Mit einer Fotoaktion machten Lehrkräfte nach der Personalversammlung in Schopfloch auf den Lehrermangel aufmerksam; hinten links (mit Fahne) der GEW-Kreisvorsitzende Bernhard Baumstark. Foto: Schwarz

Den Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren macht der Lehrkräftemangel derzeit besonders zu schaffen. Ein Ende der Misere ist nicht in Sicht – deshalb stehen Forderungen im Raum.

Der Lehrkräftemangel war brennendes Thema bei der Personalversammlung des Schulamtsbezirks Rastatt, zu dem der Kreis Freudenstadt gehört, in Schopfloch. Im Anschluss berichteten Bernhard Baumstark, Kreisvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rastatt/Baden-Baden, und Annekathrin Scharf, stellvertretende GEW-Vorsitzende Calw/Freudenstadt, von der aktuellen Lage, Ursachen und möglichen Lösungsansätzen.

Letztere sind notwendig, um den prognostizierten Mangel an 27 000 Lehrkräften im Land bis 2035 vielleicht doch noch zu verhindern. Während die Gymnasien noch recht gut mit Lehrern versorgt sind, ist der Mangel an Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren längst angekommen - in Gebieten wie dem Nordschwarzwald sowieso. Ab Baiersbronn über Freudenstadt in Richtung Horb sei es – anders als in der Rheinschiene – richtig schwierig, ausreichend Bewerber zu finden, sagt Baumstark.

Mehr Studienplätze nötig

Den Ansatz der Politik, dagegen etwa mit einer Reduktion der Teilzeitarbeitsplätze vorzugehen, hält Baumstark für kontraproduktiv. Die überwiegend weiblichen Lehrkräfte an Grundschulen arbeiteten ja nicht ohne Grund manchmal in Teilzeit. Etwa, wenn sie zuhause selbst Kinder betreuten.

Die Begrenzung der Studienplätze, die dazu geführt habe, dass gar nicht jeder, der Grundschullehramt studieren wolle, einen Platz bekomme, helfe auch nicht. In Anbetracht der Bezahlung – in Baden-Württemberg A12 und nicht wie in vielen anderen Ländern A13 – verwundere die ungebremste Nachfrage sowieso. „Wir sollten uns diese Bewerber sichern und sie nicht auch noch vergraulen, auch wenn sie erst in ein paar Jahren nützen“, betont Baumstark und fordert mehr Studienplätze.

Freiburg begehrt – Stuttgart zu teuer

Anders als früher hätten sogar Städte wie Stuttgart ein Problem mit der Lehrerversorgung, weil den Junglehrern das Wohnumfeld zu teuer sei. Begehrt seien nach wie vor Städte wie Freiburg, Karlsruhe und Heidelberg. „Eine Lehrkraft, die in Alpirsbach unterrichtet und nach Freiburg will, braucht allerdings einen langen Atem“, sagt Baumstark. Was sich ebenfalls bemerkbar mache, seien gewisse „Abwanderungsbewegungen“ in Grenzbereichen zu Bayern und Hessen, wo die Bezahlung besser sei.

Die Bezahlung auch hier anzuheben fordere die GEW schon lange. Dasselbe gelte für das Referendariat. Darüber hinaus gehörten deutlich mehr Verwaltungskräfte eingestellt, um Lehrkräfte zu entlasten, damit die sich auf den Unterricht konzentrieren könnten.

Praktisch keine Reserven

Kontraproduktiv sei auch, dass man die Pensionsgrenzen angehoben habe, aber nicht die Altersermäßigung. Das sind die Stunden, die man ab einem bestimmten Alter automatisch weniger arbeiten muss. Eine höhere Altersermäßigung attraktiviere ja die Berufstätigkeit im Alter und führe deshalb vielleicht zu weniger vorzeitig beantragten Pensionierungen.

Der Lehrermangel habe dazu geführt, dass derzeit sogar Personen ohne Lehramtsbefähigung unbefristet eingestellt würden – vor allem für Vorbereitungsklassen. Krankheitsvertretungen stünden als Reserve im Grunde auch nicht zur Verfügung, weil man sie bereits ab dem ersten Schultag für den Unterrichtseinsatz benötige. Mitten im Schuljahr liege die Versorgung deshalb deutlich unter 100 Prozent. „Wir müssen den Finger jetzt in die Wunde legen“, sagt Baumstark. Der Forderungskatalog wird deshalb an die Wahlkreisabgeordneten und an das Ministerium weitergeleitet.