Das Crosslaufen ist ihre große Leidenschaft, und Elena Burkard (unser Bild Mitte beim Rennen der Europameisterschaft im Dezember in Tilburg) gelang der bisher größte internationale Erfolg am Wochenende im schottischen Stirling. Foto: Eibner

Leichtathletik: Elena Burkard führt mit erstem Platz im Frauenrennen Team Europa zum Sieg bei Cross in Stirling.

Nach ihrer starken Premiere und Platz vier für das Team Europa beim Great Edinburgh Cross Lauf im vergangenen Januar trug sich Elena Burkard von der LG farbtex Nordschwarzwald am Samstag erstmals in die Siegerliste des wohl prestigeträchtigsten Crosslaufs der Welt ein.

Und diese Siegerliste liest sich wie das Who-is-Who der Frauen. Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die äthiopischen Doppelolympiasiegerinnen über 10 000 m, Derartu Tulu und Tirunesh Dibaba, dazu Linet Masai aus Kenia und Gete Wami aus Äthiopien, -beides ehemalige Weltmeisterinnen über 10 000 m. Alles klangvolle Namen, die in der Vergangenheit bei dem Great Edinburgh Cross Country siegreich waren und deutlich machen, welche Bedeutung dieses Rennen im internationalen Crosslauf hat. Mit ihrem Sieg rückt Elena Burkard damit auf zu den ganz Großen im internationalen Crosslauf.

Bereits im Vorfeld war die 26-Jährige aber bereits bei den Experten mehr als eine Geheimfavoritin für den Kontinentalvergleich in Stirling. BBC-Statistiker Mark Butler hatte in den Tagen vor dem Event direkt Kontakt zur LG farbtex Nordschwarzwald aufgenommen, um noch einige Informationen für die TV-Kommentatoren zu bekommen und bewies damit einen guten Riecher, wie sich am Samstag herausstellen sollte.

Das Rennen selbst war dann an Spannung kaum zu überbieten. 6 Kilometer mussten die Athletinnen bewältigen. Anders als erwartet war es aber nicht der von Burkard erhofft schwere Boden. Die reine Grasbahn am Fuße der Königsschlosses von Stirling entsprachen gar nicht dem, für das britische Crossläufe sonst berühmt-berüchtigt sind. "Die Strecke war ziemlich flach und schnell. Eigentlich war ich echt enttäuscht. Dafür hat es ordentlich gewindet, was es dann spannender machte", so Burkards Kommentar zur Strecke.

Auf der ersten von vier Runden sollte es dann auch dem Wind geschuldet sein, dass keine der Favoritinnen sich wirklich an der Spitze zeigte und für Tempo sorgte. Die Spitzengruppe nahm zwar in Runde zwei Tempo auf, aber die Athletinnen beäugten sich nach wie vor. Kurz vor Streckenhalbzeit war es dann die Britin Charlotte Arter, die der Konkurrenz den Fehdehandschuh hinwarf und direkt am Anstieg auf dem Weg in Runde drei einen fulminanten Angriff startete. Sofort riss das Feld auseinander und nur Elena Burkard für das Team Europa konnte mit Mühe folgen. "Charlottes Angriff war schon heftig. Ich habe versucht mitzugehen, aber als das nicht klappte, spekulierte ich darauf, dass sie vorne alleine im Wind eingeht", so Burkard zu ihrer Renntaktik. Und diese Einstellung sollte sich auszahlen. Auf der kurzen Bergabpassage zeigte Arter an der Spitze eine erste Schwäche, so dass Burkard Meter um Meter gut machen konnte. Genau an dem Anstieg, an dem Arter nach zwei Runden attackiert hatte übernahm die Nordschwarzwälderin dann die Führung. Auf den letzten 1500 m spielte die deutsche Aufsteigerin des Jahres ihre Extraklasse im Cross aus und schnappte sich mit dem Sieg in Stirling beim Great Stirling XCountry in 20:01 Minuten ihren bisher wichtigsten internationalen Erfolg. Fünf Sekunden dahinter rettete Arter den zweiten Platz für das britische Team ins Ziel. Weitere vier Sekunden später erlief die stark aufkommende U23-Cross-Europameisterin Anna Emilie Möller aus Dänemark Platz drei für Team Europa. Im Sekundentakt folgten dann mit Pippa Woolven und Verity Ockenden zwei weitere Britinnen, knapp vor der Deutschen Anna Gehring und der Polin Anna Gosk, die damit ebenfalls wichtige Punkte für Team Europa ins Ziel brachten.

In der Endabrechnung schnappte sich das Team Europa neben Burkards Sieg im Einzel auch die Mannschaftskrone, vor dem Team Großbritannien und den USA, die trotz einem enorm starken Aufgebot mit ihrer besten Läuferin Anna-Marie Blaney auf Platz elf völlig untergingen.

Der TV-Kommentator und ehemaliger 3000 m-Weltrekordler Brandon Foster zeigte sich bei der Übertragung beeindruckt vom starken Auftritt der Baiersbronnerin. Sein Resümee zum Sieg: "What a way to start in 2019 for Burkard – was für ein toller Start ins Jahr 2019."

Trainer und Athletin liebäugeln mit Start auch bei der Cross-WM

Für Elena Burkard geht es nun erst einmal heraus aus dem Lauftraining in ein zweiwöchiges Skilanglauf-Trainingslager. Nächste Station sind dann die deutschen Crosslaufmeisterschaften am 9. März in Ingolstadt, bei der es um die Titelverteidigung geht. Mit ihrer Ausnahmestellung im Crosslauf und der derzeitigen Form liebäugeln Burkard und ihr Dornstetter Trainer Jörg Müller auch mit einem Start bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften, die am 30. März im dänischen Aarhus stattfinden werden. Ob der Deutsche Leichtathletik-Verband Elena Burkard als Einzelstarterin tatsächlich ins Rennen gegen die versammelte Weltelite schicken wird ist derzeit allerdings noch offen.