Der Marktplatz könnte mit Lichtlinien und Spots am Brunnen illuminiert werden. Foto: Cools

Die Sulzer Innenstadt soll attraktiver werden – darin waren sich alle Stadträte am Montag einig. Bezüglich des geplanten Beleuchtungskonzeptes hagelte es jedoch Kritik. Mancher bezeichnete es als "Spielerei".

Sulz - Sozusagen mit der "externen Brille", wie Stadtbaumeister Reiner Wössner am Montag im Gemeinderat sagte, hatte sich Torsten Braun vom Büro "Die Lichtplaner" aus Limburg die Stadt angesehen. Ausgangspunkt der Betrachtung waren die früheren Gemeinderatsbeschlüsse für ein neues Verkehrskonzept und einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich in der Innenstadt gewesen.

Brauns Erstbegehung hatte im März unter Beteiligung des Kernstadtbeiratsvorsitzenden stattgefunden. Neben einer energetischen Sanierung schlug der Planer vor, einzelne Punkte im Bereich des Marktplatzes sowie in der Unteren und Oberen Hauptstraße mithilfe von Licht hervorzuheben, um die Stadt attraktiver aussehen zu lassen.

95 Prozent der Beleuchtungsstandorte könne man so lassen wie aktuell, so dass auch keine neu Vernetzung nötig werde, so Braun. Im Vergleich zum Status quo sollte die neue Beleuchtung jedoch weder nach hinten noch nach oben strahlen. Stattdessen wollte man einzelne Punkte beleuchten.

Warmweiße Lichtfarbe

Einer davon ist beispielsweise der Brunnen an der Ecke Untere Hauptstraße/Sonnenstraße. Die Beleuchtung müsse schlüssig sein und dürfe sich nicht aufdrängen, meinte Braun. Ein Stück der Stadtmauer in der Oberen Hauptstraße biete sich auch zur Beleuchtung an, ebenso der Narrenbrunnen mit Optimist und Pessimist, der bei Nacht bislang gar nicht zu sehen sei.

Sinnvoll sei eine warmweiße Lichtfarbe, die keine Insekten anlocke. Für den Marktplatz stellte sich Braun eine lineare, umlaufende Fassadenbeleuchtung und einzelne Spots beim Brunnen vor. Das schaffe Atmosphäre.

Als Ersatz für die bisherigen, grünen Lichtstelen nannte Torsten Braun Alurohrstelen mit fünf Lichtköpfen, bei denen man Lichtintensität beziehungsweise -temperatur variieren könne. In der Weihnachtszeit könne man so ohne nennenswerte zusätzliche Kosten eine Art Kerzenschein-Licht einstellen.

Eine große Energieersparnis erreiche man durch die Erneuerung nicht, meinte Braun auf Nachfrage von Gabriele Brucker (GAL). Das liege allerdings daran, dass die Leuchten in Sulz schon jetzt recht energieeffizient seien. Die LED-Lampen benötigten 36 bis 40 Watt, die bisherigen Lampen rund 50 Watt. Dafür werde man mit der neuen Beleuchtung deutlich weniger Arbeit haben, weil sie langlebiger sei, prognostizierte er. Man müsse auch nicht das gesamte Konzept auf einmal umsetzen (Kostenpunkt insgesamt rund 240 000 Euro), sondern könne es abschnittsweise realisieren.

Eberhard Stiehle (FWV) gefiel das Konzept. Der Kernstadtbeirat habe sich das Beleuchtungskonzept gewünscht. Er erkundigte sich nach der Waldhornbrücke. Diese müsse zweiseitig betrachtet werden, meinte Braun. Im Moment sei es eine "Zweckbeleuchtung, die schön aussehen soll". Alles von einem Standpunkt aus zu beleuchten, funktioniere aber nicht. Stattdessen müsse man einerseits die Fahrbahn und andererseits die Brücke selbst konsequent beleuchten.

"Wer läuft da nachts?"

Die Beleuchtung der Waldhornbrücke sei das ursprüngliche Anliegen gewesen, ergriff André Amon (SPD) das Wort. Und nun rede man über "touristische Beleuchtung". Die energetische Sanierung der Beleuchtung für den Verkehr und die Fußgänger sei seiner Ansicht nach absolut in Ordnung beziehungsweise gehe sogar noch nicht weit genug. "Mir fehlt da ein Konzept für den Weg zu den Schulen", meinte Amon.

Er fand generell, dass Sulz vielmehr ein Gesamtkonzept, das auch ein Vorgehen gegen Bauruinen und einen Plan zum Ausbau des Radnetzes enthält, benötige, um die Innenstadt insgesamt attraktiver zu machen.

Auch Heidi Kuhring (GAL) fand, dass die Gesamtbeleuchtung eine recht große Nummer sei. Angesichts dessen, dass in Fischingen Plätze im Kindergarten fehlten und anderen Baustellen, müsse man Prioritäten setzen, fand sie. Die energetische Sanierung sei aber zweifelsohne nötig.

Andrea Dreher (CDU) schlug einen härteren Ton an. Für sie sei das Konzept Spielerei. "Ich mag Sulz, aber wer läuft da nachts durch? Da gibt's ja nichts." Das Geld sollte ihrer Ansicht nach lieber woanders investiert werden.

Nach der Diskussion schlug Bürgermeister Gerd Hieber vor, dem Projekt nicht, wie eigentlich geplant, zuzustimmen, sondern das Thema im Rahmen der Haushaltsberatungen noch einmal aufzugreifen. Diesem Vorschlag stimmten alle mit einer Enthaltung von Jürgen Huber (FWV) zu.