Bei der Bachverdolung müssen Kröten geschluckt werden. Bei Neuausschreibung droht fünfmonatige Vollsperrung.
Lauterbach - Beim Neubau der Bachverdolung mit Gehweg an der Landesstraße 108 im Bereich der Firma Haas müssen Kröten geschluckt werden. Im Klartext heißt dies, entweder werden nahezu hundertprozentige Mehrkosten in Kauf genommen, oder das Projekt wird neu ausgeschrieben und kann möglicherweise nur noch mit einer zirka fünfmonatigen Vollsperrung der der Straße umgesetzt werden.
In der jüngsten Gemeinderatsitzung wurde dieses Projekt erneut zu einem zentralen Schwerpunktthema. Beim Straßenbauamt des Regierungspräsidiums in Donaueschingen fand kürzlich die Submission der Maßnahme statt. Diese ergab im Ergebnis nahezu eine Verdoppelung der ursprünglich geschätzten Kosten, die vom Ingenieurbüro Alwin Eppler aus Dornstetten genannt wurden. In den Haushaltsplänen 2012 und 2013 wurden für die gesamte Maßnahme 965.000 Euro, mit einem Eigenanteil der Gemeinde von 594.800 Euro, einschließlich Zuschüssen nach GVFG und Ausgleichsstock, angesetzt.
Die Firma Hermann aus Furtwangen als günstigste Bieterin beziffert die Kosten allein schon mit 1,466 Millionen Euro. Hinzu kommen noch rund 400.000 Euro an weiteren Kosten, die bisher bereits angefallen sind oder noch anfallen werden. Nach derzeitigem Stand belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 1,866 Millionen Euro, die für die Gemeinde Lauterbach eine Finanzierungslücke von 383 059 Euro entstehen lassen.
Wie Bürgermeister Norbert Swoboda mitteilte, könnten die Mehrkosten unter Umständen finanziert werden, wenn sich die Baumaßnahme "Regenüberlaufbecken" in das Jahr 2014 verschieben lässt und sich die erhofften rund 50-prozentigen Mehreinnahmen aus dem Einkommenssteuer-Bereich tatsächlich realisieren.
Kosten werden dargestellt
Die Kostenentwicklung wurde von Oberbaurat Peter Laube vom Straßenbauamt des Regierungspräsidiums in Donaueschingen in der Gemeinderatssitzung erläutert. Aufgrund von Erfahrungswerten seien die Kosten durchaus als realistisch zu bewerten Die Baumaßnahme erfordere in einem äußerst beengten Baufeld relativ viel kostenintensive Handarbeit. Das Ingenieurbüro Eppler sei vermutlich bei seiner Kostenermittlung von "unbehindertem Bauen bei ausreichend Arbeits- und Lagerflächen" ausgegangen, sagte Laube.
An Schaubildern zeigte er unter anderem indes eine "sehr schmale Schlauchbaustelle", die keinen Platz für eine "baustelleninterne Fahr- und Transportspur" und erforderliche Lagerflächen für Baumaterialien aufweist. Mit der geplanten Vorgehensweise könne die relativ kürzeste Zeit für eine Vollsperrung aufrechterhalten bleiben. Eine neue Planung mit Ausschreibung würde die Terminsituation erneut verzögern und hätte mit ziemlicher Sicherheit eine noch längere, bis zu fünfmonatige Vollsperrung zur Folge.
Gemeinderat Reiner Volle stellte den bisherigen Ablauf der Baumaßnahme in Frage und meinte, die Gemeinde hätte schon viel früher, spätestens nachdem sich die Mehrkosten schon abzeichneten, involviert werden müssen. Ratskollege Hubert Nagel wörtlich: "haben wir jetzt die billigste, oder die teuerste Lösung vorliegen? Gibt es keine Alternativen?".
Ratskollege Ansgar Fehrenbacher ging davon aus, dass keine "Luxus-Variante" gewählt wurde. Laube gab zu bedenken, dass unter anderem auch massive Altlasten abzutragen seien und so gut wie alle Baufirmen volle Auftragsbücher hätten.
Gemeinderat Volker Waller wörtlich: "Alles hypothetisch, wir können das Projekt nicht noch mehr verzögen, die Kostenentwicklung ist allerdings ärgerlich". Mit der Gegenstimme von Hubert Nagel wurde beschlossen, das Projekt nicht neu auszuschreiben.