Sich in einem Pflegeheim gut aufgehoben zu wissen –­ idealerweise im eigenen Wohnort – ­ist vielen Senioren sehr wichtig. Foto: © Robert Kneschke - stock.adobe.com/Robert Kneschke

Die Pläne für ein eigene Einrichtung sind zwar geplatzt wie eine Seifenblase, vom Tisch ist die wohnortnahe Versorgung aber deshalb noch lange nicht – das sagt Bürgermeister Johannes Schaible zu dem Thema.

Schon lange gab es Pläne für ein Pflegeheim im Ort. Erste Überlegungen für eine solche Einrichtung kamen 2016 und 2017 auf, um den Bewohnern das lebenslange Leben im eigenen Ort zu ermöglichen.

 

Beste Chancen Im September 2020 standen die Chancen für eine Betreuungseinrichtung so gut wie nie zuvor und von der Gemeindeverwaltung wurden konkrete Pläne für das Grundstück an der Ecke Weinstraße/Wildbader Straße präsentiert. Oliver Zajac, Betreiber des Haus Tanneck in Schömberg und Besitzer des Haus Nagoldtal in Hirsau, trat damals als Investor auf, gab 150 000 Euro an Planungskosten für sein neues Projekt in Oberreichenbach aus.

Bis zu 45 stationäre Pflegeplätze, 15 Plätze für Senioren in der Tagespflege waren vorgesehen, zudem der Umzug des ambulanten Pflegediensts „Landpflege“ von Schömberg nach Oberreichenbach. Noch im genannten Jahr sollte der Bau symbolträchtig mit dem Spatenstich beginnen, das Heim bis im Herbst 2022 fertiggestellt sein – aus alle dem wurde aber nichts.

Höhere Baukosten – deutlich teurere Pflegeplätze

Baukosten Horrende Baukostensteigerungen ließen Zajac schließlich von seinen Plänen für Oberreichenbach abrücken. Mit bis zu sechs Millionen Euro hatte er für die dortige neue Einrichtung geplant. Der Bau sollte schließlich aber doppelt so viel wie der Kauf des Haus Nagoldtal in Hirsau kosten. Das Projekt hatte Zajac im Frühjahr 2023 zwar als „finanzierbar“ bezeichnet, aber auch deutlich darauf hingewiesen, dass die Baukosten sich später bei den monatlichen Kosten für einen Pflegeplatz bemerkbar machen würden.

Am Ziel vorbei 900 bis 1000 Euro mehr pro Monat hätte ein Platz im neuen Oberreichenbacher Pflegeheim im Vergleich zu Einrichtungen in den umliegenden Gemeinden gekostet. Womit laut Zajac den Oberreichenbachern nicht gedient wäre, weil die Einrichtung dann nur noch für Wohlhabende oder für Sozialhilfeempfänger, für die der Staat die Kosten übernimmt, infrage kämen.

Die Bewohner wären seiner Einschätzung nach aus allen Teilen des Kreises Calw oder sogar aus Böblingen und Pforzheim zusammengewürfelt worden.

Erste Pläne landen endgültig im Papierkorb

Endgültiges Aus Zuletzt starb die Hoffnung auf sinkende Baupreise, und die Pläne für die Einrichtung, die bis dato in der Schublade lagen, landeten endgültig im Papierkorb. Wie steht nun Johannes Schaible, im Februar zum neuen Oberreichenbacher Rathauschef, gewählt, zum Projekt Pflegeheim?

Man habe in den Anfängen versucht, mit dem Interesse eines Investors die Gunst der Stunde zu nutzen. Das sei noch vor Corona gewesen – eine Zäsur für viele Bauprojekte landauf, landab.

„Das Thema ist nicht gestorben“

So soll es weitergehen „Das hätte funktionieren können“, äußerte sich Schaible im Gespräch mit unserer Redaktion zum Vorhaben von Zajac.

„Dass jemand einspringt, sehe ich derzeit nicht – aufgrund unserer Lage und mit Blick auf die bereits vorhandenen Einrichtungen um uns herum“, ergänzte der Bürgermeister. Sich deshalb inhaltlich vom lebenslangen Leben in Oberreichenbach zu verabschieden, kommt für den Verwaltungschef aber nicht infrage.

„Das Thema ist nicht gestorben. Von der Vorstellung einer Anlage wie der geplanten müssen wir uns wohl verabschieden. Wir verfolgen aber andere Konzepte“, so Schaible – ohne Details zu nennen.

Gewichtige Themen Auch wenn es in absehbarer Zeit also keine eigene Pflegeeinrichtung in Oberreichenbach geben wird, soll dafür gesorgt werden, dass eine wohnortnahe Unterstützung das Wohnen bleiben in der Kommune ermöglicht – einer der wichtigsten Themenschwerpunkte des vor Jahren angestoßenen Prozesses „Lebensqualität durch Nähe“ neben Digitalisierung, Wohnen, Mobilität und Bildungseinrichtungen.