Die Ernteausfälle bei Hartweizen schlagen auf die Nudelpreise der Hersteller durch. Im Foto: Blick in die Nudelproduktion bei Tress in Münsingen. Foto: /ottfried Stoppel

Bei Nudeln drohen nicht nur Preiserhöhungen, sie könnten sogar schon bald zur Mangelware werden. Warum der Klimawandel auch in den Supermarktregalen spürbar wird.

Stuttgart - Nudeln sind beliebt, laut Herstellerverband essen die Deutschen pro Jahr im Durchschnitt 9,5 Kilogramm. Bei mehr als der Hälfte der Verbraucher kommen Nudeln mindestens einmal pro Woche auf den Tisch. Wegen Missernten bei Hartweizen droht jetzt ein Preisanstieg.

„Nudeln werden sicher nicht ausgehen, aber ob in diesem Jahr alle Regale mit Nudeln so gut gefüllt sein werden wie in der Vergangenheit, ist nicht vorhersehbar“ sagt Guido Jeremias, Mitglied im Vorstand des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) und einer der Chefs der Teigwarenfabrik Jeremias in Birkenfeld bei Pforzheim. In diesem Jahr habe es vor allem den Hartweizen besonders getroffen. Mit der globalen Erderwärmung komme es vermehrt zu extremen Wetterereignissen, was Auswirkungen auf die Getreideernten haben werde – auf die Mengen und Qualitäten.

Verdreifachung der Preise

Aus Hartweizen werden Nudeln, Couscous oder Bulgur hergestellt und er lässt sich laut Experten nur schwer durch andere Getreide ersetzen. „Die diesjährige Erntemenge reicht nicht aus, und wir sehen eine Verdoppelung, teilweise eine Verdreifachung der Preise für Hartweizen“, erklärt Jeremias die „dramatische Situation“.

Dürre und Hitze in den USA und Kanada, Überschwemmungen in Frankreich und zu viel Regen in Mitteleuropa haben die Erntemengen in wichtigen Anbauregionen dramatisch schrumpfen lassen. Kanada ist in normalen Jahren der wichtigste Exporteur für Hartweizen, mit 3,5 Millionen Tonnen wird dort in diesem Jahr gerade nur halb so viel Hartweizen geerntet wie im Vorjahr (minus 46,1 Prozent). Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Hartweizen seit Jahren. Die globalen Lagerbestände sind geschrumpft und auf einem 14-Jahrestief.

Hersteller stehen mit dem Rücken zur Wand

„Wir stehen als Nudelhersteller mit dem Rücken zur Wand“, sagt Markus Tress, Inhaber und Chef des Nudelherstellers Tress in Münsingen auf der Alb. Angesichts der hohen Rohstoffpreise sei man zu Preiserhöhungen gezwungen, keiner habe so hohe Margen, um das wegzustecken. Er rechnet mit Preisaufschlägen von 25 bis 30 Prozent. In Münsingen werden täglich zwischen 60 und 80 Tonnen Nudeln hergestellt.

Die Hersteller trifft es hart. Unklar ist, wie es die Verbraucher trifft, denn das hängt davon ab, inwieweit Edeka, Rewe, Lidl, Aldi & Co die Preiserhöhungen der Nudelhersteller an die Kunden weitergeben. Dass auch Verbrauchern höhere Nudelpreise drohen, scheint aber fast unumgänglich.

Auch der Trochtelfinger Nudelhersteller Albgold (Kreis Reutlingen) wird seine Preise erhöhen, wie ein Albgold-Sprecher bestätigt. Die Hartweizenpreise hätten ein Allzeithoch erreicht. Daher komme es wohl durchgehend bei allen Teigwarenherstellern zu Preiserhöhungen, vermutet er.

Rohstoffeinkauf wichtigster Posten bei der Kalkulation

Aktuell koste Hartweizen beinahe drei Mal so viel wie sonst, wenn er überhaupt zu bekommen sei, heißt es beim Verband. „Bei der Herstellung von Teigwaren macht der Rohstoffeinkauf den wichtigsten Posten in der Kalkulation aus. Steigen die Preise für den Hartweizengrieß drastisch, ist das für die Produzenten ohne Frage eine Ansage. Richtig dramatisch wird es, wenn es keine Ware mehr zu kaufen gibt, so wie es aktuell der Fall ist“ sagt Peter Haarbeck, VGMS-Geschäftsführer.