Foto: Borho Foto: Schwarzwälder Bote

Die neapolitanische Krippe

Feine Details zieren die Rundkrippe in der Kirche St. Michael in Lauterbach. Die Figuren stammen ursprünglich aus Sizilien.

Lauterbach. Auf Initiative des einstigen Pfarrers von Lauterbach, Willibrod Weckenmann wurde die neapolitanische Weihnachtskrippe einst erstmals als Rundkrippe aufgebaut. Sieben Krippenbauer von Lauterbach gestalteten das Kleinod in eine wunderschöne, wertvolle Rund- beziehungsweise. Achteckkrippe für die Katholische Kirchengemeinde St. Michael um. Den Krippenbauern der ersten Stunde gehörten Edgar Borho, Werner Borho, Helmut Fehrenbacher, Hermann Fehrenbacher, Herbert König, Lothar Mayer und Erwin Reuter an. Von diesen Männern sind heute immer noch Werner Borho, Helmut Fehrenbacher und Lothar Mayer dabei. Das Team wurde im Laufe der Jahre durch Armin Haas und Martin Moosmann und neuerdings durch Roland Maurer ergänzt. Der Krippenbau hat eine lange Tradition, insbesondere in Italien. "Il presepe" wird in neapolitanischen Familien traditionell schon am 8. Dezember, dem Tag "Mariä Empfängnis" aufgestellt. Das Christuskind wird jedoch erst in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember dazu in die Krippe gelegt.

Die Neapolitanischen Krippen weichen von den üblichen Krippen ab. So wird vorwiegend die Darstellung des Alltagslebens der Menschen manifestiert. Nicht nur die bekannten Figuren der Madonna und des Jesus-Kindes, sondern auch detailgetreue Nachbildungen, beispielsweise von Haushaltsgegenständen bis hin zu exotischen Tieren werden hierbei geschaffen. Die "Via Gregorio Armeno" in der Altstadt von Neapel brachte es als "Straße der Krippenbauer" zu Weltruhm.

Der Lauterbacher Dekan Albert Gold (†) wurde hierauf aufmerksam. Er kaufte Ende der 50er-Jahre von einem Kunsthändler in Venedig 30 Figuren einer Neapolitanischen Krippe auf. Sowohl das Bayerische Nationalmuseum in München, als auch das Württembergische Landesmuseum in Stuttgart zertifizierten die Echtheit der erworbenen Unikate.

Erstmals im Jahr 1959 an Seitenaltar aufgebaut

Erstmals 1959 wurde die Krippe vom Württembergischen Landesmuseum Stuttgart an einem Seitenaltar der Kirche St. Michael aufgestellt. Nach der Kirchenrenovation 1967 wurde sie dann in einem Seitenaufgang zur Empore eingebaut. Viele Lauterbacher Bürger waren jedoch der Ansicht, dass die Krippe an dieser Stelle ein tristes Dasein habe. Doch nach einer weiteren Kirchenrenovation im Jahr 1993 wurden findige Krippenbauer auf das kostbare Juwel erneut aufmerksam. Sie formten das Ganze von Grund auf neu. Hierbei erwies sich die Gestaltung als Rundkrippe als Glücksfall. Die Figuren können jetzt von allen Seiten betrachtet werden.

Drei Szenen markieren von nun an die Krippe: Anbetung der Hirten, Dreikönigszug und eine Marktszene, und zwar so, dass keine Szene von einer anderen gestört wird.

Dem aufmerksamen Betrachter fallen viele interessante Details ins Auge, wie zum Beispiel insgesamt 620 winzige Ziegel auf dem Hausdach, selbstgeschmiedete Gitter vor jedem Fenster, das Schnitzwerk an den Säulenkapitellen, der detailgetreue Fasswagen und nicht zuletzt 30 Figuren, die aufgrund eines Drahtgerüsts beweglich sind und individuell in die jeweiligen Szenen angepasst werden können Unwillkürlich fällt der Blick ins Zentrum des dargestellten Geschehens mit Maria und Josef und dem Jesus-Kind in der Krippe. Vor dem Kind kniet der sagenumwobene "blinde Hirte von Lauterbach".

Das Kleinod in der Lauterbacher Kirche St. Michael stieß schon wiederholt auf das gezielte Interesse von Rundfunk- und Fernsehdokumentationen.