Immer mit dabei vor oder auf der Bühne: Julia Enders, rechts, mit den FunDance-Mädchen des TSV. Foto: Winnie Gegenheimer

Die Doblerin Julia Enders ist in Sachen Kirche, Sport und Musik engagiert – außerdem arbeitet sie als Lehrerin und hat Familie. Im Gespräch gibt sie Einblick in ihre vielfältigen Tätigkeiten, wie sie dazu kam und welche Pläne sie schon hat, sollte eine ihrer Beschäftigungen wegbrechen.

Ohne Ehrenamt, sagt sie, wäre vieles bei uns nicht leistbar. Was man im Ehrenamt alles bewegen kann, das beweist sie eindrucksvoll: Ginge es nach der Doblerin Julia Enders, könnte der Tag gerne mehr als 24 Stunden haben.

 

Weil das nicht klappt, müssen die vorhandenen bestens strukturiert und durchgetaktet sein. Und das nicht „nur“ für Familie und Beruf, sondern – genau – auch fürs Ehrenamt.

Hip-Hop-Power beim TSV

Energie und Temperament, Disziplin und Autorität – geht das zusammen? Bei Enders ja.

Fetzige Rhythmen klingen aus dem Bluetooth-Lautsprecher im Gymnastikraum der Sporthalle, die FunDance-Mädels des TSV bewegen sich biegsam und gekonnt zu Hip-Hop-Beats.

Die neue Choreografie wird einstudiert, eingeschlossen Elemente, die die Mädchen selbst vorschlagen, wie aus TikTok-Videos etwa.

Vorne an der Spiegelwand gibt Trainerin Enders die Einsätze, mit energischer Stimme, voll dabei bei jeder Bewegung. Konzentration ist gefordert und Durchhaltevermögen, exaktes Timing und Fitness. Die Teenager akzeptieren die Autorität der Trainerin. Die teilt ihre Gruppe sogar an mancher Stelle auf in Ältere und Jüngere, weil von den über 14-Jährigen erstaunlicherweise noch so viele dabeibleiben, dass sie denen andere, neue Herausforderungen stellen will.

Nach dem Training ist wenig Pause: Tochter Aurelia hat noch genau eine halbe Stunde Turnen, dann gehört sie abgeholt – Tablet und Handy zeigen Enders schon die nächsten Termine an.

Kirche, Sport und Musik

Stress über zu viel Belastung? Kein Thema für die engagierte Doblerin. Sie tut es mit Freude und Überzeugung.

Eine kurze Krankheitsphase im vergangenen Jahr war ihr allerdings ein Warnschuss, an mancher Stelle die Reißleine zu ziehen. So hat sie den Vorsitz im Verbund-Kirchengemeinderat abgegeben. Ist aber weiterhin Kirchengemeinderätin, Übungsleiterin beim TSV und managt die Flötengruppe aus Dobel-Neusatz-Rotensol.

Und ist schließlich Mutter von Benedikt, zehn Jahre, und Aurelia, sieben. Die ebenfalls schon ihre Termine haben – Chauffeurdienste zu Schlagzeug oder Karate inbegriffen.

Außerdem ist Enders Lehrerin am Enztalgymnasium in Bad Wildbad für die Fächer Deutsch, Sport und Religion.

Und – last but not least - natürlich Ehefrau: „Mein Mann Alexander signalisiert mir schon, dass mehr momentan nicht drin ist. Sonst streikt er!“

Von der Kinderkirche zur Kirchengemeinderätin

Mit zwei jüngeren Brüdern ist Enders in Dobel aufgewachsen. Mutter Ute, Ur-Doblerin, und Vater Fritz Peterlik haben ihre vielfältigen Interessen gefördert. Die Oma freute sich, dass Julia gern zur Kinderkirche ging und zur Jungschar – und später sogar sonntags in der Kirche Orgel spielte.

So entstand die Bindung an die Musik und an die christlichen Werte, die der 45-Jährigen wichtig sind und wieso sie sich vor fünf Jahren für den Kirchengemeinderat hat aufstellen lassen: „Kirsten Kastner hat das geschickt eingefädelt. Sie hat mir gesagt, das sei ja nicht viel Arbeit...“

Nach wie vor ist Enders mit Engagement dabei, lobt das gute Miteinander im Verbund. Nur das Arbeitspensum – das ist doch ein bisschen umfangreicher.

„Ziehmutter“ Herta Baumruck

Die Motivation für den Sport verdanke sie Herta Baumruck. Die langjährige TSV-Übungsleiterin habe sie samt ihrer Freundin schon in Teenagerzeiten bis zur Übungsleiterin „herangezogen“. Da schon hat Endres nicht nur selbst geturnt, sondern auch Gruppen geleitet.

Zwischenzeitlich gab es für die junge Frau Studienstationen weit von Dobel wie etwa Potsdam und Saarbrücken, wo sie Sport und Musik dennoch treu blieb. „Sabine Seibold hat mich 2015 gleich wieder als Übungsleiterin voll in die Arme des TSV geholt“, grinst die Powerfrau, die damals gerade junge Mutter geworden war.

In den Flötenkreis, zu dem sie einst über ihre Flötenlehrerin Christel Küsters Kontakt bekam und wo sie zusammen mit Mutter Ute spielt, kehrte sie natürlich ebenfalls zurück und organisiert mittlerweile die Termine und die Auftritte: „Zur Probe komme ich allerdings nur vierzehntägig…“ Spielt aber fast jede Flöte von Sopranino- bis Bassflöte.

Autorität und Jugendlichkeit

Ihr Interesse an der Kirche schlug sich auch im Theologiestudium nieder. Seit sie 2008 am Enztalgymnasium unterrichtet, sagt sie: „Religion ist ein total schönes Fach. Man hat da als Lehrerin ein bisschen Gestaltungsfreiraum.“ Aber auch ihre anderen Fächer begeistern sie.

Mit so viel Lehrerinnen-Autorität, wie sie auch ihre FunDance-Mädels im Griff hat, mit so viel jugendlicher Spontaneität kann sie darüber lachen, wie ihre Schüler sie in einer Ski-AG zum Skaten statt klassischem Langlauf gebracht haben. Ganz klar: Die Jugend hält jung. Immerhin ein dreiviertel Deputat arbeitet die Familienmutter derzeit. Einen freien Wochentag hat sie sich dabei ausbedungen – ein echter Luxus.

Familiensonntage und weitere Pläne

Die Sonntage, das betont Enders, die gehören der Familie. Und ausnahmsweise nicht dem Ehrenamt. Kleine Ausnahmen: die Lesungen in Gottesdiensten alle paar Wochen. Oder Auftritte mit der FunDance-Gruppe etwa beim Dorffest. Naja, also fast nur der Familie…

Die vielen oft ehrenamtlichen Verpflichtungen sind für Enders eher ein Jungbrunnen. Und sie hat durchaus weitere Pläne: „Wenn mal was wegfallen sollte, etwa der Flötenkreis ‚in Rente‘ geht, dann will ich wieder in einem Chor singen. Am liebsten bei Miriam Kurrle!“ Auch eine Freundin von ihr.

Zu guter Letzt

Und – ach ja – Elternvertreterin in der Klasse ihrer Tochter ist sie auch. Wen wundert es. Und stellt fest: „Für das Kuchenbuffet der Grundschule beim Osterbasar kommen doch tatsächlich von acht Schulklassen bisher gerade mal 15 Kuchen zusammen! Haben die alle keine Zeit?“ Nicht jedem gelingt es, so viel aus seiner Zeit zu machen wie Julia Enders.