Das Stuttgarter Linden-Museum für Völkerkunde. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Laut einem Bericht des SWR habe Namibia bereits vor zwei Jahren die Rückgabe der Familienbibel seines Nationalhelden Hendrik Witbooi gefordert. Geschehen sei bisher aber nichts.

Stuttgart/Freiburg - Erneut steht ein Kunstwerk aus dem renommierten Stuttgarter Linden-Museum für Völkerkunde im Fokus internationaler Verstrickungen. Namibia hat bereits vor zwei Jahren die Familienbibel seines Nationalhelden Hendrik Witbooi zurückverlangt, wie der Südwestrundfunk (SWR) am Freitag berichtete. Die Landesregierung habe die Rückgabe aber mit der Begründung abgelehnt, dass die Besitzverhältnisse nicht geklärt seien, bestätigte ein Sprecher des Kunstministeriums. „Seither haben wir nichts mehr gehört“, sagte der Sprecher am Freitag.

Der Direktor des kulturwissenschaftlichen Arnold-Bergstraesser-Instituts an der Universität Freiburg, Reinhart Kößler, sieht diese Haltung kritisch: „Diese Bibel ist laut der Aussage des Linden-Museums selbst bei dem Überfall der Schutztruppe auf die Ansiedlung Hornkranz am 12. April 1893 erbeutet worden. Dieser Angriff war eine völkerrechtswidrige Aktion im Rahmen dieser kolonialen Eroberungsstrategien“, sagte Kößler im SWR.

Kunststaatssekretär Jürgen Walter (Grüne) brachte als Lösung den Abkauf der Besitzansprüche durch das Land ins Gespräch. Das Linden-Museum brauche die Bibel zu Forschungszwecken. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte kürzlich eine aus Hehler-Händen stammende Statue der Göttin aus dem Museum an Indien zurückgegeben.