Ipek Solgun (von links), Diana Kunzweiler und Patrick Junker sind Anwärter zum mittleren Polizeivollzugsdienst. Insgesamt zweieinhalb Jahre dauert die Ausbildung, die sie am Lahrer Standort der Polizeihochschule Baden-Württemberg absolvieren. Foto: Merz

Ipek Solgun, Diana Kunzweiler und Patrick Junker absolvieren derzeit ihre Ausbildung an der Lahrer Polizeihochschule.

Schießtraining, Polizeirecht, Sportunterricht: Der Alltag an der Polizeihochschule in Lahr ist durchstrukturiert, abwechslungsreich und fordernd, berichten Ipek Solgun (31, aus Weil am Rhein), Diana Kunzweiler (28, aus Freiburg) und Patrick Junker (28, aus Schutterwald), die sich dort derzeit zu Polizisten (mittlerer Polizeivollzugsdienst) ausbilden lassen. Beim Treffen mit unserer Redaktion geben sie einen Einblick, was sie antreibt, die zweieinhalb Jahre Ausbildung durchzuziehen.

 

Warum wollen die drei Polizisten werden?

„Mit Menschen arbeiten und ihnen helfen“, erklärt Junker seine Motivation. Bei Kunzweiler ist es die Mischung aus Theorie und Praxis, die ihr gefällt, und „das Gefühl, etwas Nützliches zu tun“. Solgun berichtet: „In meinen bisherigen Berufen habe ich mich nie berufen gefühlt.“ Eine frühere Stelle im Innendienst der Polizei habe sie dann auf die Idee gebracht, einen Neustart zu wagen: „Es hat mir viel Spaß gemacht, im Revier den Menschen zu helfen. Das will ich jetzt auch außerhalb machen.“

Wie sieht der Alltag in der Hochschule aus?

Seit September (Solgun und Junker) beziehungsweise März vergangenen Jahres (Kunzweiler) prägt die Polizeihochschule nun bereits den Alltag der drei, was bedeutet: Schulbeginn um 7.15 Uhr, ein voller Stundenplan mit Theorie und Praxis und nach dem Unterricht, der bis 16 Uhr geht, noch Lerngruppen oder Fitnessstudio. „Das wird manchmal stressig“, berichten sie. Unter der Woche übernachten die drei in der Unterkunft vor Ort. „Man grillt abends auch mal zusammen. Es ist schon eine schöne Gemeinschaft hier“, so Junker.

Was ist besonders herausfordernd?

„Für mich die größte Herausforderung ist das Sportliche, da muss man wirklich dranbleiben“, sagt Ipek Solgun. Gerade die 5000 Meter-Läufe seien anstrengend. „Mir fällt Sport relativ leicht, da ich davor schon viel gemacht habe. Die Gesetzestexte sind für mich herausfordernd“, ergänzt ihre Kollegin. Junker erklärt, dass es insbesondere mit Familie nicht immer leicht ist, Privatleben und Ausbildung unter einen Hut zu bringen. „Um richtig gut zu sein,  muss man extrem viel Zeit investieren. Es erfordert Einsatz und man muss definitiv nach Dienstschluss noch etwas machen“, berichtet er.

Wie reagiert das Umfeld auf die Berufswahl?

Support und Zuspruch auf der einen Seite, Sorgen auf der anderen: Die drei Auszubildenden berichten, dass ihr Umfeld voll hinter der Berufswahl stehe. „Mein Papa hat aber auch Bedenken geäußert, dass es gefährlich ist“, so Diana Kunzweiler. „Mama hat Angst um mich“, sagt auch Junker. Ihre Kollegin ergänzt: „Es ist ein toller Beruf, zu dem auch Dinge gehören wie Beleidigungen und angespuckt werden.“

Vor welcher Situation haben die Anwärter besonders Respekt?

„Vor dem ersten Schusswaffengebrauch habe ich keine Angst, aber großen Respekt. Man hat eine enorme Verantwortung, kann eine Person schwer oder tödlich verletzen“, erläutert Solgun. Auch wenn sie in der Hochschule auf diese Situation gut vorbereitet werden würden, mache man sich Gedanken darum.

„Bei mir ist es der Gedanke, den ersten toten Menschen zu sehen. Ich habe keine Angst davor, aber da ist so eine Ungewissheit, wie ich darauf reagieren werde“, so Kunzweiler. Junker dagegen macht sich Gedanken um die Situation, wenn Angehörige bei einem Unglücksfall dabei sind, „dass man da dann trotzdem noch handlungsfähig bleibt“, erklärt er.

Welche Bedeutung hat die Uniform?

Während des Gesprächs sitzen die Polizeischüler unserer Redaktion in ihrer blauen Uniform gegenüber. Wie fühlt es sich an, darin zu stecken? „Man fühlt sich schon anders. Als ich das erste Mal Uniform getragen habe, wollte ich sie eigentlich gar nicht mehr ausziehen“, berichtet Solgun. Die Dienstkleidung gebe Sicherheit und Autorität, aber man spüre auch die Verantwortung.

„Man fühlt sich damit als Teil einer Gemeinschaft“, ergänzt Kunzweiler. „Und man ist auch sehr stolz, sie tragen zu dürfen“, so Junker. Gleichzeitig sei die Uniform auch ein Schutz, berichten sie, besonders dann, wenn man es mit Anfeindungen zu tun habe: „Die Menschen haben meistens ja nicht mit der Person ein Problem, sondern mit der Polizei an sich, weil sie mal negative Erfahrungen gemacht haben“, heißt es. Die jungen Polizeianwärter betonen auch, dass es wichtig sei, sich auch ohne Uniform, im Privaten, verantwortungsvoll zu verhalten. „Man muss schon auch an sich selbst Moralansprüche stellen“, sagt Junker.

Warum halten sie die Polizei für wichtig?

„Ohne sie würde das System nicht funktionieren. Die Exekutive ist Teil der Demokratie“, betont Junker. Kunzweiler hält es für wichtig, die Werte der demokratischen Gesellschaft zu verteidigen. „Die Polizei sorgt für Sicherheit und Ordnung und dafür, dass das Gesetz eingehalten wird. Sonst ist einfach kein sicheres Zusammenleben möglich“, ergänzt Kollegin Solgun.

Was muss man mitbringen, um ein guter Polizist zu werden?

Respekt, Disziplin und Toleranz, dabei sind sich die drei einig, seien unverzichtbar. „Ganz wichtig ist auch die Menschlichkeit. Wir sind alle nur Menschen, die mit Menschen zu tun haben“, so Solgun. „Ich halte Toleranz für sehr wichtig, weil man auch mit fremden Lebenssituationen konfrontiert wird. Damit muss man tolerant und respektvoll umgehen“, betont Kunzweiler. Junker ergänzt: „Geduld für die Ausbildung und auch für danach und Selbstbewusstsein sind wichtig.“

Die Polizeihochschule

Die Hochschule für Polizei Baden-Württemberg ist für die gesamte Ausbildung der Polizei des Landes zuständig. Dabei hat die Schule insgesamt acht Standorte. Dazu zählen fünf Institutbereiche Ausbildung an den Standorten Lahr, Biberach an der Riß, Bruchsal, Herrenberg und Wertheim, an denen die Polizeianwärter ausgebildet werden.