Das Grab des ehemaligen Bundestagsabgeordneten, Rundfunkreporters und -moderators Manfred Wende und seiner schreibenden Kollegin und Frau Kristina Schober-Wende auf dem Bad Wildbader Friedhof. Foto: Schabert

Auf dem Waldfriedhof gibt es seit 2015 das Doppelgrab des mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichneten ehemaligen Bundestagsabgeordneten Manfred Wende und der Autorin und Schauspielerin Kristina Schober-Wende. Wer waren diese Frau und dieser Mann? Im Gespräch mit alteingesessenen Bad Wildbadern kann meist kein Aufschluss gewonnen werden.

Bad Wildbad - Selbst Stadtrat Jörg Schober, der ja als Gärtnermeister viele Gräber auf dem Friedhof betreut und sich nicht nur dort gut auskennt, musste, auf beide angesprochen, passen. Zu seiner Verwandtschaft gehört die Frau mit dem gleichen Nachnamen nicht. Auch sonst war ihm über das Paar nichts Näheres bekannt. Zu Hans Willy Wende (88), der im Sommerberghotel als Prokurist Prominenz zuhauf bis hin zu den Bundespräsidenten Theodor Heuß und Richard von Weizsäcker betreute, ist Manfred Wende kein Bruder, Neffe oder Onkel. Aber er kannte ihn und vielleicht sind beide entfernt verwandt.

"Wir waren uns schon ein wenig ähnlich und haben auch nachgeforscht", sagt der Mann mit dem gleichem Nachnamen, der den in Bad Wildbad Bestatteten und dessen Familie kannte. Im Gespräch stellten die beiden Männer fest, dass ihre Großväter aus dem gleichen kleinen Ort bei Breslau stammten. Aber weiter kamen sie mit den Erkenntnissen nicht.

Bekannt ist Hans Willy Wende, dass sein Nachnamensvetter SPD-Bundestagsabgeordneter war und dessen Sohn Peter nicht nur der CDU zuneigte, sondern in verantwortlicher Position bei der Jungen Union stand. Diesen kennt er von klein auf und präsentiert ein Foto, auf dem er als Hotelchef Ende der 1960er-Jahre beim Sommerberghotel zusammen mit diesem und Kristina Schober-Wende in die Kamera lacht.

Nach dem Rückzug aus dem Bundestag lebt er zeitweilig in der Bäderstadt

Im Bundestag vertrat Manfred Wende (1927 bis 2015) nach den Wahlen 1969 und 1972 als Abgeordneter der SPD in Bonn den Wahlkreis Waiblingen. 1969 vereinigte er dort 47 Prozent der Erststimmen auf sich. Dies bedeutete bundesweit die höchste Differenz zwischen den Erst- und Zweitstimmen. Nüchtern kommentierte der beliebte Politiker – der vorher als Stadtrat in Reutlingen und von 1971 bis 1978 im Kreistag von Waiblingen und dem Rems-Murr-Kreis wirkte – dies später so: "Die SPD genoss auf Bundesebene eine hohe Akzeptanz, ich selbst war auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Tätigkeit als Rundfunkreporter und im Wahlkreis hat das Wahlkampfteam hervorragend gearbeitet."

Nach seinem Rückzug aus dem Bundestag 1976 aus gesundheitlichen Gründen und später dem Berufsleben als Journalist beim Süddeutschen Rundfunk lebte Wende zeitweilig in Wildbad. Zusammen mit seiner Frau Kristina Schober-Wende verfasste er 2002 das Buch "Köpfe aus der Region Stuttgart", das im Titel unter anderem Lothar Späth zeigt. Seine Frau setzte damit ihr Wirken als Autorin mit ihm zusammen fort. Schon zuvor hatte sie 2000 den 208-seitigen Band "Stuttgarter Köpfe" verfasst, in dem Biografien und Erinnerungen von 100 bekannten Stuttgartern zusammengefasst sind. Lob spendete im Jahr 2000 bei der Vorstellung des im Hohenheim-Verlag erschienenen Werks SWR-Intendant Peter Voß für die Autorin. Er bezeichnete sie als "Brückenbauerin", die den Stuttgartern wichtige Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft näher bringe.

"Porträt der Woche" von Schober-Wende ist Meistgelesen

Der damalige baden-württembergische Staatsminister Christof Palmer sagte dazu in einem SWR-Interview: Seit 17 Jahren zähle das "Porträt der Woche" von Schober-Wende "im ›Stuttgarter Wochenblatt‹ zum Meistgelesenen, was in Stuttgart veröffentlicht wird". Aus 850 Porträts in all den Jahren zuvor hatte Kristina Schober-Wende 100 für ihr Buch ausgewählt und überarbeitet. Darunter finden sich so bekannte Namen wie der von Ballett-Direktorin Marcia Haidée, Ministerin Annemarie Griesinger oder dem Organisator und Leiter von Massenchor-Auftritten, Gotthilf Fischer.

Nach dem Tod seiner Frau hatte Manfred Wende eine Partnerschaft mit Hedi Füessel. Die heute 80-Jährige erzählt gleichermaßen mit Begeisterung und Trauer aus der gemeinsamen Zeit von 15 Jahren, wo beide das Stuttgarter Kulturangebot nutzend zeitweise auch einen Wohnsitz in der Landeshauptstadt besaßen. Füessel hatte in ihrer ursprünglichen Heimatstadt München einen schweren Unfall, bei dem sie knapp dem Tod entging. Deshalb kam sie mit 22 nach Wildbad, um auf dem Sommerberg im berühmten Halter-Institut wenigstens einen Teil ihrer Bewegungsfähigkeit wieder zurück zu bekommen. Seither ist sie Bürgerin der Bäderstadt. Beruflich stand die trotz aller Unfallfolgen muntere Seniorin in Diensten der Kurverwaltung.

Beim Gang über den Friedhof weckt so mancher Name auf einem Grabstein Erinnerungen. Oft geht es dabei um eine ganz persönliche Verbundenheit. Manchmal steckt dahinter aber – auch auf dem Waldfriedhof – ein Prominenter oder besonders verdienter Mitbürger. Dann interessiert die hinter dem Namen steckende Geschichte vielleicht viele Leser. In einer kleinen Serie soll in unregelmäßigen Abständen berichtet werden.