Stefan Schindler und Ingrid Wrobel stellen die Aktion "Bücher auf Rädern" vor.Foto: Zieglwalner Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: "Bücher auf Rädern" für gesundheitlich eingeschränkte Menschen

Der Weg in die Stadtbibliothek ist für manche Menschen nicht so leicht. Körperliche Einschränkungen durch Erkrankungen oder durch das Alter sollen dabei keine Rolle spielen. Denn mit "Büchern auf Radern" kommen die Medien nach Hause.

Villingen-Schwenningen. Senioren und kranke Menschen mit Lesestoff zu versorgen, das hat sich die Stadtbibliothek Villingen-Schwenningen zum Ziel gesetzt. Unter dem Motto "Gemeinsam älter werden" hat sie ein Paket an Angeboten geschnürt, um den Zugang zu Lektüre zu erleichtern. Beim Service "Bücher auf Rädern" kommt beispielsweise jeden Monat eine Kiste voller Medien ins Haus.

Dieser mobile Dienst richtet sich an alle Einwohner der Doppelstadt, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in die Bibliothek kommen können, erklärt Stefan Schindler. Es seien zwar bisher vorwiegend Ältere, die sich regelmäßig Bücher bringen lassen, aber auch jüngere Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder einer Behinderung könnten den Service nutzen. Zudem hat die Bibliothek in Zeiten von Corona einen Lieferdienst eingerichtet, der sich an alle wendet, die einer Risikogruppe angehören, unter Quarantäne stehen oder mindestens 65 Jahre alt sind.

Um alle vier Wochen eine kostenlose Bücherkiste zu erhalten, sind nur wenige Schritte erforderlich: Zunächst gilt es, telefonischen Kontakt aufzunehmen. Je nach Wunsch stellt Schindler eine Kiste mit einer bunten Auswahl an Literatur, Zeitschriften, Sach- und Hörbüchern zusammen, oder er klärt im Gespräch die Interessen ab und sucht entsprechende Medien heraus. Der ersten Lieferung liegt das Anmeldeformular für den Bibliotheksausweis bei. Außer der Jahresgebühr fallen für die Leser keine weiteren Kosten für die alle vier Wochen ausgetauschten Bücherkisten an.

"Wenn es diesen Service nicht gäbe, wären einige Menschen nicht mit Literatur versorgt und hätten nur noch ihren Fernseher", stellt Schindler fest. Und einigen der Leser eröffne der mobile Dienst nicht nur einen Zugang zur Welt der Bücher, sondern auch Kontakt zu Menschen. "Viele freuen sich über Gespräche bei der Anlieferung der Kiste", schildert er seine Beobachtungen. Da jedoch die Zeit für den Bibliothekar für Unterhaltungen begrenzt ist, zudem teils längere Anfahrtswege in der Doppelstadt und ihren Teilorten anfallen, setzt er auf Helfer. Einerseits ist schon seit Jahren das Deutsche Rote Kreuz im Einsatz, andererseits hat die Bibliothek gemeinsam mit der städtischen Ehrenamtsbeauftragten Carolin Radtke die Idee entwickelt, über die Ehrenamtsbörse weitere Mitstreiter zu finden.

Eine, die über einen ersten Aufruf in einem Zeitungsartikel im Herbst bereits zum Team stieß, ist Ingrid Wrobel. Sie ist selbst ein Lesefan, "Bücher begleiten mich seit meinem zweiten Schuljahr", erzählt sie. So stand schnell für sie fest, dass diese Aufgabe genau richtig für sie ist. Wegen Corona sei es derzeit leider nur ein reines Bringen und Abholen der Kiste an der Haustüre, eine wirkliche Begegnung nicht möglich. Sonst nehme sie sich gerne mal die Zeit für einen kurzen Plausch. So hält sie es auch für wichtig, für diese Tätigkeit ein offenes Ohr mitzubringen. Allerdings gelte es, sich nicht aufzudrängen, manche Abonnenten wollten nur die Bücherkiste entgegennehmen, für andere spiele der Kontakt eine wichtige Rolle. "Das muss sich einfach langsam entwickeln", erklärt Ingrid Wrobel.

Über diese Unterstützung ist Schindler froh, will er doch für "Bücher auf Rädern" neue Leser gewinnen und den Service ausbauen, gerade mit Blick auf den wichtigen Stellenwert der Kommunikation für Senioren, die alleine oder in Wohnheimen leben. Oft seien es auch Pflegekräfte oder Angehörige, die ihn anrufen und eine erste Kiste bestellen. Überhaupt nutzten einige Heime das Angebot gerne, sodass regelmäßig neue Lektüre für die Bewohner zur Verfügung steht. Zudem gebe es Demenzkisten und -taschen mit Hörspielen, DVDs, einfacher Lektüre, Spielen und Aktivierungsangeboten, die sowohl für Pflegekräfte als auch für Angehörige gedacht sind. "Das läuft richtig gut", betont der Bibliothekar. Bei den privaten Haushalten seien es rund 15 Nutzer, die regelmäßig ihren Lesestoff auf Rädern beziehen. "Da möchte ich noch mehr Einzelpersonen ansprechen, die nicht mehr auf die Straße kommen", erklärt Schindler. So rührt er kräftig die Werbetrommel, um auf die Bücherkiste aufmerksam zu machen und zusätzliche Ehrenamtliche für den Lieferservice zu begeistern.

Beim kostenlosen Service "Bücher auf Rädern" der Stadtbibliothek Villingen-Schwenningen erhalten Abonnenten, die nicht selbst die Bibliothek besuchen können, ein Mal im Monat eine Medienbox. Ansprechpartner ist Stefan Schindler, Telefon 07720/82 22 44 und E-Mail bibliothek@villingen-schwenningen.de. Nach dem ersten telefonischen Kontakt kommt die Kiste regelmäßig ins Haus. Für Anlieferung und Abholung der Medien sind weitere Ehrenamtliche gefragt. Derzeit sind drei Helfer bereits im Einsatz, drei weitere Mitstreiter warten auf die ersten Aufträge. Zusätzliche Unterstützer kann die Bibliothek in der gesamten Doppelstadt gebrauchen, um die Lieferdienste entsprechend des Wohnorts einzuteilen. Weitere Informationen gibt es ebenfalls bei Stefan Schindler.