Fast wie auf Klassenfahrt: Lisa Federle, Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller in der Ebinger Festhalle Foto: Kappe

Lisa Federle, bundesweit bekannte Ärztin und Kommunalpolitikerin, hat in Albstadt ihr Buch „Auf krummen Wegen geradeaus“ vorgestellt. Bei der Lesung in der Ebinger Festhalle sekundierten ihr Dieter Thomas Kuhn und Philipp Feldtkeller.

Lisa Federle kennt Albstadt noch von früher – in jungen Jahren war sie oft im „Tropi“. Außerdem kommt ihre Busenfreundin Maria – die auch zur Lesung erschienen war – von der Alb.

„Man muss den Mut haben, Wege zu gehen, die nicht geradlinig zum Ziel führen“, zitierte Lisa sich eingangs selbst – und will die Empfehlung auch auf die Lektüre ihres Buches angewandt wissen. Dieses sei ein Kaleidoskop; sie habe es zwar chronologisch verfasst, aber nichts dagegen, wenn der Leser auch mal von einem Kapitel ins andere springe.

Was stimmig erscheint, denn Sprünge hat es in Federles Biografie so manche gegeben: Mit elf Jahren verlor sie den Vater durch den Kunstfehler eines Arztes, mit 17 verließ sie die Schule ohne Abschluss, wurde schwanger und bekam bereits mit 19 das zweite Kind – vom drogenabhängigen Vater der Kinder trennte sie sich.

Ihren Lebenstraum verlor sie nie aus dem Blick

Die Geldsorgen waren erdrückend, so erdrückend, dass die junge Frau einmal sogar einen Karton Schwarzbrot und Frischkäse stahl. Doch sie gab nie auf – und verlor ihren Lebenstraum, Ärztin zu werden, nicht aus den Augen.

Wie auf der Klassenfahrt

Zuerst einmal war er freilich in weite Ferne gerückt. Lisa Federle wandte sich der Gastronomie zu und wurde Tübingens jüngste Wirtin. Die einschlägigen Passagen im Buch las Dieter Thomas Kuhn vor, der zusammen mit Gitarrist Philipp Feldtkeller den musikalischen Rahmen und die eine oder andere Anekdote beisteuerte. Im Lauf des Abends stimmten die beiden „Über den Wolken“ oder „Die Zeit macht nur vor dem Teufel halt“ an und luden das Publikum zum Mitsingen ein; das Kneipenkapitel beschlossen sie stimmigerweise mit Peter Alexanders „kleiner Kneipe“. Mit Lisa reisen, bekannte Kuhn, dass sei wie Klassenfahrt. „Sie schmiert Stullen und hat die Thermoskanne dabei.“

Auf Anhieb Stimmenkönigin

Die Kneipenzeit währte nicht ewig; Lisa Federle studierte doch noch Medizin, nachdem sie sämtliche Schulabschlüsse nachgeholt hatte, und wurde als Mutter von inzwischen vier Kindern mit 37 Jahren Ärztin. Viele Jahre lang war sie Notärztin in Tübingen; dann ließ sie sich von der CDU als Gemeinderats- und Kreistagkandidatin anwerben und wurde prompt gewählt – als Stimmenkönigin.

Später kam noch eine Landtagswahlkandidatur dazu, der Federle einen Besuch von Ministerpräsident Erwin Teufel eintrug – allerdings verlief der wegen eines Notarzteinsatzes ganz anders als geplant. Federle war aber auch offen für die politische Konkurrenz und mit dem Grünen Rezzo Schlauch liiert – der , berichtet sie augenzwinkernd, habe ihr gelegentlich als Ghostwriter ausgeholfen.

Tübinger testen – auf eigene Kosten

Auch das ist inzwischen eine Weile her. Inzwischen ist Lisa Federle 61, was ihre Begleiter dazu motivierte, „60 Jahre und kein bisschen weise“ anzustimmen. Als weitere Reminiszenzen folgten eine Geburtstagsfeier des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer, bei der kein Alkohol ausgeschenkt wurde – „fast ein Kindergeburtstag“ – und natürlich die Corona-Pandemie, bei der Lisa Federle erst einmal auf eigene Rechnung die Tübinger Bevölkerung testete – Kuhn und seine Bandkollegen, die in dieser Zeit nicht auftreten durften, packten dabei tatkräftig an, wodurch sich die Freundschaft weiter vertiefte. Und so durfte der Abschluss-Song „Fremde oder Freunde“ nicht fehlen. Das Schlusswort sprachen Dieter Thomas Kuhn und das Publikum: „Uns hat’s brutal viel Spaß gemacht“, rief er in den Saal. „Uns auch!“ schallte es zurück.