Aufmarsch der Impfgegner in Baiersbronn. Jetzt ermittelt die Polizei gegen die Organisatoren. Foto: Müller

Der Aufzug der Impfgegner in Baiersbronn am Montag vor der Praxis "Hausärzte am Spritzenhaus" beschäftigt weiterhin Teile der Öffentlichkeit – und auch die Behörden.

Freudenstadt/Baiersbronn - Die Polizei hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Versammlungsleiter eingeleitet, teilt sie auf Anfrage unserer Redaktion mit. Grund sei der Verdacht des Verstoßes gegen die Pflicht, eine Versammlung anzumelden. Nach Abschluss der Ermittlungen werde der Vorgang als Strafanzeige an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet. Zudem habe sie die Gruppe "Freiheitsboten Freudenstadt" auf dem Nachrichtendienst "Telegram" im Blick, wo zu dem Aufzug aufgerufen worden war.

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In Freudenstadt hatte es zur gleichen Zeit einen "Lichterspaziergang" der Impfgegner gegeben, bei dem die Teilnehmer Kerzen am Rathaus abstellten. Aus dem Rathaus heißt es dazu auf Anfrage unserer Redaktion, dass die Stadtverwaltung die Entwicklung in Abstimmung mit der Polizei beobachte und, falls erforderlich, weitere Schritte einleiten werde. Ob ein Ermittlungsverfahren zu diesem "Lichterspaziergang" eingeleitet wird, werde noch geprüft, heißt es bei der Polizei dazu.

Wer verbirgt sich hinter "Freiheitsboten"?

Doch wer verbirgt sich hinter den Mitgliedernamen in der "Telegram"-Gruppe "Freiheitsboten Freudenstadt"? "Ich bin das nicht", sagt Claudia Eisele (65) aus Glatten, die im Familienunternehmen Hans Eisele GmbH arbeitet und deren Namen im Chatverlauf auftaucht. Sie halte viel von Meinungsfreiheit und offener Diskussion, finde die Aktion vor der Praxis allerdings "nicht gut" und bewege sich auch nicht in solchen Foren.

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Sie könne Leute verstehen, die Corona-Impfungen skeptisch gegenüberstünden. "Ich selbst bin geimpft und geboostert", so Eisele. "Ich kenne keinen, der von der Impfung einen Schaden davongetragen hat. Aber ich kenne Menschen, die Schäden durch Covid-19 erlitten haben."

Im Fall des Aufrufs, sich im Internet über die "Hausärzte am Spritzenhaus" "auszutoben", der einem Mitarbeiter des DRK-Kreisverbands zugeordnet wurde, sagte Dieter Dettinger, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands, dass man eine Stellungnahme des Betroffenen eingefordert habe. Das arbeitsrechtliche Instrumentarium sei gezogen und zwei Anwälte eingeschaltet worden.