Deutsch- und Sportlehrer Einar Resch von der Lucian-Reich-Schule betreut bei der Lernbrücke Fünft- und Sechstklässler. Foto: Fotos: Wöhrle

Zum zweiten Mal werden die sogenannten Lern­brücken in der Lucian-Reich-Schule angeboten. 80 Schüler der Klassenstufen zwei bis neun sind angemeldet, mehr als im vorherigen Jahr.

Hüfingen - Die letzten zwei Ferienwochen verbringen sie freiwillig in der Schule, um das aufzuholen, was während des vergangenen Schuljahres, bedingt durch die Pandemie, nicht erarbeitet werden konnte.

In fünf Gruppen zu je maximal 16 Schülern werden Lerninhalte aufgeholt. Für die beiden Gruppen der insgesamt 29 Grundschüler geht es um die Fächer Deutsch und Mathematik. Für die drei Gruppen der Sekundarstufe, also von der fünften bis zur zehnten Klasse, kommen noch Englisch und die jeweiligen Wahlpflichtfächer dazu. Möglich sind Technik, Französisch oder das Kombinationsfach AES, kurz für Alltagsstruktur, Ernährung und Soziales. Wenn in anderen Fächern Bedarf besteht, kann auch darauf eingegangen werden.

Sozialer Aspekt tut den Schülern gut

Sechs Lehrkräfte und eine Studentin betreuen die Kinder und Jugendlichen von 8 bis 11.45 Uhr, so lange geht der freiwillige Unterricht. Maskenpflicht und Corona-Tests stehen dabei, wie im normalen Schulbetrieb, weiterhin an. Die Lehrkräfte haben sich zu den Inhalten abgesprochen. "Das läuft alles im Vorfeld", sagt Ruth Schütz-Zacher, die Schulleiterin. Ebenso soll auf die einzelnen Schüler eingegangen werden können. Wo die Lehrkräfte Bedarf für die zusätzliche Aufarbeitung sehen, sprechen sie die Eltern auf das Angebot an. Anmelden können Eltern ihre Kinder aber auch von sich aus.

Es geht bei dem Angebot nicht nur darum, Lernstoff aufzuholen. Besonders der soziale Aspekt tut den Schülern gut. Die Schulleiterin ist froh, dass die Schüler wieder in die Schule kommen dürfen. "Die Kinder brauchen ihre Altersgruppe, das tut gut." Obwohl die Schule im Bereich Digitalisierung gut aufgestellt ist, kann im Online-Unterricht nicht so gut auf die einzelnen Schüler eingegangen werden, wie es im Klassenzimmer der Fall wäre. Individuelle Erklärungen seien persönlich viel einfacher als am Bildschirm. Auch kleine Hilfestellungen sind nicht mehr möglich, "weil ich nicht gucken kann", sagt Schütz-Zacher.

Während einige Schüler gut mit dem Unterricht von zu Hause aus umgehen konnten, fiel es anderen schwerer. Besonders die fehlende Struktur sei ein Problem, da diese nur auf dem Papier vorgegeben werden könne, so die Schulleiterin. Besonders die Umstellung von der Ganztagesschule, wo die Kinder den gesamten Schultag in der Gruppe verbringen, zum Unterricht allein zu Hause sei eine große Herausforderung. "Die Interaktion mit Gleichaltrigen fehlt", sagt die Schulleiterin. Online-Unterricht sei nicht das, was die Kinder und Jugendlichen brauchen.

Lernbrücken enden am letzten Ferientag

Die Lernbrücken enden am letzten Ferientag. Dann wird es einen Fachvortrag von zwei Psychologen zu den Auswirkungen des Pandemie-Unterrichts auf Kinder und Jugendliche geben. Das Thema sei ein Schwerpunkt für das kommende Schuljahr, vermutlich auch das darauffolgende.

Auch nach Beginn des Schuljahres wird es Förderangebote geben, um Lernrückstände aufzuholen. Die Thematik "ist nicht nach zwei Wochen Lernbrücke erledigt", sagt Schütz-Zacher. Deshalb wird die Schule das Programm "Rückenwind" anbieten. Im kommenden Schuljahr werde wieder viel Flexibilität nötig sein, erwartet die Schulleiterin. "Vorausschauendes Planen bringt nicht so viel, wenn es um die Pandemie geht."

Bei den Lernbrücken handelt es sich um ein landesweites Lern- und Förderangebot während der letzten beiden Wochen der Sommerferien. Wegen der Schulschließungen durch die Corona-Pandemie konnten im normalen Schulunterricht nicht alle Schüler gleich gut erreicht werden. Insgesamt nehmen laut Kultusministerium rund 61.500 Schüler an mehr als 2000 Schulen an der freiwilligen Aktion teil. Auch die Lehrkräfte, Referendare und sonstige Helfer der Lernbrücken haben sich freiwillig gemeldet, um den Schülern beizuspringen.