Timo Benitz geht am Samstag gut gelaunt auf die Crosslaufstrecke in Sindelfingen. Foto: Walker

Leichtathletik: Timo Benitz startet am Samstag bei der Deutschen Cross-Meisterschaft in Sindelfingen.

"Die Sportstadt Sindelfingen freut sich auf die erste Deutsche Meisterschaft im Crosslauf", sagte Sportamtsleiter der Stadt Sindelfingen Christian Keipert am Dienstag bei der Pressekonferenz. Und Timo Benitz von der LG farbtex Nordschwarzwald freut sich auf einen heißen Kampf um die Medaillen auf der Mittelstrecke.

"Ich werde laufen bis zum Umfallen", sagte der 28-Jährige. "Die Cross-Meisterschaft hat trainingsmethodisch zwischen der Hallenmeisterschaft in Leipzig und den Langstreckenmeisterschaft in Pliezhausen eine wichtige Bedeutung", betont Lauf-Bundestrainer Thomas Dreißigacker. Dass mit Konstanze Klosterhalfen, Alina Reh, Gesa Krause oder Elena Burkard und Richard Ringer einige Topleute trainingslager- oder verletzungsbedingt fehlen, trübt diese Einschätzung. Timo Benitz kommentiert das kritisch: "Ich verstehe nicht, dass man der Cross-Meisterschaft eine hohe Bedeutung zumisst, dann aber mit einigen Topathleten wenige Tage zuvor ins Trainingslager nach Südafrika fliegt", sagte er.

Samstag um 12 Uhr ist in Sindelfingen High Noon, wenn bei den Männern 124 Mittelstreckler auf die 4,4 Kilometer lange Distanz gehen. Mitten drin ist Timo Benitz, der gerade in Leipzig als deutscher Meister über 1500 Meter eine überzeugende Vorstellung ablieferte und zum neunten Mal Deutscher Meister wurde. "Timo ist dort die letzten 800 Meter in 1:49 Minuten gelaufen, das war schon richtig stark", freute sich auch Trainer Jörg Müller. Damit liegt Benitz in der bereinigten Weltbestenliste mit maximal drei Athleten pro Land auf Rang 36 – was zur Teilnahme bei den Olympischen Spielen in Tokio reichen würde.

"Laufen bis zum Umfallen", heißt für den frisch gebackenen deutschen 1500 Meter-Meister Timo Benitz die Devise beim Cross. Taktik ist im Geläuf dann weniger gefragt. "Der Untergrund und die Bodenbeschaffenheit sortiert da aus", weiß Benitz, der bereits 2018 deutscher Crossmeister geworden war. "Timo kann alles laufen, in der Halle, auf der Bahn oder im Gelände", ist Müller von den Fähigkeiten seines Schützlings überzeugt. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn die relativ lange 4,4 Kilometer lange Mittelstrecke kommt eher den 5000 Meter-Läufern entgegen als einem 1500 Meter-Läufern. Doch Benitz sei in Topform, lässt Müller wissen. Und das will bei dem zähen Mann vom Bodensee etwas heißen.

Medaille ist das Ziel

Das Ziel des Luft- und Raumfahrt-Studenten für 2020 ist klar: die Olympischen Spiele in Tokio. "Entweder über die Zeit von 3:35 Minuten oder über die Rangliste muss es klappen", ist Benitz zuversichtlich. Der Titel in Sindelfingen dürfte hart umkämpft sein. Da will eine Regensburger Phalanx mit Simon Boch, Florian Orth, Beinlich und der Vorjahresdritte Konstantin Wedel nicht nur um den Mannschaftstitel laufen, sondern auch Einzelmedaillen absahnen. Boch hatte sich bei der EM in Lissabon als 15. bereits in starker Form präsentiert und bei Flo Ort weiß man, dass er "Cross kann". Noch wollen die Regensburger sich nicht in die Karten schauen lassen, wer auf der Mittel- oder Langstrecke läuft oder gar einen Doppelstart in Angriff nimmt. "Eine Medaille ist das Ziel", sagte ein bestens aufgelegter Benitz gestern.

Für Timo Benitz beginnen eine Woche nach den Deutschen Crossmeisterschaften in Sindelfingen die Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele. Nach einer Woche Pause geht’s nach Portugal ins Trainingslager. Beim Meeting in Ostrava will Benitz dann erstmals auf den 1500 Metern angreifen.

Vereinskollegin Elena Burkard kann ihre beiden Titel aus den letzten beiden Jahren nicht verteidigen. Seit längerer Zeit plagt sie eine Sehnenverletzung am Fuß, die sie auch an einem Start in Leipzig hinderte. Die beste deutsche Crossläuferin war zuletzt in Freiburg und Herxheim in medizinischer Behandlung und trainiert zuletzt unter Höhenbedingungen. "Elena soll jetzt ihre Mikroverletzung am Fuß auskurieren und dann Anfang Mai über die Hindernisse fit auf die Bahn zurückkehren", gibt Müller vor. Auch für sie beginnt dann im zweiwöchigen Trainingslager im portugiesischen Monte Gordo die Olympiavorbereitung.