Freuen sich auf die künftige Partnerschaft: Rainer Neske, der CEO der LBBW (rechts), und Alexander Wehrle (Vorstandsvorsitzender VfB Stuttgart) Foto: Ferdinando Iannone/Lichtgut/

Die LBBW wird neuer Hauptsponsor des VfB Stuttgart. Vorstandschef Rainer Neske zeigt sich von den Ambitionen des Vereins begeistert, VfB-Chef Alexander Wehrle feiert die Ausweitung des württembergischen „Weltmarkenbündnisses.“

Die LBBW folgt auf Winamax und wird von der kommenden Spielzeit an auf dem Trikot der Profimannschaft des VfB Stuttgart als Hauptsponsor prangen. Ein Exklusiv-Gespräch mit LBBW-Vorstandschef Rainer Neske und VfB-Chef Alexander Wehrle über die Kooperation zweier schwäbischer Schwergewichte, über Ambition und Emotion.

 

Herr Neske, wir reden heute über ein Bündnis von VfB Stuttgart und LBBW. Worin besteht es genau?

RN: Wir sind seit Juli schon im Nachwuchsbereich engagiert und weiten dieses Engagement nun aus. Ab der Saison 2025/26 werden wir Hauptsponsor des Clubs sein und unsere Marke wird den Brustring zieren. Wir sind sehr froh, sehr stolz und auch begeistert.

Über welche Laufzeit sprechen wir?

RN: Wir haben uns vorerst auf drei Jahre Partnerschaft verständigt. Ob daraus dann 30 Jahre werden, schauen wir dann mal. Nicht wahr, Herr Wehrle?

Wie viel ist der LBBW das wert?

RN: Zu finanziellen Details möchten wir uns nicht äußern.

Herr Wehrle, ist das Engagement in der Größenordnung von Winamax einzuordnen?

AW: Unsere Vereinbarung besteht aus mehreren Komponenten. Wir bewegen uns in einer Größenordnung, die uns im Bundesligavergleich einen einstelligen Tabellenplatz sichert. Die LBBW ist einer der wichtigsten Ansprechpartner der regionalen Wirtschaft. Diese Partnerschaft ist die Fortführung des württembergischen Weltmarkenbündnisses auf hohem Niveau.

Hat dieses Bündnis in der Entstehung der Partnerschaft eine Rolle gespielt?

AW: Das Bündnis hat gezeigt, dass der VfB bereit ist, mit starken Partnern etwas verändern zu wollen. Gerade Lutz Meschke, der Finanzvorstand von Porsche, hat da eine wichtige Rolle gespielt. Gleich zu Beginn unserer Gespräche haben Rainer Neske und ich festgestellt, wie groß die Schnittmengen sind: Tradition, Zukunftsorientierung, gesellschaftliches Engagement. Und wir sind beide in der Region verwurzelt, haben aber internationale Ansprüche. Außerdem beweist die LBBW schon lange – etwa als Konsortialführer unserer Banken, besonders während Corona und beim Stadionumbau – dass auf sie Verlass ist. Darüber hinaus arbeiten unsere Stiftungen schon lange erfolgreich zusammen.

Rainer Neske sieht den VfB als Integrator. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone

RN: Das „Weltmarkenbündnis“ rund um den Verein fungiert wie eine Plattform. Hier kommt so viel zusammen bei den Firmen und den Privatkunden, und da verbindet der Fußball. Das wird unserer Markenbekanntheit sehr helfen. Und der VfB ist in wahrstem Sinne des Wortes ein Integrator. Wir reden in Deutschland oft über das Auseinanderdriften der Gesellschaft. Das Stadion ist ein Ort der Zusammenkunft. Ob Arbeiter oder Manager: Hier sind alle erst mal Fan, die Emotionen sind positiv.

War der Einstieg also eine emotionale Entscheidung?

RN: Ja, auch. Emotionen gehören dazu, sie verbinden viel mehr als Ratio. Wir haben schon in den ersten Momenten der Zusammenarbeit unserer Teams bemerkt, dass sich eine große Kraft entfaltet.

Sie gehen mit der Marke LBBW auf die Brust, die der breiten Öffentlichkeit kein so großer Begriff ist?

RN: Wir gehen mit der Dachmarke auf die Brust, weil wir glauben, dass wir bundesweit und auch international darüber wahrgenommen werden. Hier in Stuttgart und der Region wird aber auch unsere Tochter BW Bank eine sehr starke Rolle spielen. So wird es zum Beispiel bereits ab der Rückrunde eine gemeinsame EC-Karte von VfB und BW Bank geben und auch im Stadion wird man die BW Bank wahrnehmen können.

Der große Startschuss erfolgt dann in der kommenden Saison?

AW: Ja. Dann werden unsere Profis und alle Jugendteams mit einem einheitlichen Sponsor auf der Brust auflaufen. Dazu kommt noch eine Vielzahl weiterer werblicher Rechte und Präsenzen beim VfB. Mein Vorstandskollege Rouven Kasper, der mit mir die Gespräche geführt hat, arbeitet mit seinem Team und der LBBW einen Masterplan für diese Partnerschaft aus. Wir wollen gemeinsam Partner sein für unsere Fans und Mitglieder sowie unsere Sponsoren und Businesskunden, den Unternehmen unserer Region.

Was hat denn der bisherige Partner gesagt? Winamax war sicher nicht begeistert.

AW: Wir haben mit offenen Karten gespielt. Es war klar, dass dieses Engagement nicht auf Jahrzehnte ausgelegt ist. Ich möchte aber auch unterstreichen, dass Winamax sich in einer schwierigen Phase beim VfB engagiert hat und ein seriöser sowie verlässlicher Partner für uns war und ist. Unser Ziel war es immer, mittelfristig einen starken Partner aus der Region zu gewinnen.

Stichwort Weltmarkenbündnis. Sie suchen doch sicher noch Unternehmen, die in das Kapital einsteigen wollen.

AW: Laut Satzung können wir aktuell noch 3,9 Prozent der Anteile veräußern. Wir erhoffen uns eine große Wirkung von dieser Partnerschaft. Die LBBW als einer der wichtigsten Player der Wirtschaftsregion besitzt eine herausragende Strahlkraft, die eine starke Signalwirkung für Topunternehmen, idealerweise aus der Region, entfalten wird.

Alexander Wehrle bescheinigt der LBBW eine herausragende Strahlkraft. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone

Für die LBBW stand der Einstieg ins Kapital nicht zur Debatte?

RN: Nein. Eine Eigenkapitalbeteiligung an Unternehmen macht für eine Bank aufgrund der regulatorischen Anforderungen keinen Sinn. Und wir können unsere Ziele auch ohne Kapitalbeteiligung erreichen.

Ist mit dem Sponsoring ein Aufsichtsratsposten verknüpft?

RN: Nein. Wir haben eine geschäftliche Markenpartnerschaft. Wir gehören nicht in den Aufsichtsrat.

Die LBBW ist ein öffentlich-rechtliches Institut und gehört neben den Sparkassen auch dem Land und der Stadt Stuttgart. Wie finden die ihren Einstieg bei einem Fußball-Club?

RN: Das müssen Sie die Eigentümer fragen. Natürlich gehen wir bei aller Emotionalität mit den Geldern, die uns anvertraut werden, besonders sorgfältig um.

AW: Der Werbewert und der ökonomische Effekt für die Region von Bundesliga- DFB-Pokal- und Champions-League-Spielen zahlen jedenfalls enorm auf Stadt und Land ein. Dies hat auch die Euro 2024 gezeigt.

Herr Neske, Sie steigen nun ein in ein Geschäft mit sehr viel Begeisterungs-, aber auch viel Ärger-Potenzial. Fürchten Sie keine negativen Schlagzeilen?

RN: Nein. Schwierige Zeiten gibt es überall, auch bei uns in der Kundschaft. Das gehört dazu. Für mich war wichtig, dass wir nicht einsteigen, weil der Verein so eine großartige letzte Saison gespielt hat. Wir müssen als Partner gemeinsam die Dinge durchstehen. Der VfB wird womöglich nicht immer so erfolgreich sein. Und auch die LBBW kann wieder, was Gott verhüten möge, in schweres Fahrwasser geraten.

Herr Wehrle, Sie sagten kürzlich, die Zeit der reinen Werbung sei vorüber. Sie wollen mit Ihren Partnern in die Interaktion. Was heißt das?

AW: Wir haben sehr viele Ideen. Mit unseren Partnern, etwa der Schwarz-Gruppe oder Porsche und auch mit der landeseigenen Initiative Gründermotor, mit der die LBBW und wir kooperieren, wollen wir in der MHP-Arena möglichst viele Innovationen aus Wissenschaft, Technik und Wirtschaft präsentieren, etwa im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Da ist etwa die virtuelle Corporate Influencerin Königin Katharina, also der Avatar, den die LBBW vorgestellt hat, ein tolles Beispiel. Jedenfalls geht es um mehr als klassische Werbung.

RN: Es gibt viele Verbindungen. Der Team-Gedanke, die Wettbewerbsorientierung, der Umgang mit Niederlagen. Wir können hier viel lernen. Und wir können das auch für unsere Kundenveranstaltungen nutzen.

Sind Sie eigentlich bereits früher einmal gefragt worden, ob Sie beim VfB einsteigen möchten?

RN: Allerdings, aber nicht vom VfB. Ich war 2016 kaum drei Minuten im Amt, da haben mich Mitarbeiter gefragt, ob sich die Bank nicht beim Verein engagieren möchte. Aber aktuell entscheidend war, neben den klassischen Kennzahlen, dass uns die Ambition des Vereins überzeugt hat.

Sie haben neulich mit Blick auf den Wirtschaftsstandort Deutschland gesagt: „Ich habe keine Lust, meinen Kindern einen Mittelfeldplatz zu hinterlassen.“ Ist das auch die Anforderung an den VfB?

RN: Mein Punkt ist: wir müssen in Deutschland den Anspruch haben, siegen zu wollen. Natürlich gewinnt man nicht immer, aber das ist nicht das Problem. Deshalb ist der Tabellenplatz am Ende der Saison auch nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass man etwas vorhat. Diesen Geist lebt der VfB vor, und in diesem Sinne gewinnen und verlieren wir künftig gemeinsam.