Die Kimmich-Galerie bietet Anlass für Diskussionen. Foto: Archiv

Gemeinderat: An Sanierung der Kimmich-Galerie scheiden sich die Geister / Entscheidung am 2. Dezember

Einigen Bürgern stellen sich die Nackenhaare bei der anvisierten Sanierung der Kimmich-Galerie. Dieser Punkt stand zwar gar nicht auf der Tagesordnung des Gemeinderats – trotzdem löste sie überaus kontroverse Diskussionen aus.

Lauterbach. Bernd Degner nutzte die Einwohnerfragestunde, um seinem Ärger Luft zu machen: Ihm gehe es nicht runter, wie der Gemeinderat so etwas durchwinken könne.

Auf seinen kritischen Leserbrief zur Sanierung habe er nur Zustimmung erhalten. Sein Schluss: "Jeder Bürger ist gegen die Sanierung der Galerie". Der Gemeinderat habe die Interessen der Bürger zu vertreten, daher dürfe nicht so viel in das baufällige Gebäude reingesteckt werden. "Warum wird das so gepusht?", fragte er sich.

Es dürfe nicht kosten, was es wolle, versicherte Bürgermeister Norbert Swoboda, der zugleich Vorsitzender des Kunstvereins ist. Am 2. Dezember würden die Arbeiten im Gemeinderat vergeben. Erst an diesem Tag werde entschieden, ob das Vorhaben so komme, wie derzeit geplant.

Die aktualisierte Kostenschätzung liege höher als die erste Kalkulation vor zwei Jahren, räumte Swoboda ein. Allerdings seien die Baukosten in diesem Zeitraum gestiegen, da die Baufirmen über Gebühr ausgelastet seien.

Hubert Nagel, Gemeinderat und stellvertretender Vorsitzender des Kunstvereins, unterfütterte das Ganze mit Zahlen. Derzeit liege man bei rund 775 000 Euro, davon erhalte die Gemeinde eine Förderung von 51 Prozent vom Land. 570 000 Euro seien bereits finanziert, sodass die Lücke noch 200 000 Euro betrage. Hiervon werde die Hälfte über Zuschüsse abgedeckt, daher seien noch rund 100 000 Euro zu finanzieren. Dass die Sanierung eine Million Euro koste, wie in der Bevölkerung öfters zu hören sei, sei eine erfundene Zahl. "Ich weiß aber, dass es ein heikles Thema ist", war sich Nagel bewusst. Das Gebäude habe aber auch die Bestimmung, dass Kunst auch auf dem Land zu sehen sei und nicht nur in Ballungszentren. So etwas sei als weicher Standortfaktor nicht zu unterschätzen, ergänzte Swoboda.

Außerdem gehöre die Galerie – das frühere Rathaus – der Gemeinde. Der Kunstverein verwalte lediglich das künstlerische Erbe von Wilhelm Kimmich. Es stelle sich die Frage, was die Alternative zur Sanierung sei, sagte Swoboda. Das habe der Gemeinderat bereits intensiv diskutiert. Der Bau einer Galerie an einem anderen Standort dürfte ähnlich viel kosten, schätzte Swoboda. Zudem könnte die sanierte Galerie auch als Kultur- und Begegnungsstätte genutzt werden. Er verwies auf das Beispiel des Tennenbronner Heimathauses.

"Wir werden uns nicht blind drauf stürzen", sagte Johannes Geprägs. Wenn die Summen für die Sanierung am 2. Dezember zu hoch seien, könne man immer noch die Reißleine ziehen.

Übrigens: Nagel wird an diesem Tag ebenso wenig abstimmen wie Swoboda, da beide aufgrund ihrer Tätigkeit im Kunstverein befangen sind.

Macht eine kostspielige Sanierung der Kimmich-Galerie für eine finanziell notorisch klamme Gemeinde wie Lauterbach Sinn? Oder wäre das Geld nicht woanders – beispielsweise für die Wasseranschlüsse im Außenbereich oder in der Sanierung des Sportheims – sinnvoller angelegt? Hierüber lässt sich trefflich streiten, wie im Gemeinderat deutlich wurde. Klar ist: Der Stellenwert der kulturellen Einrichtung im Großteil der Bevölkerung ist nicht allzu hoch. Doch die Gemeinde ist in der Pflicht, das Erbe von Wilhelm Kimmich zu erhalten – und hier ist keine günstige Lösung in Sicht. Auch eine Ausstellung der Werke an einem anderen Ort gibt es nicht zum Nulltarif. Wenn die Entscheidung zur Sanierung am 2. Dezember fällt, werden die Gemeinderäte genau abwägen müssen. Schließlich geht es um Steuergelder der Bürger – und über deren Verwendung verdienen die Lauterbacher Rechenschaft.