Von einem zeitweisen Ausschalten der Straßenbeleuchtung in der Nacht verspricht sich die Stadtverwaltung eine enorme Energieersparnis. (Archivfoto) Foto: Moser

Mit vielen kleinen Maßnahmen und einem großen Batzen will die Stadtverwaltung Energie sparen. Nun hat der Gemeinderat dem umfangreichen Maßnahmenkatalog zugestimmt. Das kommt auf die St. Georgener zu.

St. Georgen - Alles bleibt offen, aber ohne Einschränkungen geht es nicht – so könnte man die Maßnahmen wohl zusammenfassen, auf die sich Stadtverwaltung und Gemeinderat in puncto Energiesparen geeinigt haben. Es war quasi der einzige Tagesordnungspunkt auf der Agenda der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend. Dafür aber ein ausführlicher.

Zeitlich sei man mit dem Beschluss solcher hinausgehenden Energiesparmaßnahmen später dran als andere Kommunen, räumte Bürgermeister Michael Rieger ein. "Es war uns wichtig, nicht in überstürzten Aktionismus zu verfallen", betonte er, sondern auch die Nutzer der städtischen Einrichtungen mit an den Verhandlungstisch zu holen. Deshalb sei man nicht unter den ersten Kommunen im Kreis.

Doch verwaltungsintern "verfolgt uns das Thema jetzt schon seit Wochen und Monaten", erklärte Rieger. Im Juli hatte der Bürgermeister die Ämter aufgefordert, Vorschläge zu machen. Mittlerweile wurden diese Ideen gesammelt, zu Maßnahmenpaketen zusammengeschnürt und nun offiziell beschlossen.

Corona-Nachwirkungen spielen eine Rolle

Wie jede Privatperson müsse die Stadt in ihren Einrichtungen den Energieverbrauch reduzieren, betonte Rieger. Dabei ist es ihm zufolge ein großes Anliegen, "eine gewisse Normalität in den Schulen und in den Vereinen zu ermöglichen" – gerade mit Blick auf die belastende Corona-Zeit. Man müsse sich auch überlegen, welche Einschränkungen die Menschen aktuell aushalten könnten. "Wenn jetzt noch mal ein Hammer obendrauf käme", sagt Rieger, "könnte die Stimmung kippen".

Einschränkungen wird man in Kauf nehmen müssen – doch "wir werden nicht vorschlagen, irgendeine Einrichtung komplett zu schließen", betonte Rieger vorneweg. Denn auch damit richte man Schaden an – den gegen den finanziellen Verlust aufzuwiegen, sei schwierig, nahezu unmöglich. "Wir setzen auf Freiwilligkeit", lautete daher das Fazit des Bürgermeisters. Damit setze man viel Vertrauen in die Nutzer der städtischen Gebäude.

Die Kostenseite

Obwohl es bei den Maßnahmen primär darum geht, Energie einzusparen, um gut für den Winter gewappnet zu sein, spielen auch die gestiegenen Kosten eine erhebliche Rolle. Bürgermeister Rieger nannte Zahlen: Beim Strom sei man mittlerweile bei 600 000 Euro angekommen. Zuvor waren es 300 000 Euro. Beim Gas war der Sprung noch deutlicher: Von etwa 550 000 Euro schnellten die Kosten auf etwa 1,5 Millionen hoch. Inzwischen nähere man sich sogar der Zwei-Millionen-Marke – "und wir wissen nicht, wie es weitergeht".

Im Hallenbad ist das Wasser schon kälter

Einer der größten Strom-, Gas- und Wasserverbraucher ist das Hallenbad, bei dem folglich großes Einsparpotenzial besteht. Hier hat die Verwaltung bereits einige Maßnahmen umgesetzt – so ist die Wassertemperatur im großen Becken von 28 auf 26 Grad abgesenkt, im kleinen Becken liegt sie noch bei 29 statt 32 Grad. Das Resultat ist nicht zu verachten: Laut Schwimmmeister Markus Dorer bringt eine Absenkung der Wassertemperatur um zwei Grad eine Energieersparnis von 25 Prozent. Kälter ist mit 28 statt 30 Grad auch die Raumluft. In den Nebenräumen herrschen nur noch 20 Grad.

Zudem hat sich die Stadtverwaltung weitere Maßnahmen überlegt, die noch nicht umgesetzt sind: Von Anfang Juli bis zum Ende der Sommerferien soll das Hallenbad im Sommer geschlossen bleiben. Auch wäre eine räumliche Abtrennung zwischen Foyer und Umkleiden möglich, um zu verhindern, dass warme Luft verloren geht. Diese Maßnahmen werden für 2023 in den Haushalt eingestellt. Von einer weiteren Absenkung der Wassertemperatur riet Alexander Tröndle, Leiter des städtischen Bauamts, ab. Dann wäre es sinnvoller, das Bad ganz zu schließen.

Rathaus-Büros nur noch auf 19 Grad beheizt

Auch die Büros der Stadtverwaltung sind bereits kälter – maximal 19 Grad darf es hier laut gesetzlicher Regelung noch haben. Die Flure dürfen gar nicht mehr beheizt werden. Ebenfalls schon umgesetzt ist die Abschaffung der dezentralen Kühlschränke, die über das Rathaus verteilt und teils sehr alt waren, sowie die Änderung der Öffnungszeiten. Dadurch ist das Rathaus am Freitagnachmittag geschlossen. "So sparen wir einen halben Tag", sagte Tröndle, da die Heizung früher in den Wochenendmodus schält.

Ansonsten appelliere man an die Mitarbeiter: Monitore abschalten, das Licht nicht unnötig brennen lassen und lieber die Treppe als den Fahrstuhl nehmen – solche und weitere Handlungsweisen wurden ans Herz gelegt.

Zum Rathaus gehört auch der Brunnen vor den Gebäude. Der bleibt – wie auch die Brunnen im restlichen Stadtgebiet – ausgeschaltet.

Hallen: Eigenverantwortung der Nutzer gefragt

16 Grad – wärmer soll es in den Sporthallen nicht mehr sein. Die Duschen bleiben an, allerdings wurden die Vereine darauf hingewiesen, wie sie sich verhalten sollten. Wenn nur ein Teil der Halle gebraucht wird, sollen Trennwände benutzt werden, damit nicht unnötig viel geheizt werden muss. Insgesamt, sagt Markus Esterle, Leiter des städtischen Amts für Ordnung, Bildung und Soziales, habe man vonseiten der Vereine großes Verständnis für die Maßnahmen gespürt.

Schulen und Kindergärten im Blick

Für Schulen gibt es – im Gegensatz zu manchen anderen Einrichtungen – klare gesetzliche Vorgaben. Trotzdem, berichtete Jörg Westermann, geschäftsführender Schulleiter des St. Georgener Schulnetzwerks, in der Sitzung, habe man sich noch einmal zusammengesetzt, um weitere Möglichkeiten zu diskutieren. Unter anderem sind verschiedene Aktionen geplant, um den Schülern die Relevanz des Themas deutlich zu machen. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, gemeinsam mit den Schulen ein Anreizsystem zur Energieeinsparung auszuarbeiten. Der Gesamtzuschuss pro Schule beträgt dabei maximal 1000 Euro.

Die Kindergartenleitungen seien nicht begeistert gewesen, berichtete Esterle aus Gesprächen. Trotzdem konnte man sich darauf verständigen, die Raumtemperatur auf 20 Grad abzusenken – außer im Bereich der Krippe. "Ich glaube mehr können wird gerade nicht tun", zog er Bilanz.

Straßenbeleuchtung: ausschalten und investieren

Größter Brocken beim Stromverbrauch der Stadt ist die Straßenbeleuchtung. Das macht sich monetär bemerkbar: Dafür zahle man aktuell fast so viel wie früher für den gesamten Stromverbrauch der Stadt, illustrierte Tröndle. Kein Wunder: Etwa 2300 Beleuchtungspunkte erhellen rund 77 Kilometer Straße. Zwar hat die Stadt in der Vergangenheit bereits teilweise auf LED umgerüstet – zuletzt mit einer großen Aktion in Langenschiltach. Doch bislang sind nur etwa 32 Prozent der Straßenlaternen mit LED-Leuchten ausgestattet.

Ein großes Einsparpotenzial also, was man schnellstmöglich nutzen will. Daher soll die flächendeckende LED-Umrüstung, die eigentlich über die kommenden fünf oder sechs Jahre sukzessive erfolgen sollte, deutlich beschleunigt werden. Die Realisierung soll nun deutlich schneller in zwei Abschnitten ablaufen. Die Investition von rund 2,4 Millionen Euro wollen Gemeinderat und Stadtverwaltung tätigen.

Auch schon sofort sind in Sachen Straßenbeleuchtung weitere Einsparungen möglich: Ab 22.30 Uhr sollen die LED gedimmt werden, sagte Tröndle, was den Verbrauch "auf niedrigstes Niveau" drücke. Zwischen 1 und 4 Uhr nachts bleiben die Straßenlaternen künftig ganz aus. Nur an Bushaltestellen, Kreuzungen und Zebrastreifen müssen sie weiter brennen.

Bauhof soll Hackschnitzelanlage bekommen

Auch beim Bauhof wird erstmal die Heizung runtergedreht. Doch langfristig soll sich noch mehr ändern: Statt der aktuell verwendeten Gasheizung, die schon so alt ist wie der Bauhof selbst soll eine Hackschnitzelanlage als Heizung gebaut werden.