Speerwerferin Christina Obergföll freut sich über ihr gutes Ergebnis in der Qualifikationsrunde. Foto: dpa

Die deutschen Werfer um Christina Obergföll merzen die Pleite von Hochspringer Raul Spank aus.

Daegu - Die deutschen Werfer um Christina Obergföll haben am sechsten Wettkampftag der Leichtathletik-WM in Daegu die Muskeln spielen lassen und die Pleite von Hochspringer Raul Spank ausgemerzt. Der WM-Dritte von 2009 verfehlte die Medaille diesmal als Neunter klar

1500-Meter-Läuferin Jennifer Barringer Simpson, Hochspringer Jesse Williams und 400-Meter-Hürdenläuferin Lashinda Demus schraubten mit ihren Siegen die Medaillenbilanz der USA auf siebenmal Gold. Titel holten außerdem Olga Saladuha (Ukraine/Dreisprung), David Greene (Großbritannien/400-Meter-Hürden) sowie der Kenianer Ezekiel Kemboi über 3.000-Meter-Hindernis.

„Das war das negativste Erlebnis meiner Karriere“, sagte Raul Spank. Der Dresdner blieb bei übersprungenen 2,29 Metern hängen und damit zugleich weit hinter der vollmundigen Ankündigung zurück, Bestleistung von mindestens 2,34 Metern springen zu wollen.

Bester deutscher Kugelstoßer seit 21 Jahren

„Ich habe am wenigsten damit gerechnet, dass ich in diesem Versuch persönliche Bestleistung stoßen würde und dann auch noch mit so einer Weite“, sagte der von sich selbst überraschte David Storl nach der Qualifikations-Bestweite von 21,50 Metern, mit der er die komplette Favoritengilde schockte.

Der gerade 21 Jahre alt gewordene Chemnitzer übertraf seine bisherige Höchstmarke gleich um 45 Zentimeter und gehört mit der besten Weite eines deutschen Kugelstoßers seit 21 Jahren (1990 schaffte der Berliner Ulf Timmermann 21,64 Meter) in der Entscheidung am Freitag (12.00 Uhr/MESZ) zu den Medaillenkandidaten. Als Achter qualifizierte sich der ehemalige Europameister Ralf Bartels aus Neubrandenburg mit 20,45 Metern. Der Sindelfinger Marco Schmidt stieß 20,06 Meter und schied als 13. unglücklich aus.

Speerwerferin Christina Obergföll unterstrich mit der „besten Qualifikation meines Lebens“ und der Spitzenweite von 68,76 Metern ihre Titelambitionen. Die Offenburgerin verfehlte damit ihre Saisonbestleistung nur um zehn Zentimeter und ist Topfavoritin für die Entscheidung am Freitag (12.10 Uhr). „Da will ich noch weiter werfen. Wenn dann eine Andere noch weiter käme, wäre das nicht tragisch.“ Das war in der Qualifikation nicht der Fall. Die Weltrekordlerin und Titelverteidigerin Barbora Spotakova (Tschechien) begnügte sich mit 63,40 Meter.

Keine Mühe mit der Qualifikationsweite von 61 Metern hatte Katharina Molitor (Leverkusen), die auf Anhieb 63,52 Meter erreichte. Ihre Vereinsgefährtin, die Europameisterin Linda Stahl, schaffte 60,21 Meter und zog als Neunte in den Endkampf ein. Bei den Männern flog der Speer von Vizeeuropameister Matthias de Zordo (Saarbrücken) im Vorkampf auf 82,05 Meter. Mark Frank (Rostock) schaffte 81,93 Meter, was die Ränge 4 und 6 für die deutschen Recken bedeutete.

Reif und Bayer beide klar über acht Meter

Weitsprung-Europameister Christian Reif (Ludwigshafen) mit der drittbesten Weite (8,13 Meter) und Sebastian Bayer (Hamburg) mit dem fünftbesten Ergebnis (8,11) buchten locker einen Platz im Endkampf (Freitag, 12.20 Uhr). Nur Titelverteidiger Dwight Phillips (USA) mit 8,32 Metern und der Australier Mitchell Watt mit exakt den geforderten 8,15 Metern schafften die Norm.

„Morgen geht es richtig weit, da habe ich mir noch einen aufgehoben“, sagte Reif. Hallen-Europameister Bayer trat nach dem gelungenen ersten Versuch nicht mehr an. „Das Knie muckte ein bisschen. Ich habe mich warm gehalten, aber ich wusste, dass es reicht. Ich bin super zufrieden“, sagte er.

Überraschend als fünftbestes Team qualifizierte sich die 4x400-Meter-Staffel der Männer für den Endlauf am Freitag (14.15 Uhr). Jonas Pless (Wendelstein), Kamghe Gaba (München), Eric Krüger (Magdeburg) und Thomas Schneider (Potsdam) liefen in 3:00,68 Minuten eine seit 1995 von deutschen Viertelmeilern nicht mehr erreichte Zeit. Schneller waren unter anderem die Südafrikaner mit Prothesenläufer Oscar Pistorius auf der Startposition. Dessen Teamgefährtin und 800-Meter-Titelverteidigerin Caster Semenya gewann ihren Vorlauf in 2:01,00 Minuten nur knapp. Hochsprung-Titelverteidigerin Blanka Vlasic (Kroatien), die im Vorfeld über Muskelprobleme geklagt hatte, übersprang die geforderten 1,95 Meter ebenso mühelos wie Hauptrivalin Anna Tschitscherowa (Russland), die mit 2,07 Meter Weltjahresbeste ist.