Studierende im Südwesten wollen die Lehre durch die Bewertung ihrer Dozenten verbessern.

Stuttgart - Die Studierenden im Südwesten wollen die Lehre durch eine systematische Bewertung ihrer Dozenten verbessern. „Uns geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um eine möglichst gute Vermittlung von Stoff“, sagte die Sprecherin der Landesastenkonferenz Laura Elisa Maylein. Die Lehre müsse wieder einen höheren Stellenwert bekommen und für die Professoren - auch bei der beruflichen Karriere - ebenso wichtig werden wie die Forschung. „Es muss einen Anspruch geben, gut zu lehren.“

Bislang sind Rückkoppelungen mit Studenten für die Dozenten vor allem in den Geisteswissenschaften verbreitet, aber nicht obligatorisch. Von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) verlangte Maylein eine gesetzlich verpflichtende Vorgabe.

„Wir setzen eher auf Einsicht“

Bauer und die Landesrektoren-Konferenz (LRK) signalisierten Wohlwollen. Bei der Ressortchefin rennen die Studenten offene Türen ein: „Die Evaluation der Lehre ist als Teil der Qualitätssicherung von Hochschulen unerlässlich. Dazu gehört eine Kultur der Rückmeldung durch Studierende“, betonte die Grünen-Politikerin. Sie beabsichtige, das Thema mit den Hochschulen und in den Gesprächen mit Vertretern von Studierenden zu erörtern. Es geht darum, die Qualitätssicherung an Hochschulen mit Evaluationen und auch Absolventenbefragungen weiter zu unterstützen. Das Landeshochschulgesetz sehe bereits vor, dass die Hochschulen regelmäßig und in Eigenverantwortung Evaluationen vornehmen. Die Hochschulen regelten die Einzelheiten selbst und seien autonom, hieß es aus dem Ministerium weiter.

Der LRK-Vorsitzende und Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Horst Hippler, sagte: „Das ist eine gute Idee, die wir am KIT übrigens schon umgesetzt haben.“ Jedes Semester werden 35 bis 50 Prozent der Lehrveranstaltungen bewertet. Aller vier Jahre werden alle Veranstaltungen analysiert. „Dabei haben wir festgestellt, dass sich die Qualität tatsächlich verbessert“, resümierte Hippler.

„Wir brauchen ein dauerndes Feedback“

Maylein betonte: „Insbesondere fordern wir, dass diese Evaluationen nicht in der Schublade verschwinden, sondern - wenn nötig - konkrete Folgen haben.“ Derzeit hängen nach ihren Worten die Konsequenzen vom guten Willen der Dozenten ab, die bei negativer Resonanz ihr Verhalten nicht immer ändern. Die Studierenden legen dabei keinen Wert auf disziplinarische Maßnahmen oder finanzielle Folgen. Vielmehr sollten den Dozenten Fortbildungsveranstaltungen von der Fakultätsleitung nahe gelegt werden. Dazu biete sich das aus ihrer Sicht ohnehin nicht ausgelastete Hochschuldidaktikzentrum Baden-Württemberg an. Einen Zwang lehnte sie ab. „Wir setzen eher auf Einsicht“, sagte die Studentenvertreterin.

Sie schlug einen standardisierten Multiple-Choice-Fragebogen zur Qualität der Lehre, Rahmenbedingungen wie Größe der Seminare, Zeitaufwand für Vor- und Nachbereitung vor. Ebenfalls anonymisiert sollen die Studierenden ausführliche Kommentare abgeben können. Zudem sollen Kriterien wie psychische Belastung und Studienplanung aufgenommen werden. „Idealerweise würden Studierende, Dozenten und Experten zusammen einen Fragebogen auf Fach- oder Fakultätsebene erstellen“, erläuterte Maylein. Um Veränderungen in der Lehre feststellen zu können, müsse der Fragebogen zweimal im Semester ausgefüllt werden. „Wir brauchen ein dauerndes Feedback.“

Sie betonte, dass die Endauswertung nicht durch die Dozenten vorgenommen werden dürfe. „Am besten wäre es, wenn dies die Hochschulverwaltung übernehme, der eine neutrale Sicht möglich ist“, meinte die Slawistik-Studentin von der Universität Freiburg.