Überm Lauterbachtal steht die Bergkapelle und schaut still ins Tal hinab.Foto: Schwarzwaldverein Foto: Schwarzwälder Bote

Bergkapelle: Schwarzwaldverein pflegt seit mehr als 100 Jahren

Seit 130 Jahren thront die Bergkapelle auf der sogenannten Trombacher Höhe über Lauterbach. Das Kleinod wurde 1890 vom Lauterbacher Priesterarzt Ludwig Stemmer auf einem Felsvorsprung oberhalb des Unterdorfs zur Privatandacht und zur Verschönerung erbaut.

Lauterbach. Ludwig Stemmer (1828 bis 1908) kam 1884 als Arzt und Priester nach Lauterbach. Seine homöopathischen Anwendungen und Wasserkuren nach Kneipp ließen am östlichen Ortseingang von Lauterbach ein ganzes "Kurviertel" mit mehreren Hotels entstehen.

Hochstehende Patienten aus Adel, Klerus und Großbürgertum waren gern gesehene Gäste. Stemmer gilt als Begründer des Fremdenverkehrs in Lauterbach und wurde dafür 1891 zum Ehrenbürger ernannt.

Eine weitere Kapelle, die "Stemmer-Kapelle" baute er zwei Jahre vor der Bergkapelle bei seinem Privathaus "Sieben Linden". Die Bergkapelle wurde vor 130 Jahren als Waldkapelle aus unbehauenen Tannenhölzern zusammengefügt – im selben Jahr 1890, in dem Reichskanzler Otto von Bismarck abdanken musste. Es wird beschrieben, schreibt der Schwarzwaldverein Lauterbach, dass Stemmer bis ins hohe Alter nachmittags die steilen Hänge zur Kapelle hinaufgestiegen sei. "Es war ein Erlebnis, dem ungebeugten Greis mit dem scharf geschnittenen Gesicht und den lebhaften Augen, vom breitrandigen Filzhut beschattet, auf einem seiner Spaziergänge zu begegnen."

Weil Stemmer auch Gründungsmitglied der Ortsgruppe Lauterbach des Schwarzwaldvereins war, ging das Kleinod nach seinem Tod am 2. März 1908 in das Vermächtnis des Vereins über.

Im ersten Weltkrieg hat die Kapelle stark gelitten. Sie wurde ausgeraubt und die bunten Fenster zerschlagen. Nachdem sie der Witterung preisgegeben wurde, stürzte sie im Juni 1924 in sich zusammen. Nach Inflation und Währungsreform wagte man sich 1927 an den Wiederaufbau der Bergkapelle.

Durch die politische Situation in den 1930er- und 40er-Jahren mit dem Zweiten Weltkrieg kam es wohl zu einer Vernachlässigung der Kapelle. Mangelnde Bausubstanz und die exponierte Lage auf dem Felssporn taten das Übrige – die Kapelle zerfiel zusehends. So entschloss man sich, anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Ortsgruppe Lauterbach 1953 zu einem Neubau. Die Planung übernahm Architekt Fritz Marquart, die Ausführung erfolgte im Blockhausstil. Die Kosten betrugen damals etwa 4000 Mark.

Hohe Spendenbereitschaft

Am Vorabend des Weihetages der Bergkapelle fand das Festbankett anlässlich des Vereinsjubiläums statt. Das hatte den Effekt, dass von verschiedenen Seiten hohe Spendenbereitschaft vorhanden war. So wurde etwa das Bauholz von der kirchlichen Forstverwaltung gespendet und der Graf von Bissingen sorgte für Ruhebänke, Brücken- und Wegebau.

Am Sonntag, 19. Juli 1953, war die Einweihung der dem Erzengel Raphael – dem Schutzpatron der Wanderer – geweihten Kapelle. Im Sommer 1999 fand eine grundlegende Renovierung statt, bei der morsche Teile ausgewechselt, das Geländer erneuert und der Fußboden überarbeitet wurde. Wie durch ein Wunder blieb die Kapelle bei dem verheerenden Sturm "Lothar" am Stephanstag 1999 nahezu unversehrt. Sie ist seit Bestehen ein beliebtes Wanderziel.

Der Schwarzwaldverein feiert auf der Bergkapelle alljährlich im Mai eine Maiandacht. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr 2020 kann keine Maiandacht stattfinden, weil wegen der Corona-Krise bis auf Weiteres Veranstaltungen in Gruppen untersagt sind. Die Ortsgruppe Lauterbach des Schwarzwaldvereins dankt auf diesem Wege allen, die sich für den Erhalt des Kleinods "Bergkapelle" einsetzen.

Bleibt zu hoffen, dass die Bergkapelle weiterhin für viele Jahre dem Wanderer und Besucher ein Ort der Andacht und der Stille sein wird.