Die Bankenbranche muss technologisch aufholen. Auch die LBBW. Die Landesbank investiert viel Geld in die Modernisierung der Informationstechnologie und in neue digitale Produkte. Seit Januar ist der IT-Bereich bei LBBW-Chef Rainer Neske angesiedelt.
Stuttgart - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) hat im vergangenen Jahr die Krisenjahre endgültig abgehakt und im Kundengeschäft Boden gut gemacht. Gleichzeitig hat sie erneut stark in die Modernisierung der Informationstechnologie sowie in die Digitalisierung von Produkten und Prozessen investiert. „Wir sind noch nicht überall da, wo wir sein wollen, wir sind aber 2017 gut vorangekommen“, sagte LBBW-Chef Rainer Neske zu den vorläufigen Geschäftszahlen.
Seit Jahresanfang ist der IT-Bereich direkt beim Vorstandsvorsitzenden selbst angesiedelt. Neske, der von Haus aus Diplom-Informatiker ist, betonte, dass die IT nicht nur als Kostenfaktor zu betrachten sei, sondern strategische Bedeutung habe. Die Verankerung dieses Bereichs in seinem Ressort sei Ausdruck dafür, dass „wir der Digitalisierung einen besonderen Schwerpunkt in der LBBW geben wollen“. Das wirke sich nicht zuletzt auf die Arbeitsweise im Haus aus. Aus Sicht des Vorstandsvorsitzenden soll die LBBW „agiler“ werden. „Dazu braucht es andere Formen der Zusammenarbeit, kürzere Entscheidungswege und eine Prise Start-up-Kultur“, sagte Neske. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, werden Führungskräfte künftig daran gemessen, wie sehr sie die neuen Arbeitsformen vorleben und einsetzen. Agilität soll deshalb auch zum Kriterium bei der erfolgsabhängigen Vergütung von Führungskräften werden. Herangezogen werden sollen dabei unter anderem Mitarbeiterbefragungen oder die Umsetzung von Projekten.
In der Bankenbranche gibt es viele neue Wettbewerber
Obwohl die deutschen Banken in der Vergangenheit technologisch weltweit führend waren, „war das letzte Jahrzehnt hinsichtlich der Modernisierung der Bankenbranche ein verlorenes Jahrzehnt“, stellte der LBBW-Chef fest. Mit der Folge, dass heute viele neue Wettbewerber in Deutschland sehr aktiv unterwegs seien.
Vor diesem Hintergrund ist Neske besonders stolz darauf, dass die LBBW im vergangenen Jahr gemeinsam mit Daimler einen Schuldschein auf der Basis der Blockchain-Technologie herausgegeben hat. Auch eine zweite Transaktion mit Telefónica Deutschland sei erfolgreich abgeschlossen worden. In dem Bereich wolle man „Innovationsführer“ sein.
Insgesamt hat die größte deutsche Landesbank im vergangenen Jahr 200 Millionen Euro in die Digitalisierung investiert, nach 220 Millionen Euro im Vorjahr. In diesem Jahr ist das Budget dafür „etwas niedriger“ angesetzt, sagte Neske. Je nach Geschäftsentwicklung könne es aber mehr werden.
LBBW als mittelständische Universalbank
Im vergangenen Jahr hat die Landesbank mehr als eine halbe Milliarde Euro vor Steuern verdient, womit Neske „sehr zufrieden“ war. Das Ergebnis zeige, „dass wir unsere Kunden als mittelständische Universalbank überzeugen konnten“, betonte der LBBW-Chef. Im Jahr zuvor betrug der Konzerngewinn vor Steuern 142 Millionen Euro. Das lag auch wesentlich daran, dass der Firmenwert der SachsenLB in der Bilanz auf Null abgeschrieben worden war, was eine Wertberichtigung von 379 Millionen Euro bedeutete. Die LBBW hatte die SachsenLB, die in Notlage geraten war, 2008 übernommen. In diesem Jahr rechnet die LBBW mit einem Vorsteuerergebnis in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags. Die Eigentümer der Bank – das Land, die baden-württembergischen Sparkassen und die Stadt Stuttgart – können mit einer Ausschüttung im „guten dreistelligen Millionenbereich“ rechnen.
Die Eigenkapitalquote der LBBW hat sich auf 15,7 Prozent erhöht. Damit sei die LBBW eine der am besten kapitalisierten deutschen Banken. „Das gibt uns ausreichend Spielraum für zukünftiges Wachstum mit unseren Kunden“, betonte Neske. Die Eigenkapitalrendite liegt bei 4,1 Prozent. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen der Branche sei das „eine ordentliche Rendite“.
Der Stellenabbau kommt voran
Zum Jahreswechsel beschäftigte die LBBW noch 10 326 Mitarbeiter, 513 weniger als Ende 2016. Beim Stellenabbau kommt die Bank planmäßig voran. Insgesamt will sich die LBBW von rund 1200 Mitarbeitern trennen. Im Rahmen des Abbauprogramms sind im vergangenen Jahr 245 Mitarbeiter ausgeschieden, die restlichen 268 sind der natürlichen Fluktuation zuzurechnen – sie haben das Haus verlassen oder sind in den Ruhestand gewechselt.
Ausbauen will die LBBW das Kreditgeschäft mit größeren Unternehmenskunden. Ein besonderer Fokus soll aber auch auf Geschäftskunden liegen, das sind im Verständnis der Landesbank Heilberufler, Selbstständige, Handwerker und kleine Unternehmen.