Roberto Chiari steht am Null-Stein am Kap Finisterre am Ende der Welt. Er umarmt den Stein mit der Jakobsmuschel. Foto: Chiari

Bad Liebenzells Bürgermeister Roberto Chiari ist eine begeisterte Pilger auf dem Jakobsweg. Er kümmert sich derzeit darum, im Nordschwarzwald eine Lücke im insgesamt 25 000 Kilometer langen Wegenetz zu schließen.

Bad Liebenzell - Chiari selbst legte bereits 6000 Kilometer auf dem Jakobsweg zurück. Ziel aller Pilger ist der Wallfahrtsort Santiago de Compostela im Nordwesten von Spanien. Dort soll das Grab des heiligen Jakobus sein. Mit dem Buch von Hape Kerkeling "Ich bin dann mal weg", erschienen 2006, erlebte das Pilgern auf dem Jakobsweg einen regelrechten Hype. Die Pilgerzahlen stiegen immer weiter. Waren 2003 knapp 6000 Menschen auf diesen Wegen unterwegs, stieg die Zahl bis 2006 nur moderat auf rund 8000 an. Aufgrund des Buches von Kerkeling folgte 2007 ein Sprung auf fast 14 000 Pilger, wie Chiari eigens in einer Statistik zusammengefasst hat. 2019, dem letzten Jahr vor der Corona-Krise, waren sogar 26 000 Pilger auf dem Jakobsweg unterwegs.

Mit Schmerzen umgehen

Der religiöse Aspekt steht dabei heutzutage nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, den Alltag hinter sich zu lassen. Jeder Jakobsweg beginnt vor der eigenen Haustür. Chiari lernte auf dem Pilgerweg, mit Schmerzen und Emotionen umzugehen und durchzuhalten. Unterwegs ließ er immer mehr Ballast zurück und erlebte eine Art Wiedergeburt. In Santiago de Compostela komme der Pilger als neuer Mensch an, so Chiari. Gläubige hoffen vor allem auf den Erlass von Sündenstrafen. Dieser Aspekt war besonders im Mittelalter wichtig.

Mühevolle Kleinarbeit

Chiari bedauert, dass es im Nordschwarzwald eine Lücke im Netz der Jakobswege gibt. Er will diese Lücke schließen. Denn im Mittelalter waren auch in der Region sehr wohl Pilger unterwegs. Chiari konstruierte in mühevoller Kleinarbeit ihre Wege und schlug der badischen Jakobsgesellschaft mit Sitz in Bad Krozingen einen Jakobsweg durch den Nordschwarzwald vor. Die 140 Kilometer lange Strecke führt durch 17 Kommunen und sechs Landkreise. Er beginnt in Sinsheim und endet in Horb. Natürlich führt er auch durch Bad Liebenzell. Weil die Idee von Chiari und damit aus Bad Liebenzell kommt, heißt die neue Pilgerstrecke Liebenzeller Jakobsweg. So will es die badische Jakobsgesellschaft mit Sitz in Bad Krozingen. Das freut den Bürgermeister ganz besonders. Bad Liebenzell könnte dadurch seinen Bekanntheitsgrad steigern.

Weitere Mitstreiter gesucht

Bei der Jahreshauptversammlung der badischen Jakobsgesellschaft am Samstag, 19. November, in Breisach am Rhein stellt Chiari seine Pläne für den Liebenzeller Jakobsweg vor. Eine Mannschaft zum Aufstellen der Schilder auf dem neuen Jakobsweg hat Chiari bereits zusammen. Dabei dürfen sich gerne weitere Mitstreiter melden: "Eingeladen sind alle pilgerbegeisterten Menschen." Bei der Ausschilderung berücksichtigen die Helfer bereits bestehende Wanderwege. Sie wollen im nächsten Frühjahr die Schilder aufstellen, so Chiari über den Zeitplan. Im Sommer soll es in jeder der 17 Kommunen eine Einweihungsfeier mit einem ökumenischen Gottesdienst geben. Dabei schwebt Chiari der 25. Juli vor. Das ist der Namenstag des heiligen Jakobus.