Das 9-Euro-Ticket ist bald Geschichte. Foto: dpa/Christian Charisius

Am Mittwoch können die Menschen zum letzten Mal mit dem 9-Euro-Ticket fahren. Danach heißt es: Tschüss, günstiges Ticket! Zeit für einen kleinen Rückblick.

Gedränge auf Bahnsteigen, proppevolle Züge, Verspätungen bis hin zu Totalausfällen – nicht alle Bahnkunden werden das 9-Euro-Ticket in guter Erinnerung behalten. Reisen während der Rabattaktion trieb den Frustpegel bei manchen so hoch, dass sogar die Polizei bisweilen anrücken musste. So wie es neulich in Stuttgart der Fall war, als die Fäuste flogen beim Kampf um einen Sitzplatz.

Drei Monate lang konnten Abonnenten sowie Inhaber des 9-Euro-Tickets für jeweils neun Euro nicht nur durch Stuttgart, sondern durchs ganze Bundesgebiet fahren. Der Run auf die Aktion war riesig: Rufe nach einer Nachfolgeregel werden laut – doch wie es weitergeht ist völlig offen.

Nach diesem Mittwoch läuft die Rabattaktion aus: Zeit für einen kleinen Rückblick!

1. Wer mit dem Billigticket sogar Taxi fahren durfte

Das 9-Euro-Ticket galt zwar bekanntlich nur in Bussen, Bahnen und Regionalzügen – doch mancherorts waren sogar Taxifahrten mit dem Billigticket inklusive. Etwa im Landkreis Schwäbisch Hall werden auf einigen Strecken Rufbusse eingesetzt – und dabei kommen in den meisten Fällen Taxis zum Einsatz. Ohne Aufpreis im persönlichen Shuttle nach Hause – so mancher Reisende durfte sich freuen.

2. Punks machen Ärger auf Sylt

Die Einführung des 9-Euro-Tickets trieb bisweilen kuriose Blüten – und hat etwa dazu geführt, dass viele Punks zu der Nordseeinsel reisten, dort sorgten sie oft für Ärger. Viel wurde vorab gespottet und debattiert über Sylt als Traumziel von 9-Euro-Ticket-Käufern - den befürchteten Ausnahmezustand erlebte die Insel zwar nicht – aber ein paar feierwütige Punks machten bundesweit Schlagzeilen.

3. Gratismentalität und Porsche-Spott

Würde die FDP als Alternative zu günstigen Bahntickets dazu raten, Porsche zu fahren? Wohl eher nicht. Plakate, die diesen Eindruck erwecken, stammen jedenfalls nicht von der Partei. Auslöser für die Aktion: Finanzminister Christian Lindner hatte deutlich gemacht, dass er von einer „Gratismentalität à la bedingungsloses Grundeinkommen“ im öffentlichen Nahverkehr nicht überzeugt sei.

4. Riesiger Run auf das Billigticket

Das Billigticket entpuppte sich schnell als Kassenschlager: Rund 52 Millionen Tickets sind laut Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) verkauft worden. Hinzu kommen mehr als zehn Millionen Abonnenten, die das vergünstigte Ticket automatisch erhalten haben.

5. Was nach dem 9-Euro-Ticket kommt

Von 9 bis 69 Euro sind inzwischen zahlreiche Vorschläge gemacht worden. Die SPD etwa hat ein bundesweites 49-Euro-Ticket ins Spiel gebracht, die Grünen wollen das um ein regionales Monatsticket für 29 Euro ergänzen. Der VDV hatte sich für ein 69-Euro-Ticket ausgesprochen – wie es weitergeht, ist völlig offen. Das größte Hindernis ist die Finanzierungsfrage.

6. So viel voller waren die Züge wirklich

Die Bahn hat ausgerechnet: In ihren Zügen waren etwa zehn Prozent mehr Menschen unterwegs. Wenn vorher also 100 Leute mit dem Zug fuhren, taten das nun 110 Menschen. Die meisten Fahrgäste waren allerdings auch vor dem neuen Ticket schon mit dem Nahverkehr unterwegs. Nur jeder fünfte Ticketbesitzer kam neu dazu, sagt die Bahn.

7. So fällt die Umweltbilanz aus

Einer VDV-Umfrage zufolge haben rund zehn Prozent der Nutzerinnen und Nutzer des 9-Euro-Tickets mindestens einmal ihr Auto zugunsten von Bus oder Bahn stehen lassen. 1,8 Millionen Tonnen CO2 seien auf diese Weise eingespart worden, rechnet der Verband weiter aus. Doch andere Studien kommen zu deutlich niedrigeren Werten. Das RWI-Leibnitz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen etwa hat für den gleichen Zeitraum eine mindestens drei Mal niedrigere CO2-Ersparnis errechnet.