Der geplante Klinik-Standort in Langenwinkel hat bisher für viel Diskussion gesorgt. Foto: Stadt Lahr

Melanie Kappus sammelt seit November Unterschriften gegen den Klinik-Standort in Langenwinkel. Nun sollen Listen gestohlen worden sein. Derweil hat der BUND klar Stellung zum Neubau genommen.

„Listen mit Unterschriften sind verschwunden.“ Das berichtete Melanie Kappus am Freitag unserer Redaktion. Im November hat sie ein Bürgerbegehren gestartet und ist seither mit anderen Gegnern des geplanten Klinik-Standorts in Langenwinkel auf der Suche nach Unterstützern. Nun werden schwere Vorwürfe laut – die Rede ist von „Sabotage“.

 

Sie und ihr Team hätten Listen in Lahrer Geschäften verteilt, damit Bürger diese dort unterschreiben können, berichtet Kappus. „Als wir die Listen in einem der Standorte einsammeln wollten, hieß es, die seien schon abgeholt worden“, erinnert sich Kappus. Ihr Verdacht: Jemand, der gegen den Protest – und demnach für den Klinik-Standort in Langenwinkel ist –, hat die Listen unerlaubt mitgenommen. Wie viel Unterschriften dadurch verloren gegangen sind, sei nicht sicher zu beziffern. Es könnten aber bis zu 40 sein, schätzt Kappus. Einem anderen Unterschriftensammler zufolge sollen auch in einer Firma Formulare weggekommen sein. „Wer nicht unterzeichnen möchte – alles gut. Aber man muss auch andere Meinungen akzeptieren“, richtet sich Kappus an die mutmaßlichen Saboteure.

BUND spricht sich gegen Klinik-Neubau aus

Doch gab es am Freitag auch Grund zur Freude für die Langenwinkelerin: Der Ortsverband Lahr/Schuttertal des BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) sprach sich gegen den Krankenhaus-Neubau aus. „Das Lahrer Klinikum ist laut öffentlichen Aussagen der vergangenen Jahre voll funktionsfähig“, erklären die Naturschützer in einer Stellungnahme, die unter anderem auch an die Verwaltungsspitze und dem Gemeinderat ging. Gemeint ist damit das Krankenhaus am Standort Klosterstraße. Wenn es nach dem Ortsverband geht, soll dieses erhalten und „gegebenenfalls baulich angepasst“ werden. Der Vorschlag: ein Wettbewerb für Architekten unter Nachhaltigkeitsaspekten für die bestehende Klinik.

Dem BUND ist besonders die Flächenversiegelung ein Dorn im Auge: „Es ist seit langem bekannt, dass jede versiegelte Fläche das Kleinklima aufheizt und die menschengemachte Klimakrise beschleunigt.“ Der über Jahrzehnte „ungehemmt fortgesetzte Flächenfraß“ trage zum Artensterben bei. „Bei einem Flächenverbrauch von derzeit 6,2 Hektar pro Tag in Baden-Württemberg lehnt der BUND Lahr/Schuttertal jede weitere Überbauung unversiegelter Flächen ab“, fordert der Ortsverband. So müsse jeder Neubau kritisch hinterfragt und bereits bebaute Fläche weiter genutzt werden – auch in Lahr. Fazit: „Das Klinikum ist voll funktionsfähig und kann durch Umbau-Maßnahmen am jetzigen Standort erhalten und für neue Anforderungen baulich angepasst werden. Deshalb fordern wir den Erhalt der Klinik Lahr am Standort Klosterstraße statt des Neubaus auf freier Fläche.“

Kappus erhält viel Zuspruch von Bürgern

Für Melanie Kappus ist diese Stellungnahme eine Bestätigung für ihren Einsatz: „Ich freue mich darüber.“ Bis Ende Januar müssen knapp 2500 Lahrer das Bürgerbegehren unterzeichnen, dann käme es zu einem Bürgerentscheid. Wie viele Stimmen sie und ihre Mitstreiter bereits gesammelt haben, will Kappus aktuell nicht sagen. Sie zeigt sich jedoch optimistisch: „Wir lassen uns überraschen. Es sieht aber nicht schlecht aus.“

Allgemein erfahre sie viel Zuspruch von Lahrer Bürgern. „Die Leute wollen mehr Details erfahren, da ihnen vieles nicht bewusst ist“, erklärt die 41-Jährige. Auch heute sammelt die Protest-Gruppe Unterschriften in der Innenstadt, wird am Nachmittag jeweils einen Stand auf dem Schloss- und dem Sonnenplatz aufbauen.

Info – Die Klinik-Pläne

Der Lahrer Gemeinderat und der Ortenauer Kreistag gaben im Oktober grünes Licht für einen Klinik-Neubau in Langenwinkel. Für 284 Millionen Euro soll dort frühestens ab Ende 2025 ein 330-Betten-Haus entstehen. Aktuell wartet man auf die Förderzusage des Landes, das bis zu 60 Prozent der Kosten übernehmen soll.