Das Römische Freilichtmuseum in Stein öffnet an diesem Samstag, 29. März, um 10 Uhr wieder – und die Helfer erledigen derzeit die letzten Arbeiten kurz vor dem Start der Saison.
Karl-Heinz Gönner sitzt am wolkenverhangenen Mittwochmorgen in der antiken Toilettenanlage: Mit dem Pinsel in der Hand verziert er die Mauerreste mit einem Graffiti – fast so wie in öffentlichen Toiletten, nur mit dem Unterschied, dass die Römer ganz offensichtlich bemerkenswert origineller waren.
Der Spruch ist lateinisch und heißt übersetzt: „Ich wundere mich, Wand, dass Du noch nicht zusammengestürzt bist, die du doch das blöde Zeug so vieler Schreiber aushalten musst“. In der Originalsprache würde sich der Spruch das sogar reimen, er stammt aus dem antiken Pompeji, nun kann man ihn auch in Hechingen-Stein lesen.
Drei Container aufgestellt
Gönner und weitere Mitglieder des Fördervereins hatten bereits in den vergangenen Wochen einige Arbeit zum Saisonstart hinter sich. Das Laub ich zusammengerecht, die Wege sauber und das Gras gerupft. Neu aufgestellt worden sind drei Container. Der „Bauhof“, wie Gerd Schollian es nennt, sei nun „für teures Geld“ so ordentlich, dass das Denkmalamt dort später ein Büro erhält. Schollian aus Anlass eines Führungswechsels bei der Behörde: „Wir hoffen, dass das Denkmalamt dahinter bleibt“ – dass die staatlich organisierten Archäologen den Arbeitsplatz nutzen, ist nicht garantiert.
Arbeiten an Nordmauer
Und in direkter Nähe befindet sich das nächste Projekt, des vermutlich umtriebigsten Vereinsvorsitzenden Hechingens, Gerd Schollian: Er wird die Nordmauer stückweise bis zum Eckturm vervollständigen. Ein kleiner Graben dafür ist schon ausgehoben. Bereits im vergangenen Jahr hatte er das Nordtor rekonstruiert. Dies gibt den Besuchern einen leisen Eindruck von der einstigen Größe der Anlage.
Mehrere Speicherbauten
Wie Schollian berichtet, gibt es noch viel zum Ausgraben. Derzeit werden hinter dem Nordtor großflächig Bäume gefällt. Was dem Forst nicht gut bekommt, ist für das Römermuseum eine Chance: In diesem Bereich werden nämlich mehrere Speicherbauten vermutet. Die Römer lagerten dort das geerntete Getreide. Offenbar gibt es noch mehr, was in der Erde schlummert: Erstaunlich sind die Überreste eines bislang nicht näher definierten Monuments.
Überreste eines Monuments
Die behauenen Steine waren durch Zufalle entdeckt worden und ein Teil von ihnen liegt nun im Museum aus. Zu erkennen sind darauf die Brust von Herkules, ein Pferd, Beine und Füße. Schollian spricht von einem „Pfeilerdenkmal“ mit in Stein gemeißelten Weihegottheiten. Einst thronte es weit oberhalb der Anlage: Es müsste einen Sockel mit vier bis fünf Metern breite sowie eine Höhe von acht bis zehn Metern gehabt haben. Anscheinend wurde es später gewaltsam zerstört. Für die Überreste hat der Förderverein im Museum eigens einen Raum eingerichtet.
So viel ist sicher: Die Arbeit geht dem Förderverein nicht aus. Eines der nächsten Projekte Schollians ist die Außenmauer, die er neu verputzen wird. Eins wird bei den Vorbereitungen auf die neue Saison einmal mehr klar: Die Instandhaltung und der Unterhalt der großen Anlage sind eine Riesenaufgabe.