Der Lehrermangel ist in ländlichen Regionen noch stärker ausgeprägt als in Städten. Foto: Stratenschulte/dpa

Lehrer und Lehrerinnen sind aktuell Mangelware auf dem Arbeitsmarkt. Das trifft einen Kreis wie Freudenstadt härter als den Kreis Tübingen.

Region - Der Grund: Die Attraktivität des Kreises für junge Lehramtsabsolventen. "Der Lehrermangel trifft Regionen wie die Alb und den ländlichen Raum besonders, ist aber definitiv auch in den Städten angekommen", sagt Anja Bartenschlager. Sie ist Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Landesbezirk Südwürttemberg. Dass im ländlichen Raum mehr Lehrer gesucht werden, liegt daran, dass Studienabsolventen beim Einstieg in den Beruf gerne in der Nähe ihrer Universitätsstadt bleiben wollen. Hier haben sie alle sozialen Kontakte, da hat man sich etwas aufgebaut. Entsprechend mau sieht es dann in der Folge aus für den Kreis Freudenstadt.

Selbst höheres Gehalt hilft nichts

Da ist der Bedarf sogar so groß, dass Schulleiter fehlen. Bewerbungen auf dem flachen Land für den Chefposten: Fehlanzeige. Das Problem sei der riesige Arbeitsaufwand, wie der staatliche Schulamtsleiter für Rastatt, Wolfgang Held, berichtete. Ein erhöhtes Gehalt habe da bisher auch nicht geholfen.

Aber auch in eher städtischen Regionen gibt es Probleme – zum Beispiel im Kreis Tübingen. Und das, obwohl es die jungen Absolventen eigentlich in die Städte zieht. Für das laufende Schuljahr zeichnen sich auch hier bereits Engpässe ab, wie Anja Bartenschlager vom Verband Bildung und Erziehung in einer Erklärung mitteilt. Diese Engpässe könne man dann nicht mehr abfangen, weil es keine Krankheitsreserven gibt. "Die Folgen sind klar", wie Bartenschläger vom VBE sagt: "Es gibt Abstriche in der Qualität, wenn nicht mehr jeder Unterricht von vollausgebildeten Lehrkräften gehalten werden kann oder wenn Klassen zusammengelegt werden müssen, Kinder nach Hause geschickt werden müssen oder Stillarbeit stattfindet." Betroffen sind im Kreis Tübingen alle Schularten außer Gymnasien.

Es geht zu Lasten der Kinder

Gemeinsam ist dem ländlichen Raum und dem urbanen: Es fehlen die Lehrkräfte für die SBBZ. Das sind die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Hier gibt es in Tübingen zum Beispiel aktuell nur 86 Prozent der Lehrkräfte, die eigentlich eingeplant sind. Die fehlenden 14 Prozent kompensieren entweder die Lehrer mit Überstunden oder aber es geht zu Lasten der Kinder. Für Regionen wie Freudenstadt sieht es ähnlich aus.

Bartenschläger vom VBE ist wenig optimistisch: "Wir denken, dass sich die aktuelle Situation bis 2025 auf jeden Fall verschärfen wird – da haben wir den Höchststand an Pensionierungen. Aber selbst danach wird es Jahre dauern, bis wir wieder genug Personal an die Schulen bekommen."