Seit 20 Jahren leitet Norbert Swoboda die Geschicke der Gemeinde Lauterbach. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Norbert Swoboda ist seit 20 Jahren Bürgermeister / Hallenbads anfangs großes Sorgenkind

Es war vor 20 Jahren eine turbulente Zeit für Lauterbach. Die Eingemeindung nach Schramberg war abgelehnt worden und es wurde ein neuer Bürgermeister gesucht. Norbert Swoboda ging als Sieger aus dem Rennen hervor – und darf nun sein Dienstjubiläum feiern.

Lauterbach. "Die Selbstständigkeit hat einen entscheidenden Vorteil: Wir können frei entscheiden, was wir machen wollen", bilanziert Swoboda. So seien beispielsweise für den Umbau des Gemeindehauses und des Friedhofs Millionensummen investiert worden. "Das hätten wir so als ein Stadtteil von Schramberg nicht durchgebracht", ist er sich sicher. "Natürlich können wir nicht alle gewünschten Projekte auf einmal erledigen", sagt der Bürgermeister.

Problemfall Hallenbad

Es gelte aber auch, unangenehme Beschlüsse zu treffen – wie beispielsweise die Schließung des Hallenbads im Jahr 2003. Dieses wäre bei einer Eingemeindung zumindest fürs Erste erhalten geblieben. Es hätten jährlich 200 000 Euro in die Technik investiert werden müssen. "Das hätte die Gemeinde auf Jahre hinaus blockiert", blickt Swoboda zurück – und so musste in den sauren Apfel gebissen und geschlossen werden. Auch ein letzter Hilferuf an die umliegenden Gemeinden blieb ohne Erfolg – obwohl 80 Prozent der Badegäste aus dem Umland kamen, davon 60 Prozent aus Schramberg. Das Bad wurde zwar noch für zwei Jahre privatisiert, doch dann ging der Betreiber pleite und so gingen 2005 endgültig die Lichter aus.

Tourismus

Das beeinflusste wiederum den Faktor Tourismus. So löste sich 2006 der Fremdenverkehrsverein auf, was ebenfalls ein politisches Signal gewesen sei, so Swoboda, da der Verein für den Tourismus ohne Hallenbad keine allzu große Zukunft mehr sah. Trotz aller Unkenrufe gibt es hier nun wieder einen Aufwärtstrend. Swoboda lobt den Schwarzwaldverein für sein Wanderwegekonzept. Planetenweg, Wandersteig und Hochtalrunde seien auch ein Riesengewinn für Gastronomie und Hotelbetriebe.

Familienrat tagt

Swoboda selbst hat seine Entscheidung, als Bürgermeister zu kandidieren, nicht bereut. Der Familienrat habe vor der Bürgermeisterwahl getagt und sich für die Kandidatur ausgesprochen. Dass seine Frau Uta aus Lauterbach stammt, sprach ebenfalls für die Bewerbung. Bereits im ersten Wahlgang setzte sich der Locherhofer durch, der zuvor als Hauptamtsleiter in Aichhalden tätig gewesen war. Trotz der schwierigen Entscheidungen in der ersten Amtsperiode wurde er 2006 mit einem guten Ergebnis und einer hohen Wahlbeteiligung wiedergewählt.

Erster Fassanstich

Schnell musste er sich in die Aufgaben einfinden. Der erste öffentliche Fassanstich stand im Jahr 2000 beim 100-jährigen Bestehen des Musikvereins Lauterbach an. Angespannt marschierte Swoboda ins Festzelt auf dem Schulhof. Vor dem geistigen Auge sah er schon, wie er verzweifelt und erfolglos versuchte, den Zapfhahn in das Fass zu treiben und das Bier umher spritzte. Das kam aber nicht so, da der Musikverein vergessen hatte, ein Fass für den Fassanstich zu besorgen. So wurde improvisiert und ein Fünf-Liter-Partyfass besorgt – und der Fassanstich war so kein Problem.

Sanierungen

Der von Vorgänger Manfred Schlayer angestoßene Weg des Schuldenabbaus wurde weiter verfolgt. Grundsteuer und Wassergebühren seien mit die höchsten im Kreis. Aber so könne Spielraum für Investitionen geschaffen werden, sagt Swoboda.

Es standen viele Bauprojekte an. So wurde das Gebäude Hölzle 10 abgerissen, um eine Fläche für die Seniorenresidenz zu haben. "Diese ist mit 50 Arbeitsplätzen mittlerweile der zweitgrößte Arbeitgeber und ein Riesengewinn für die Gemeinde", so Swoboda. Auf der früheren Goldleistenfabrik entsteht schon bald das Kleinspielfeld und die Firma Haas baute auf dem Gelände des früheren "Speck Brucker".

Saniert wurden viele Straßen im Außenbereich. Im Innenbereich wurde ein Teil der Sommerbergstraße, des vorderen Hölzles und der Pfeffergasse auf Vordermann gebracht. Die Pfarrer-Sieger-Straße und der mittlere Teil des Hölzles stehen als nächstes an.

Gemeindegebäude

"Die beiden Kindergärten stehen sehr gut da", sagt Swoboda. Auch Feuerwehrgerätehaus, Schule, Gemeindehaus und Bauhof seien saniert worden, nun stehe noch die Kimmich-Galerie an.

Sulzbach

Es wurden viele Straßen saniert und ein Bebauungsplan für den Festplatz am Boschel errichtet. So seien die Veranstaltungen gesichert und es gebe eine Stromversorgung für die Vereine, betont Swoboda. Zudem sei dort der erste Yoga-Natur-Pfad Deutschlands entstanden.

Gewerbe

Hier wanderten einige Betriebe wie Öhler oder Rebmann ab, da es aufgrund der topografischen Lage kaum Flächen für Erweiterungen gibt. Auch die Firma Bock, mit knapp 100 Arbeitsplätzen größter Arbeitgeber der Gemeinde, stand vor dem Absprung. Nach intensiven Gesprächen sei es gelungen, den Bach überbauen zu können, damit die Firma erweitern könne, sagt Swoboda.

Infrastruktur

Die Gemeinde ist zwar inzwischen weit von den einst 4000 Einwohnern entfernt. Doch sei alles Notwendige am Ort vorhanden, sagt Swoboda. Lauterbach habe Ärzte, Zahnarzt, Krankengymnastik, Physiotherapie, Tankstelle, Lebensmittelmärkte, Metzgerei, Bäcker und Handwerker aus allen Sparten.

"Der Jahrgang 1963/64 ist einfach ein guter", lacht Swobodas Sekretärin Dorothee Broghammer. Sowohl die beiden als auch Hauptamtsleiter Andreas Kaupp gehören diesem an. Sie bezeichnet ihren Chef als unkompliziert und sehr korrekt. Er lasse den Mitarbeitern Freiheiten, die diese aber nicht ausnutzten.

Norbert Swoboda lasse den Chef nicht raushängen, habe aber trotzdem Autorität, sagt Andreas Kaupp. Die einzige Angst: Wenn der VfB Stuttgart aus der Bundesliga absteige, könnten montags keine Gemeinderatssitzungen mehr stattfinden, da das Team möglicherweise an diesem Tag spiele.

Zum Hintergrund: Swoboda ist beinharter VfB-Fan und Vorsitzender des Fanclubs Schwarzwald-Eschach. Außerdem jagt er bei den Herren 50 des TC Eschbronn dem Ball hinterher und ist Vorsitzender des DRK-Ortsvereins Lauterbach und des Kunstvereins Wilhelm Kimmich.