Sie ist der Chef im Ring auf den Weiden des Oberbauernhofs: Das Hochlandrind Franzi hat ein Wildschwein auf dem Gewissen. Foto: Binder

Mit Schottischem Hochlandrind ist nicht gut Kirschen essen. Eigenen Nachwuchs rigoros verteidigt.

Lauterbach - Beim Oberbauernhof zwischen Lauterbach und dem Fohrenbühl ist es zumeist recht idyllisch. Doch kürzlich war das anders: Kuh Franzi wurde äußerst rabiat – und erledigte eine Wildsau, die ihren Jungen zu nahe gekommen war.

Franzis Besitzer Bodo Binder arbeitete morgens um 9.30 Uhr in seinem Büro, als er hörte, wie die Kuh – ein Schottisches Hochlandrind mit imposanten Hörnern – auf der benachbarten Weide schrie. "Ich habe etwas röcheln gehört, aber ansonsten nichts Besonderes entdeckt", erzählt Binder, was er vor Ort vorgefunden hatte.

Tiere kennen das Auto des Jägers bereits

Doch damit nicht genug: Wenig später kam eine ganze Horde Wildsauen hinzu. Die Tiere sind ansonsten sehr scheu und intelligent. "Um diese Uhrzeit sieht man normalerweise keine Wildschweine", sagt Binder. Diese weichen Menschen aus, da sie wissen, dass ihnen sonst Gefahr droht. "Sie kennen sogar das Auto des Jägers, weshalb er inzwischen immer woanders parkt, wenn er auf Jagd geht", weiß er.

Dass nun eine ganze Rotte auf der Weide war, kam Bodo Binder reichlich spanisch vor. Er ging nochmals zu der Stelle – und zack, da sah er eine Wildsau im Gras liegen. Tot. Mit einem Loch im Hals. "Das kam von Franzis Horn", sagt Binder. Er habe daraufhin extra den Jäger angerufen. Als dieser vor Ort war, habe er ihn gefragt und der Jäger habe ihm bestätigt, dass es kein Einschussloch sei, sondern eindeutig Franzis Werk.

"Waidmanns Heil" zur Verabschiedung

"Sie ist normalerweise alles andere als gewalttätig, aber ihre Jungen waren auf der Weide. Und diese verteidigt Franzi nun einmal", sagt ihr Besitzer. Der Jäger meinte jedenfalls, die verendete, 50 Kilogramm schwere Wildsau sei schon krank gewesen. Sonst wäre sie nicht auf die Weide gegangen. Er nahm das Tier mit, nahm es auseinander und stopfte es aus. Von Binder verabschiedete er sich mit den Worten "Waidmanns Heil" – wie es sich gehört nach einer erfolgreichen Jagd.

Der Jäger freute sich über die unverhoffte und äußerst seltene Unterstützung – ist doch er sonst dafür verantwortlich, den Bestand an Wildschweinen im Zaum zu halten. Das ist oft ein schwieriges Unterfangen, da sich die Tiere stark vermehren.

Bei Schäden durch Wildschweine – beispielsweise einer "umgepflügten" Weide – muss der Jäger haften und für den Schaden aufkommen.