Marcel Langer ist seit August Kammersieger im Beruf KFZ-Mechatronik. Foto: Speicher

Marcel Langer mag alles, was einen Motor hat. Der beste Beruf für ihn also: KFZ-Mechatroniker. Und wie sich zeigt, ist er auch der beste KFZ-Mechatroniker in der Kammer Konstanz.

Wie viele Menschen können sagen, sie haben ihr Hobby – ihre Leidenschaft sogar – zum Beruf gemacht? Im Idealfall mag man den Großteil seiner Tätigkeiten und hat nette Kollegen um sich, die an stressigen Tagen hier und da mal einen Witz erzählen oder an die Mittagspause erinnern.

 

Marcel Langer ist einer dieser Menschen, die ganz offensichtlich nicht noch mehr in ihrem Beruf aufgehen könnten. So dass man sich als außenstehende Person denkt: Ja, das passt. Das soll und muss sogar so. Der 23-Jährige aus Irslingen ist nämlich KFZ-Mechatroniker und wurde kürzlich als Kammersieger ausgezeichnet. Doch wie stellt man so früh fest, dass man eine echte Passion hat?

Erstes Auto mit 14

Marcel Langer kommt gerade aus der Werkstatt des Autohauses Roth, wo er in diesem Jahr seine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker abgeschlossen hat und mittlerweile als Geselle arbeitet. In der schwarzen Arbeitskleidung wirkt er erst mal ganz unscheinbar; umso mehr färbt dann aber seine Begeisterung für KFZ-Mechatronik im Gespräch ab.

Vor rund zwei Monaten erhielt er ein Schreiben, dass er Kammersieger seines Ausbildungsjahrgangs im Bezirk Konstanz wurde. Anmelden oder bewerben müsse man sich dafür nicht, jeder, der in der Kammer Konstanz im vergangenen Februar die Abschlussprüfung ablegte, könnte quasi Kammersieger werden. Insgesamt gibt es acht Kammern in Baden-Württemberg.

Und am 4. Oktober, also vor fast zwei Wochen, ist er gegen die sieben anderen Kammersieger des Landes in Stuttgart angetreten. Dort musste er sich vor allem im Diagnostizieren beweisen, das heißt, in sehr kurzer Zeit Kraftwerkzeuge auf Fehler prüfen.

Dass Autos und mittlerweile auch LKWs sein Ding sind, hat sich schon früh herausgestellt. Ein Stück weit wurde es ihm in die Wiege gelegt, denn sein Opa, Vater und Onkel sind ebenfalls KFZ-Mechatroniker. So richtig spannend wurde es für den 23-Jährigen dann im Alter von 14 Jahren: Da hat er sich sein erstes Auto gekauft – einen gebrauchten VW Golf III für gerade mal 150 Euro. Damals habe er schon mit seinem Opa Autos restauriert, erzählt er – schließlich muss man nicht bis zum 18. Lebensjahr warten, um an Autos rumzuschrauben.

Heute hat der Irslinger fünf Autos und ein altes DDR-Moped zuhause stehen, an denen er nach Feierabend werkelt. „Ich schraube an allem rum, was einen Motor hat“, sagt er und lacht. Und hier kommen wir zu dem Punkt, warum dieser Beruf für Marcel Langer mehr eine Berufung als Job ist: Wenn er morgens um 7.45 Uhr die Werkstatt in Sulz betritt, dann ist das nicht nur Startschuss für einen Arbeitstag, an dem man ihn bis zu seinem Feierabend um 17 Uhr zwischen den Autos und LKWs findet, sondern darüber hinaus auch am Abend beim Herumschrauben und Restaurieren seiner eigenen Fahrzeuge.

„Es fasziniert mich einfach, dass man ein kaputtes Auto zur Werkstatt bringt, man dran rumbastelt und das Auto später wieder fährt. Ich hab da so das Gefühl, etwas erreicht zu haben“, sagt er und lächelt, nachdem er den Satz ausgesprochen hat.

Zweitjob im Einzelhandel

Dass er in dem, was er macht, gut ist, zeigt sich auch in den Bereichen, in denen er arbeitet. Wie er erklärt, beinhaltet eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker die primäre Arbeit an PKWs. Langer repariert aber auch einige LKWs in der Werkstatt, das sei ein Bereich, in dem sich nicht viele auskennen.

Ursprünglich hatte er mal geplant, nach seinem Fachabitur „Fahrzeugtechnik“ in Ulm zu studieren. Durch Corona hätte das meiste allerdings online stattgefunden, also entschied sich Langer gegen das Studium und für die Ausbildung. Bereuen tut er die Entscheidung jedenfalls nicht. Ab Februar möchte er dann seinen KFZ-Meister angehen. Ob er danach noch dem Studium nachgehen möchte, hält er sich offen.

Ganz ohne Ausgleich zur Arbeit in der Werkstatt geht es aber doch nicht: Ab und an treibt es ihn ins Schwimmbad. Samstagabends jedenfalls führt ihn der Weg in den Einzelhandel – dort verdient er sich seit seinem ersten Lehrjahr Geld dazu. Spaß macht ihm die Arbeit dort auch, deswegen arbeitet er auch als ausgelernter Geselle dort. Nach Ende der Spätschicht geht es dort nämlich mit Kollegen noch etwas trinken oder essen.

Und wenn alles gut läuft, dann hält der 23-Jährige bald einen Schein in der Hand, auf dem steht: Kammermeister Baden-Württemberg. So oder so nimmt ihm niemand die Passion fürs Schrauben.