte Lichtungen und Schneisen für das Überleben der Jungtiere besonders wichtig. Mit der aktuellen Staatswald-Kampagne, "Lücken für Kücken", im Rahmen des Aktionsplans Auerhuhn (APA) soll auf diesem Umstand hingewiesen und Abhilfe geschaffen werden.

Auerwild in Löffingen: Noch gibt es im Stadtwald Löffingen und in den angrenzenden Gemeinde- und Privatwaldungen eine kleine Population von Auerwild. Die Förster des interkommunalen Forstbetriebs der Gemeinden Eisenbach, Friedenweiler und Löffingen gehen von drei bis vier Hähnen und fünf bis sechs Hühnern aus. Im Frühjahr wird der Durchgang durch das Kerngebiet gesperrt. Gerrit Müller freut sich mit allen am Schutz Beteiligten darüber, dass (fast) alle Waldbesucher Verständnis für diese vorübergehende Einschränkung haben und auch die Nachbargemeinde Bräunlingen sich für Auerwildschutz einsetzt.