Vorstand, Beisitzer und die Vertreterin von Leader Heckengäu stellen das neue Zwiebelkuchen-Backmobil des Musikvereins vor: Michael Schwarz (von links), Kristina Weiß, Maya Simon, Sebastian Lutz, Axel Dürr und Timo Dürr. Foto: Tröger

Wozu braucht ein Musikverein mobile Backöfen? Und wie schafft er es, dafür auch noch Fördermittel zu bekommen? Das erklärten die Verantwortlichen des Gechinger Musikvereins, als die Leader-Förderplakette am nagelneuen Zwiebelkuchen-Backmobil angebracht wurde.

Gechingen - "Wir freuen uns immer, wenn in Gechingen was los ist." Maya Simon von der Aktionsgruppe Leader Heckengäu war in die Gäugemeinde gekommen, um auch etwas los zu machen und aufzukleben. Sie versah nämlich das neue Zwiebelkuchen-Backmobil des Musikvereins Gechingen mit der Förderplakette von Leader Heckengäu, das sich an den zwei nagelneuen Backöfen samt Anhänger mit einem hohen Förderbetrag beteiligt hat.

Straßenfest seit mehr als 45 Jahren

Vereine, die sich wie der Musikverein Gechingen (MV) für das kulturelle Leben in der Kommune und in der musikalischen Ausbildung von Kindern und Jugendlichen engagieren, finanzieren sich nicht nur durch Mitgliedsbeiträge, sondern zu einem großen Teil über Einnahmen aus Veranstaltungen. So eine für den Verein einträgliche Veranstaltung mit langer Tradition seit mehr als 45 Jahren ist das jährliche Straßenfest des MV jeweils am zweiten Juli-Wochenende in der Brunnenstraße. Gut besucht sind dabei die musikalischen Auftritte der befreundeten Vereine aus den Nachbarorten oder sogar aus dem Allgäu und der Schweiz.

Zwiebelkuchen-Rezept wird streng gehütet

Für das leibliche Wohl sorgt der MV dabei unter anderem mit den über die Kreisgrenzen hinaus bekannten und beliebten selbst gebackenen Zwiebel- und Kartoffelkuchen, die von der Musikerfamilie am Vortag gebacken werden. Das streng gehütete Rezept wird in den eigenen Reihen von den erfahrenen Bäckern an die Jugend weitergegeben. Die Nachfrage nach den herzhaften Kuchen stieg dabei von Jahr zu Jahr, wie vom Vorsitzenden des MV, Sebastian Lutz, zu erfahren war: Weit mehr als 700 Kuchen wurden beim jüngsten Straßenfest von den Festbesuchern verzehrt und teilweise auch mit nach Hause genommen.

Alter Ofen gibt den Geist auf

Nachdem das Straßenfest pandemiebedingt zweimal nicht stattfinden durfte, plant man jetzt ganz hoffnungsfroh für den kommenden Juli. Allerdings, der bisherige Ofen hat den Geist aufgegeben und kann nicht mehr eingesetzt werden, wenn am Festsamstag ab 12 Uhr mit dem Anschnitt der ersten warmen Zwiebelkuchen das Festwochenende eröffnet wird. Es galt also, sich nach Ersatz umzuschauen, wofür eine Projektgruppe gegründet wurde. "Es galt, sich in ungünstigen Zeiten zu rüsten für die Zukunft", machte Michael Schwarz, Beisitzer im Vorstand und Mitglied der Projektgruppe, deutlich. Kollege Axel Dürr erzählt, wie dann die Entscheidung für die beiden jetzt beschafften Backofenmodule gefallen ist. "Wir haben uns schließlich auch die Pizzaöfen im Sportheim angeschaut und vom Wirt erklären lassen. Er hat die gleichen Öfen erfolgreich in Betrieb und das hat uns überzeugt." Zweimal acht Kuchen können darin gleichzeitig gebacken oder erwärmt werden. Oder, wenn die mit Schamottsteinen ausgekleideten Backöfen auf 300 Grad Celsius erhitzt sind, sind innerhalb von drei bis vier Minuten zweimal sechs große Pizzen fertig.

Überzeugender Grundgedanke

Der Grundgedanke, dass der mobile Ofen nicht nur zur alleinigen Nutzung durch den Musikverein beschafft wird, führte den MV zu Leader Heckengäu. Andere Vereine können das Backmobil ebenso nutzen wie auch die Gewerbetreibenden und die Gemeinde selbst, zum Beispiel beim Weihnachtsmarkt oder Krämermarkt. Die örtliche Feuerwehr hat auch schon Interesse am Ofen für ihren traditionellen Besen mit Flammkuchen angemeldet, wie bei der Plaketten-Aktion zu hören war.

Der Antrag bei Leader in der vergangenen Förderperiode war laut Maya Simon noch möglich, weil andere Anträge zurückgezogen wurden. Mitte November 2021 konnte der MV den Abschluss des Projekts und die Bezahlung aller Rechnungen an Leader Heckengäu melden. Nun kann künftig sowohl bei Probenwochenenden der Jugend als auch der Gesamtkapelle mit Flammkuchen oder Pizza einfach und schnell für die Verpflegung gesorgt werden. Oder beim Sommerferienprogramm mit Kindern wieder Brot gebacken werden.

Passenden Anhänger beschafft

200 Kilogramm schwer ist das neue, autark mit Gas beheizte Ofenensemble. Weil es mobil und vielfältig eingesetzt und andererseits einfach gelagert und untergebracht werden soll, wurde gleich bei einem örtlichen Fahrzeugausstatter der passende Anhänger dazu beschafft, der auch den neuen Tiefkühlschrank und das vom Wirtschaftskontrolldienst geforderte mobile Wasch- und Desinfektionsbecken aufnehmen kann. Zum Netto-Gesamtpreis von rund 11 000 Euro steuerte Leader Heckengäu den höchstmöglichen Fördersatz von 80 Prozent oder rund 8900 Euro bei.

Open Air-Konzert geplant

"Wir sind optimistisch, dass unser Straßenfest in diesem Jahr stattfinden kann", blickt Vorstand Lutz in den Sommer. Und wenn nicht? "Dann organisieren wir auf jeden Fall einen Zwiebelkuchenverkauf, damit die Bevölkerung unsere neuen Backöfen in Aktion erlebt", ist er sich einig mit dem zweiten Vorsitzenden Timo Dürr und Schriftführerin Kristina Weiß. Im Mai findet in normalen Jahren die mittlerweile schon legendäre "Modern Music Show" des MV statt. Dieses aufwendige Event ist für dieses Jahr jedoch auch schon wieder gestrichen, bedauert die Vereinsführung, vor allem wegen der nicht möglichen intensiven Probenarbeit bisher. Man kann seit dieser Woche wieder proben, so Lutz, "und deshalb planen wir jetzt einen Open Air-Auftritt mit dem ein oder anderen Show-Element."