Heidi Hagmann ist unter die Kinderbuchautoren gegangen. Foto: Selent-Witowski

Heidi Hagmann hat die Zeit zu Hause während des Corona-Sommers 2020 kreativ genutzt und ist unter die Kinderbuchautoren gegangen. "Fleddy – Die Abenteuer einer kleinen Fledermaus" hat die Simmozheimerin ihr 79-seitiges Büchlein genannt. Das Erstlingswerk nimmt Bezug auf die Tunnelneubau- und Reaktivierungsmaßnahmen für die Hermann-Hesse-Bahn, bei denen die kleinen Tierchen bekanntermaßen eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Simmozheim - Fledermäuse sehen mit den Ohren, fliegen mit den Händen, schlafen kopfüber und sind dadurch eine einzigartige Tierart, eine bei manchen sogar gefürchtete, weil bei den lautlosen Jägern oft unweigerlich an Vampire gedacht wird. Dabei gibt es nur äußerst wenige Fledermausarten, die sich von Blut ernähren. Jedenfalls gelten die nachtaktiven Tierchen als stark gefährdet und sind streng geschützt. Keine Schutzmaßnahmen für Fledermäuse – keine Hesse-Bahn hatte es in den vergangenen Jahren und Monaten unzählige Male für die Planer der zu reaktivierenden Bahnstrecke im Landratsamt geheißen.

Besonderes Erlebnis als Initialzündung

"Die Geschichten in meinem Buch handeln von einer Fledermaus, haben also mit einem sehr aktuellen Thema zu tun, das ich Kindern auf diese Weise nahe bringen möchte", erzählt die Autorin im Gespräch mit unserer Redaktion. Eines Abends habe sie auf der Couch im Wohnzimmer gesessen und draußen sei eine Fledermaus vorbeigeflogen. "Ich habe einem meiner Enkel von dem Erlebnis erzählt. Er meinte nur, er würde auch gerne eines der Tiere sehen." Dann sei eines zum anderen gekommen. Wegen Corona und der damit einhergehenden Beschränkungen habe sie viel Zeit zu Hause verbracht und eine erste Geschichte über eine Fledermaus geschrieben, der sie den Namen "Fleddy" gegeben habe.

Erste Illustrationen zu Papier gebracht

"Ich habe den Text meinem inzwischen verstorbenen Lebensgefährten vorgelesen", erzählt die 72-Jährige. Er sei ein sehr kreativer Hobbymaler gewesen habe alsbald erste Illustrationen zu ihrer Geschichte auf Papier gebannt. So verging der Corona-Sommer 2020 für Hagmann bis in den Herbst hinein mit Schreiben, "es wurde ein regelrechter Selbstläufer". Als der Mann an ihrer Seite starb, hat sie die Manuskripte erst einmal zur Seite gelegt. Da ihr Enkel und seine Freunde die Geschichten über "Fleddy" sehr gerne lesen, habe sie sich irgendwann dazu entschlossen, einen Probedruck machen zu lassen. "Die Handlung spielt sich in der Umgebung von Simmozheim ab, und wer sich etwas auskennt, kann beim Lesen verschiedene Orte und Plätze erkennen", verrät die Autorin. Die Alte Mühle zum Beispiel oder die Gegend rund um den Geißberg. "Fleddy" wohnt in einer verfallenen Holzhütte am Waldrand. Wenn es dunkel wird, beginnt ihre Futtersuche. "Fledermausfest auf dem Geißberg" heißt ein Kapitel, ein anderes "Der Tunnel und die Fledermäuse". In insgesamt 13 Episoden erlebt das Tierchen jede Menge Abenteuer.

Lesen schon immer große Leidenschaft

Hagmann selbst war schon immer eine Leseratte. Krimis stehen bei ihr ganz hoch im Kurs. Erst neulich war sie auf der Frankfurter Buchmesse, um sich über Neuerscheinungen zu informieren. Für die bevorstehenden kälteren Herbst- und Wintertage hat sie schon einen Bücherstapel aufgetürmt, in den sie sich vertiefen will. "Ich war früher mit meinen Kindern zum einen immer viel in der Natur unterwegs und zum anderen habe ich ihnen sehr viel vorgelesen. Das tue ich auch bei meinen Enkeln", sagt die Autorin, die ursprünglich aus Rheinland-Pfalz stammt und seit rund 50 Jahren in Simmozheim lebt. "Ich stand damals mit meinem inzwischen ebenfalls verstorbenen Mann oben auf dem Geißberg, habe auf den Ort hinuntergeschaut und gesagt: Da will ich wohnen. Wir haben dann unterhalb des Hangs unser Haus gebaut", blickt Hagmann auf die Anfänge in ihrer Wahlheimat zurück.

Gärtnern als pure Entspannung

Ihrer Kreativität lässt die Autorin inzwischen auch bei der Bildhauerei freien Lauf. Ihr Lieblingshobby ist aber schon lange das Gärtnern: "Da kann ich entspannen und es kommen mir viele Gedanken". Und immer, wenn sie ihr erstes Kinderbuch in Händen hält, ist sie sofort bei ihrem verstorbenen Lebensgefährten: "Das Büchlein ist für mich und die ganze Familie eine schöne Erinnerung an ihn".