Burgverwalterin Anja Hoppe las im Ohrenkino in der Villa Eugenia aus dem Buch "Ein Gentleman in Moskau" von Amor Towles. Foto: Stopper

Adel – im Idealfall macht ihn nicht nur Klüngeldenken, Macht und Vermögen aus, sondern eine tadellose Haltung auch schlimmen Umständen. Von einem Adligen der zweiten Sorte handelte das Buch, aus dem Burgverwalterin Anja Hoppe im Ohrenkino der Villa Eugenia vorlas.

Hechingen - Es kam ziemlich genau die Zahl an Besuchern, die unter den vorgeschriebenen Abstandsregeln in der Rotunde untergebracht werden dürfen. Das Licht war gedimmt, der Stuck warf geheimnisvolle Schatten, und Anja Hoppe an ihrem Lesetisch wurde von einem fünfkerzigen Leuchter ins bestes Licht gehüllt. Man konnte sich zurückversetzen in jene Zeit, als in diesen Gemächern die fürstlichen Bewohner entspannte Abende erlebten.

Das Buch, das Anja Hoppe mitgebracht hatte, handelte auch von einem Hochadligen, einem Grafen. Allerdings einem russischen, der in der Revolutionszeit zu der Strafe verdonnert wird, den Rest seines Lebens in Hausarrest im Moskauer Hotel Metropol zu verbringen. "Ich lese das Buch jetzt schon zum wiederholten Mal, und ich verschenke es immer wieder", schilderte Hoppe ihre Begeisterung für diesen Text, den erstaunlicherweise ein US-Investmentbanker geschrieben hat. Buchtitel: "Ein Gentleman in Moskau". Der Autor ist Amor Towles.

Die Welt eines legendären Hotels

In ihrer lebhaften Art nahm sie ihre Zuhörer mit in die Welt eines legendären Hotels. Hoppe erweckte in ihren Texten das Bild eines Grafen zum Leben, der nie die Fassung verliert, Wert auf gute Manieren legt, kaltblütig und warmherzig zugleich ist, der gut mit Hunden kann, aber auch Mädchen die Geheimnisse von Prinzessinen und Duellen näherbringt, und der das Herz einer Dame stilvoll zu erobern weiß.

Wäre Anja Hoppe als Burgverwalterin nicht Prinz Georg Friedrich von Preußen als höchste Instanz verpflichtet, würde sie sicher diesen Grafen als Nummer Eins der Adelsvorbilder einsetzen.

Am Ende strahlte die Ohrenkino-Veranstalterin Anita Maultzsch und Villa-Chef Joachim Wien unter ihren Masken, dass dieser schöne Abend trotz Corona stattfinden konnte. Und sie machten Werbung für das Balalaika-Flügel-Konzert am Sonntag in der Villa. Noch sind Karten frei. Platzreservierung lohnt sich.