Freuen sich aufs 50. Jubiläum (von links): Akela Ude-Groß, Leonie Ditz, Rainer Brandner und Martin März mit Schülern der Weiherschule. Foto: Gern

Deutsch, Mathe, Selbstständigkeit: Jeden Schüler in seinen Fähigkeiten zu stärken, das ist das Ziel der Weiherschule. Nun feiert sie 50. Jubiläum.

Hechingen - Sie lernen in kleinen Klassen, haben zahlreiche Unterstützer an ihrer Seite: An der Weiherschule in Hechingen lernen schwerbehinderte Kinder und Jugendliche, autistische Schüler, Kinder, die spezielle Betreuung brauchen. "Wir haben keine Noten, jedes Kind wird individuell unterrichtet", sagt Schulleiter Rainer Brandner.

Die Geschichte

Einst auf Initiative der Lebenshilfe gegründet, wurde die Schule 1972 eröffnet, damals als Sonderschule für bildungsschwache Kinder und Jugendliche. 33 Schüler waren es zu Beginn, "doch die Zahlen sind mit den Jahren gestiegen", erzählt Brandner. Die Kinder und Jugendlichen hätten zuvor Kindergarten und Schule in Empfingen besucht, seien dann aber im Zollernalbkreis angekommen. Schüler aus Burladingen und Balingen, aus Haigerloch und Jungingen, Hechingen oder auch Rangendingen kommen inzwischen an die Weiherschule. 81 sind es, die Klassen sind klein: Der Teiler liegt bei sechs.

Das Schulleben

"In der Regel fällt es im Kindergarten auf, dass die Kinder eine geistige Behinderung haben", erklärt Brandner. Mit einer Frühförderung werde dann schon gestartet. Im ersten Schuljahr gehe es ums Ankommen. "Und wir schauen: Was braucht der Schüler, wo steht er?" Mancher fange in Klasse eins an mit Lesen, mit Schreiben, mit Rechnen. "Andere sind aber noch nicht so weit." Sie sortieren, ordnen und lernen so beispielsweise Mengen kennen. Wichtig sei auch Bewegungsförderung, im Raum zu erkennen: Wo ist oben, unten, links, rechts?

Lebenspraktischer Unterricht wird angeboten, Hauswirtschaft ist ein wichtiger Bestandteil. "Da wird zum Beispiel beim Kochen geschaut: Welche Zutaten brauche ich, was muss auf die Einkaufsliste? Und dann gehen wir mit den Schülern einkaufen", erklärt Brandner. Auf den Punkt bringt er es so: "Wir lernen Deutsch, Mathe, Selbstständigkeit."

Die Klassen

Fünf Klassen gibt es in der Grundstufe 1 bis 4, eine weitere Klasse lernt inklusiv in Rangendingen. Die Schüler schauen trotzdem häufig in Hechingen vorbei: "Die Anbindung an die Stammschule geht so nicht verloren", betont Brandner. Dasselbe gilt für eine Klasse der Berufsschulstufe, die in einem anderen Gebäude in Hechingen untergebracht ist. Die Schülerzahlen insgesamt steigen: Neben den sechs Klassen in der Grundstufe hat die Weiherschule vier Hauptstufenklassen von Klasse 5 bis 9 und drei Berufsschulstufen von Klasse 10 bis 12.

Das Gebäude

Nach Fertigstellung des Neubaus am beruflichen Schulzentrum in Hechingen könnten Schüler der Weiherschule auch dort untergebracht werde, teilt Marisa Hahn, Sprecherin des Landratsamtes, unserer Redaktion mit. Konkrete Erweiterungspläne zur Weiherschule selbst gebe es derzeit nicht. "Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass wir zusätzliche Schulräume an der Weiherschule benötigen."

Die Lehrkräfte

Mehr als 30 Lehrer zählt das Kollegium, Brandner lobt es als "engagiert und offen". Es gibt acht FSJ-Stellen – fürs kommende Schuljahr wird noch dringend gesucht. Schüler, Lehrer, Helfer: "Das ist schon eine ordentliche Zahl", sagt Brandner.

Die Zukunftsaussichten

Die meisten Schüler verlassen die Schule nach Klasse 12. "Für den Übergang ins Arbeitsleben kooperieren wir stark mit der Lebenshilfe", berichtet Brandner. Auch Chancen, auf dem ersten Arbeitsmarkt einen Job zu finden, gibt es: "Mancher geht mit einem Arbeitsvertrag aus der Schule."

In der Corona-Zeit seien häufig keine Praktika möglich gewesen, Schüler der Berufsschulstufe blieben teils länger. "Es war einfach noch nicht klar, wohin der Weg geht." Brandner ist froh, dass die Einschränkungen durch die Pandemie auch an der Weiherschule größtenteils gefallen sind. "Für mich war es sehr schwer", erklärt der Schulleiter. "Ich kannte nicht einmal jeden Schüler." Unterrichtet wurde in getrennten Gruppen, durchmischt werden durften sie nicht. Aber das ist vorbei, die Schüler begegnen sich wieder, der Pausenhof ist für alle geöffnet. Brandner: "Die Schulgemeinschaft wächst jetzt wieder stärker zusammen." Da kann das Fest zum 50. Geburtstag kommen.

Weitere Informationen 

■ Feierlichkeiten: Das 50. Jubiläum wird gefeiert mit Festakt und geladenen Gästen am Freitag, 20. Mai. Weiter geht’s mit dem Schulfest am Samstag, 21. Mai. Nach einem Gottesdienst ab 11 Uhr auf dem Schulhof beginnt das Schulfest. Die Schulband spielt – Lehrer und Schüler verschiedener Klassen üben dafür ein Lied ein. Es gibt eine Hüpfburg, Tanzaufführungen sowie Videos, bei denen Schüler zu Wort kommen, und eine Fotoausstellung zum Thema "Kleidung über 50 Jahre". Auf einer Fotowand können Gäste einen Rückblick wagen. Ein Foodtruck der Lebenshilfe wird ebenfalls vor Ort sein.

■ 3G-Regelung: Beim Schulfest gilt 3G, der Zugang wird kontrolliert. Für die Weiherschule als sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung besteht für alle Personen, die nicht quarantänebefreit sind ein Betretungsverbot beziehungsweise die Verpflichtung, einen negativen Test vorzulegen.