Nora Kusterer fühlt sich am Rennsteig besonders wohl. Am Ende lief sie ein einsames Rennen. Foto: (sb)

Leichtathletik: Oberkollbacherin verbessert bisherigen Streckenrekord beim größten Crosslauf Europas.

Historischer Sieg für Nora Kusterer: Die 27-jährige Sportlerin der Laufgruppe "cool-running SV Oberkollbach" hat den Rennsteiglauf im Thüringer Wald gewonnen und fast so nebenbei den Streckenrekord um über sieben Minuten verbessert.

Die Siegerzeit von 2:54:00 Stunden über die Marathondistanz beim größten Crosslauf Europas hätte sie sich vor dem Rennen selbst kaum vorstellen können.

Mit über 17 000 Sportlern gilt der legendäre GutsMuhts-Rennsteiglauf im Thüringer Wald längst als Klassiker. Neben zwei Walking- und Wanderstrecken bietet der Veranstalter zudem noch einen Halbmarathon, einen Marathon und einen Supermarathon an.

Im Vorfeld wurde ein Duell zwischen der letztjährigen Siegerin und Streckenrekordinhaberin des Rennsteig-Supermarathons, Daniela Oemus (SV Blau-Weiß Bürgel) und Nora Kusterer, der Siegerrin des Jahres 2015 erwartet. Während Nora Kusterer zuletzt nicht unbedingt in der Top-Form der vergangenen Jahre schien, konnte Daniele Oemus im April einen bedeutenden Traillauf in der Nähe des Rennsteigs deutlich für sich entscheiden. Doch der Zweikampf sollte recht früh entschieden werden.

Nora Kusterer hatte sich nach ihrem fast schon sensationellen Sieg vor zwei Jahren in 3:01:31 Stunden auf der damals etwas längerer Distanz von 43,5 Kilometern zum zweiten Mal für den Marathon, der dieses Jahr zum 45. Mal über die Bühne ging, entschieden. Die Strecke war mit ihren 700 Höhenmetern auf teilweise schmalen Trailpfaden alles andere als ein gewöhnlicher Marathon.

Nora Kusterer stand mit ihrem persönlichen Marschplan von 3:00 Stunden zusammen mit 3200 Marathonis am Start in Neuhaus, wo traditionell gemeinsam das Rennsteiglied gesungen und dazu kräftig geschunkelt wird.

Vom Start weg konnte die Läuferin des SV Oberkollbach ihren Marschplan in die Tat umsetzten und die ersten beiden Berge mit erstaunlicher Leichtigkeit überwinden. Auch den etwas längeren Anstieg zur Masserberg Turmbaude bei Kilometer 19 bereiteten ihr keine Schwierigkeiten. Dabei hatte sie sich schon bis Kilometer 10 bei Limbach von ihrer schärfsten Konkurrentin lösen können und ab dort klar einer Zeit von unter drei Stunden entgegenlaufen.

An der Masserberg-Baude hatte sie bereits einen beachtlichen Vorsprung von 1:23 Minuten herausgelaufen, aber es folgten ja noch einige harte und gefürchtete Anstiege.

Nach der Halbmarathonmarke – 1:24:36 Stunden – und dem gefürchteten Hohlweg mit vielen Wurzeln und Steinen folgte mit dem Burgberg eine echte Herausforderung, bei der auch Nora Kusterer zu einem langsameren und trittsichereren Tempo wechselte.

Anschließend konnte sie jedoch unbeirrt ihr geplantes Tempo wieder aufnehmen. Auch die folgenden Berge bereiteten ihr keinerlei Schwierigkeiten, so dass "das schönste Ziel der Welt" in Schmiedefeld immer näher kam.

Auf der Zielgeraden sorgten Tausende von Zuschauern für Gänsehautatmosphäre bei den Sportlern. So wurde Nora Kusterer nach offiziell vermessenen 42,195 Kilometern mit neuem Streckenrekord nach genau 2:54:00 Stunden im Ziel begrüßt.

Der Oberkollbacherin mit Wahlheimat in Jena in Thüringen, gelang es somit, zum ersten Mal überhaupt in der langen Rennsteiggeschichte unter der magischen Drei-Stunden-Marke zu bleiben. Die zweitplatzierte Daniela Oemus schaffte in 3:04.26 Stunden ebenfalls eine Klassezeit. Diese hätte im Vorjahr noch zu einem souveränen Sieg gereicht.

"Dass es so deutlich unter drei Stunden gehen würde, hätte ich nicht gedacht", zeigte sich Nora Kusterer im Ziel glücklich und gleichermaßen überrascht. "Ich hatte am Morgen gemischte Gefühle und war sehr aufgeregt. Daniela Oemus ist eine starke Konkurrentin. Sie ist 2016 Streckenrekord gelaufen. Der Schneewalzer in Neuhaus hat mich dann aber beruhigt und ich bin einfach nur mein Rennen gelaufen", sagte Nora Kusterer bei der Pressekonferenz und meinte ergänzend: "Der Rennsteiglauf ist der schönste Lauf, den es gibt. Deshalb werde ich auch 2018 wieder dabei sein."

Kurz nach Nora Kusterer kamen Frank Sommer vom VfL Ostelsheim und Uwe Traub vom SV Rotfelden ins Ziel. Beide absolvierten den Supermarathon über 73,5 Kilometer von Eisenach nach Schmiedefeld mit 1400 Höhenmetern. Frank Sommer kam nach 7:51:45 Stunden als 83. der Klasse M50 ins Ziel. Uwe Traub folgte nach 7:53:12 Stunden als 42. der Altersklasse M55.