Die Hühner auf der Baar befinden sich aktuell ebenfalls im Lockdown. (Symbolfoto) Foto: Pixabay

So gehen Hühner-Besitzer in der Region mit der Geflügelpest um. Hygienekonzept für Zucht.

Es war an Heiligabend, 24. Dezember 2020, als das Landratsamt Schwarzwald-Baar den Ausbruch der Geflügelpest amtlich festgestellt hat. Mittlerweile gilt Stallpflicht für Hühner.

Donaueschingen/Hüfingen/Bräunlingen - Bei einem Weiher nahe Donaueschingen sei an Heiligabend ein schwer erkrankter Mäusebussard gefunden worden, heißt es damals aus dem Landwirtschaftsministerium. Von dort wird das Risiko hoch eingeschätzt, dass sich die Krankheit unter Wildvögeln weiter verbreiten wird. Aber was bedeutet das für die Nutztierhaltung in der Region?

Auch die Hühner sind im Schwarzwald-Baar-Kreis wie im Landkreis Tuttlingen jetzt im Lockdown: Für sämtliche Geflügelhaltungen im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Landkreis Tuttlingen gilt die Stallpflicht. An der oberen Donau mit ihren Nebenflüssen und Rieden überwintern viele Wasservögel verschiedener Arten. Es sei deshalb davon auszugehen, dass das Virus sich bereits in der Umgebung ausgebreitet hat.

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Ein Problem werden kann das für die Geflügelhalter in der Region. So wie Bernhard Wolf, der in Pfohren einen Geflügelhof mit 6000 Legehennen betreibt: "Das Problem kommt immer wieder vor. Wir wurden vom Veterinäramt sorgfältig informiert", sagt Wolf. Das Stallkonzept der Anlage ist dementsprechend schon so angelegt: "Die Ausläufe sind überdacht und vogeldicht. Unsere Tiere haben Bewegungsfreiheit." Doch nur einen überdachten Stall zu haben, reicht nicht aus. Ein entsprechendes Hygienekonzept ist notwendig. An den Eingängen zu den Geflügelhaltungen ist eine Schuhdesinfektion vorgeschrieben, beim Betreten der Geflügelhaltung ist Schutzkleidung anzulegen, Einwegkleidung ist anschließend unverzüglich im Hausmüll zu entsorgen. Es ist eine Möglichkeit zum Waschen der Hände vor und nach Betreten des Stalles vorzusehen. "Auch haben wir uns dazu entschlossen, momentan keine Besucher zuzulassen."

In Ballungsräumen breitet sich die Krankheit schnell aus

Wolf sieht bei der Geflügelpest besonders die nahen See- und Wassergebiete als Problem: "Es hat hier wahnsinnig viele Wasservögel. Was dann entsteht ist ähnlich wie bei der Ausbreitung des Coronavirus: Regelrechte Ballungsräume, in denen sich die Krankheit ausbreitet. Die Natur ist da gnadenlos und es gibt keinen Schutz."

Die Krankheit könne indes dramatische Auswirkungen haben: "Nach meinem Kenntnisstand sterben betroffene Tiere wie die Fliegen. Das Immunsystem hat keine Chance", erklärt Wolf. Wird in einer Geflügelhaltung ein erkranktes Tier festgestellt, müssen auch die restlichen gekeult werden. So die Bezeichnung für das vorsorgliche Töten, um die Ausbreitung einer Seuche zu verhindern. Besonders problematisch: Diese Art der Krankheit darf nicht geimpft werden: "Man kann sonst nicht mehr erkennen, ob die Antikörper von der Impfung oder durch die Krankheit produziert wurden."

Mit dem Stall habe man in Pfohren die notwendige Sicherheit und eine ordentliche Haltung. "Man schläft trotzdem nicht so gut", sagt Wolf, der mit der Geflügelhaltung seinen Lebensunterhalt verdient. Man sei hier auf der Baar nahe an der Natur – und die sei kompromisslos.

"Mit solchen Seuchen wird man in Zukunft sicher noch öfter zu tun haben"

Glück im Unglück hat Mathias Friedrich aus Bruggen. Normalerweise hält der Landwirt in seinem Hühnerstall vor der Ortschaft rund 9000 Tiere. Derzeit steht das Gebäude allerdings leer. "Von daher sind wir im Moment nicht davon betroffen", erklärt er. Die Tiere hätten in jedem Fall auch hier genug Auslauf gehabt. Die Anlage verfügt über große, vom Außenbereich abgetrennte Wintergarten-Segmente, in denen sich die Hühner an der frische Luft bewegen können. "Es wird sich zeigen, ob es uns beeinträchtigt", sagt Friedrich. Schon beim Bau der Anlage sei es ein Gedanke gewesen, solchen Szenarien vorzubeugen: "Mit solchen Seuchen wird man in Zukunft sicher noch öfter zu tun haben."

Ebenfalls in Bruggen hat Doris Moßbrugger ihre Hühner, die Eier für den Lebensmittel-Automaten liefern: "Wir hatten schon mal die Situation, dass die Tiere wegen der Geflügelpest eingesperrt werden mussten. Als die Zeit vorbei war, haben sie sich wie verrückt gefreut", erklärt Moßbrugger. Hier sind etwa 200 Hühner in einem Hühnermobil untergebracht, in dem eigentlich 250 Tiere Platz hätten. "Wir haben einen großen Scharrraum für sie. Außerdem beschäftigen wir sie mit Weizen, Picksteinen, dass sie eben beschäftigt sind."

Die Veterinärämter bitten, verendete oder erkrankte Wildvögel nicht anzufassen und nicht mitzunehmen, sondern sich direkt an das Veterinäramt, Landratsamt Tuttlingen, Telefon 07461/9 26 54 03 oder das Veterinäramt, Landratsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis, Telefon 07721/9 13 50 50 beziehungsweise am Wochenende an die Leitstelle Tuttlingen, Telefon 07461/7 56 56 oder die Leitstelle Schwarzwald-Baar-Kreis, Telefon 07721/99 15 80 zu wenden. Zu melden sind verendete, verunfallte oder erkrankte Wasservögel jeder Art, außerdem Greifvögel, Eulen und Rabenvögel.