Top ausgestattet ist das Atelier von Maria Herrmann. Foto: Drews

Langeweile in der Rente? Das gibt es bei Maria Herrmann nicht. Stattdessen verbringt sie sechs Stunden täglich in ihrem Atelier – und näht, bastelt und kreiert.

Albstadt-Laufen - Im oberen Stockwerk des Herrmann’schen Eigenheims wimmelt es nur so von Taschen, Babysachen, Taschen, Stiftemäppchen – und Taschen. In allen Farben und Formen.

Ungefähr drei Stunden braucht die 74-Jährige für eine Kreation; und Ideen für solche hat Maria Herrmann so viele im Kopf, dass sie kaum hinterher kommt. "Statt Blumen verschenke ich Taschen – wo soll ich auch sonst noch damit hin?" lacht die gebürtige Portugiesin.

Aufgewachsen in Portugal

Aufgewachsen ist sie mit einer Handvoll Geschwistern und ihren Eltern auf einem Bauernhof in Portugal, wo sie schon früh verschiedene Handarbeiten wie Stricken, Häkeln und Nähen erlernte; vieles brachte sie sich selbst bei. Nach der Grundschule besuchte sie kein weiteres Bildungsinstitut, sondern ging bei einer Schneiderin in die Lehre; danach hangelte sie sich von Arbeit zu Arbeit. "Irgendwie flog mir immer alles zu", sagt Herrmann achselzuckend und lächelt. "Ich hatte stets Glück."

Als Kindermädchen des portugiesischen Konsuls kam sie schließlich nach Hamburg, von wo es sie nach einiger Zeit nach Singen verschlug. Danach arbeitete sie mehrere Jahre als Hauswirtschafterin bei der Kreishandwerkschaft Albstadt. In dieser Zeit lernte Maria Herrmann auch ihren heutigen Mann kennen, mit dem sie zwei erwachsene Kinder hat. Seit 2011 ist sie Rentnerin.

Traumberuf Schneiderin

"Schon seit meiner Kindheit wollte ich Schneiderin werden", erzählt Maria Herrmann. Ihr Hobby konnte sie zwar nicht zum Beruf machen, doch dafür nutzt sie jetzt die freie Zeit. In der Corona-Anfangszeit stellte sie 300 Masken her und spendete sie an eine Klinik; die vielen Taschen verkauft sie auf Basaren für den guten Zweck. "Das Geld ging beispielsweise schon an Hilfsorganisationen für Flutopfer", berichtet sie stolz. Seit das Thema "Plastiktaschen" mehr und mehr an Aufmerksamkeit gewonnen hat, näht Maria Herrmann vor allem Taschen. "Die sind nicht nur schön, sondern auch nachhaltig, umweltfreundlich und individuell", sagt sie. Keine Tasche gleicht der Anderen.

Puppen und Kuscheltiere für die Enkel

Für ihre Arbeit erntet die Rentnerin viel Anerkennung von ihren Freunden und Bekannten. Sie besitzt gleich drei Nähmaschinen; mit deren Hilfe entstanden auch schon Puppen und Kuscheltiere für die Enkel. Außerdem trägt Herrmann Blusen aus eigener Hand am Körper. Auf die Frage hin, was die kreative Schneiderin am liebsten macht, grinst sie. "Alles!"