Nach dem Bürgerprotest gegen den möglichen Rathausverkauf mahnt Gemeinderat Kramer Einsparvorschläge an – und sieht den Ortschaftsrat in der Pflicht
Die Wellen schlagen hoch nach der Übergabe von 1070 Unterschriften in Weitingen: Jetzt meldet sich Gemeinderat Martin Kramer (Bürgerliste im Gäu, BiG) mit einem offenen Brief zu Wort – und spart nicht mit Kritik. Die Unterschriftenaktion, initiiert von einer Bürgergruppe, richtet sich gegen einen möglichen Verkauf des Weitinger Rathauses und die drohende Schließung der Ortschaftsverwaltung und der Grundschule.
Zu viel an Weitingen gedacht? Kramer zeigt Verständnis für das Anliegen, aber auch Unmut über die einseitige Fokussierung auf Weitingen: „Schade ist es schon, dass zum 50-jährigen Jubiläum der Gesamtgemeinde das Ortsteildenken so unterstrichen wird. Frei nach dem Motto, wenn die Not am Größten ist, dann ist sich jeder selbst der Nächste. Das ist wirklich sehr bedauerlich.“
Besonders kritisch sieht Kramer das Fehlen konkreter Gegenvorschläge. Während auf prominente Stimmen wie Boris Palmer verwiesen werde, stellt er klar: „Denn Palmer fordert nicht nur ein, sondern er liefert auch.“ So habe der Tübinger OB selbst Einschnitte etwa beim ÖPNV vorgenommen. „Gegenvorschläge, wie sie zurecht von Bürgermeister Markus Tideman eingefordert werden, liefert die Gruppe allerdings keine“, bemängelt Kramer.
Auch die Haltung der Ortsvorsteherin kommentiert er: „Die Ortsvorsteherin Tanja Ellinger-Gius indes fordert lieber auch nichts ein (man will sich ja bei seinem eigenen Ortsteil nicht unbeliebt machen) und betont die Wichtigkeit der Einrichtungen.“ Zwar verweise sie auf Einnahmen durch Vermietung im Rathaus, „ob diese kostendeckend sind, verrät sie in diesem Kontext aber nicht.“
Kramer kritisiert die eingebrachten Vorschläge Zu angedeuteten Alternativen wie der Entwicklung des Gewerbegebiets „Gässle“ meint Kramer, diese seien „von der Verwaltung schon längst initiiert“. Im Vergleich zu anderen Ortsteilen wie Göttelfingen, Rohrdorf und Eutingen, die mit Einkommens- und Grundsteuereinnahmen beitragen, erscheine der Weitinger Anteil nicht überdurchschnittlich. Zudem verweist er auf kommunale Debatten: „In kommunalen Fachartikeln wird indes kontrovers über die Frage diskutiert, ob sich neue Gewerbe- bzw. Wohngebiete fiskalisch wirklich rechnen.“
Kramer: Ortsvorsteherin und Ortschaftsrat in der Pflicht Sein Appell ist deutlich: „Ortsvorsteherin und Ortschaftsrat sind für mich nun als ‚direkte‘ Vertreter der Bürger in der Pflicht, konkrete Einsparmaßnahmen für ‚ihren Ortsteil‘, die auch konkret beziffert werden können, dem Gemeinderat vorzulegen.“
Die Kommunalaufsicht verlange das von der Gemeinde nicht alternativ zu bestehenden Maßnahmen, sondern ausdrücklich „on Top“.