Die Lea in Ellwangen schließt bald für immer. Foto: dpa

Bis Ende November sollen die letzten Flüchtlinge das Aufnahmezentrum in Ellwangen verlassen haben. Die Suche nach neuen Standorten geht nur langsam voran.

In weniger als drei Monaten wird in Ellwangen der Schlüssel übergeben. Die Landeserstaufnahmeeinrichtung (LEA) für Flüchtlinge wird dann Geschichte sein, nach etwas mehr als zehn Jahren. Seit dem 9. April 2015 hat das ehemalige Kasernengelände Menschen Schutz und ein Dach über den Kopf geboten. 700 Plätze gab es hier offiziell, in Spitzenzeiten waren mehr als 4000 Männer und Frauen vor Ort. Ende September lebten gerade einmal noch 121 Flüchtlinge in der weitläufigen Anlage. Ein Unterkunftsgebäude ist bereits geräumt, bei einem weiteren wird das bald der Fall sein. Die letzen Bewohner werden die Lea Ende November verlassen, heißt es aus dem Justizministerium in Stuttgart.

 

Schon vor drei Jahren hätte Schluss sein sollen

Ursprünglich hätte die Lea bereits 2022 ihre Pforten schließen sollen, Ellwangen will auf dem ehemaligen Bundeswehrgelände einen neuen Stadtteil entwickeln. Doch im Land fehlte es an Möglichkeiten, Flüchtlingen unterzubringen. Es gab viele Verhandlungsrunden zwischen den Vertretern der Kommune auf der Ostalb und denen aus dem Stuttgarter Ministerium. Die Stilllegung der Einrichtung zum Ende dieses Jahres war ein hart umkämpfter Kompromiss.

Immer mehr Flüchtlinge ziehen aus. Foto: dpa

Der Wegfall der Plätze in Ellwangen werde „vorübergehend“ durch eine „bedarfsgerechte Verteilung“ auf bestehende Einrichtungen ausgeglichen, so eine Sprecherin der Justizministerin. Das ist schon deswegen nötig, weil das Ministerium mit der Suche nach neuen Standorten nicht ganz so schnell voran kommt wie erhofft.

Insgesamt will das Land die Regelkapazitäten für die Erstaufnahme von derzeit etwas mehr als 6000 auf 12 000 Plätze ausbauen. Doch sobald sich das Augenmerk auf einen konkreten Ort richtet, regt sich dort der Widerstand. In Ludwigsburg haben die Pläne, eine mögliche Lea auf dem Gebiet Schanzacker zu errichten, zahlreiche Menschen auf die Straße gebracht. Andernorts scheitert die Prüfung an zu hohen Kosten: In Pforzheim, wo das Land ebenfalls die Möglichkeit gesehen hatte, bis zu 1000 Flüchtlinge unterzubringen, sei der dafür notwendige Aufwand unverhältnismäßig, hat eine Prüfung im vergangenen Jahr erbracht.

Flüchtlingszahlen gehen stark zurück

Das Land sei „unverändert intensiv“ auf der Suche nach neuen Standorten, sagt das Ministerium auf Anfrage. Der aktuelle Schwerpunkt liege dabei gerade auf mehreren Standorten in Stuttgart-Weilimdorf. Dort werden derzeit mehrere leer stehende Bürogebäude daraufhin untersucht, ob sie zu Zwecken der Flüchtlingsunterbringung umgebaut werden können.

Entgegen kommt dem Land dabei, dass der akute Handlungsdruck nicht mehr so gewaltig ist, wie noch vor wenigen Monaten. Die Zahlen derer, die im Südwesten Schutz suchen, gehen kontinuierlich zurück. Bis Ende August, so die aktuellsten Zahlen, haben im Südwesten 7278 Menschen einen Asylantrag gestellt. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte 2025 das Jahr mit den niedrigsten Zugangszahlen seit langem werden. Im vergangenen Jahr kamen 22 105 Menschen, 2023 waren es 36 319. Ukrainerinnen und Ukrainer sind in dieser Statistik nicht dabei, aber auch deren Zahlen scheinen zurück zu gehen. Mit 12 892 waren bis Ende August halb so viel Menschen gekommen wie im Vorjahr, und deutlich weniger als in den ersten beiden Kriegsjahren.

Die Zukunft bleibt ungewiss

Gleichwohl hält das Ministerium an der Suche nach neuen Standorten fest. Niemand weiß, ob nicht schon bald wieder ein weltpolitisches Ereignis Anlass dafür gibt, dass die Flüchtlingszahlen erneut steigen. Man wolle vorbereitet sein, damit nicht Sporthallen oder Gemeindehäuser belegt werden müssten, so das Ministerium.