Die Streicherklasse der Lembergschule ist ein Erfolg. Aktuell erhalten 28 Drittklässler Unterricht in Kleingruppen für Kontrabass, Cello, Bratsche oder Geige und musizieren auch gemeinsam als Orchester. Viele von ihnen wollen der Musik treu bleiben.
Die Schülerinnen und Schüler der 2a haben ihren ersten „Konzertauftritt“. Die Klasse sitzt im Musiksaal der Schule und singt „Bruder Jakob“, während fünf von ihnen mit Geigen in den Händen den Ton dazu zupfen.
Am Ende des Liedes folgt stürmischer Applaus, einer der jungen Violinisten legt vor dem Publikum eine formvollendete Verbeugung hin. Als es darum geht, mit dem Bogen das erste Mal über die Saiten zu streichen und ein Mitschüler seinem Instrument eine schöne Tonfolge entlockt, sagt dieser mit sehnsüchtigem Ausdruck: „Ich möchte noch einmal ...“
Die Kinder der 2a sind möglicher Teil der künftigen Streicherklasse und nehmen gerade an einem „Instrumenten-Karussell“ teil. Jeden Monat stellen Lehrkräfte etwas Neues vor und am Ende kommt, wenn man mag, die Wahl des persönlichen Lieblingsinstruments.
Gruppendynamik hilft beim Kontrabass-Lernen
Petra Brauer, Rektorin der Lembergschule, ist von dem Projekt Streicherklasse vollkommen begeistert. Drittklässler bilden die Streicherklasse. Dabei wird eng mit der Musikschule kooperiert, die unter anderem auch die Instrumentallehrer und die Leihinstrumente stellt. „Von 60 Schülerinnen und Schülern haben sich 28 dafür entschieden, mitzumachen“, erzählt Brauer. So gebe es jetzt vier Gruppen, in denen mit Kontrabass, Cello, Bratsche oder Geige musiziert werde.
„Kinder haben ein Grundbedürfnis, zu singen und Musik zu machen“, weiß die Pädagogin. Das Besondere an der Streicherklasse sei, dass nicht nur Musikalität, sondern auch persönliche Disziplin und gegenseitige Achtsamkeit – etwa beim gemeinsamen Spiel im Orchester – geschult werden.
Auch bietet das Lernen in den Kleingruppen viele Vorteile. „Hier zieht der eine den anderen mit und es entwickelt sich beim Üben eine ganz tolle Gruppendynamik“, beschreibt Brauer das soziale Geschehen.
Die Begeisterung strahlt aus. „Es kommen immer wieder Zweitklässler zu mir, dir mir stolz verkünden, dass sie jetzt Bratsche anfangen wollen“, erzählt die Rektorin von ihren Alltagserlebnissen.
So brauche man für die Aktion kaum mehr Werbung machen. Denn beim letzten Elternabend hatte die Klasse einen ihrer Auftritte, den sie ganz euphorisch absolvierten. „Sie brennen für ihre Musik“, ist sich Brauer sicher.
Die Kinder sind vom Musikunterricht begeistert
Judith Rentschler, Fachbereichsleiterin für Musik, hat für das Projekt, das von Christian Pöndl, dem Leiter der Städtischen Musikschule, ins Leben gerufen wurde, lobende Worte. „Für die Kinder ist es eine ganz tolle Selbsterfahrung – sie hatten schon zwei Konzerte“, sagt sie.
Die Schülerinnen und Schüler hätten sowohl ein Instrument in der Schule sowie eine zusätzliche Leihgabe bei sich zu Hause, um auch jenseits der Schule üben zu können. So eröffne man Kindern, die sonst kaum Bezug zu Bratsche und Cello gehabt hätten, ganz neue Welten.
„Die Eltern zahlen im Monat für den Gruppenunterricht etwa 30 Euro“, erklärt Rentschler. Im Vergleich dazu kosteten private Einzelstunden bis zu 100 Euro. Die geringe Eigenbeteiligung der Eltern ist nur dank der finanziellen Unterstützung der Hector-Kinderakademie und weiterer Organisationen möglich.
Nach der 3. Klasse stehen den Kindern die Wege der Musik offen. So können weitere Stufen über das Kinderstreichorchester „Jolly Strings“ zum Jugend- bis hin zum Kammerorchester führen. „Drei Viertel der Kinder wollen weitermachen“, verrät sie.