Ein Lastwagen bleibt an der Eisenbahnbrücke im Welzbergweg hängen. Die Kulturbahn kann die Brücke aus Sicherheitsgründen nicht mehr überqueren, im Zugverkehr kommt es zu Verspätungen und Ausfällen. Und der Lastwagen steckt erst einmal fest.
Plötzlich geht in Hirsau nichts mehr. Die Kulturbahn, unterwegs nach Calw, steht am Dienstagmorgen, kurz nach 9 Uhr, im Bahnhof, und da bleibt sie bis auf Weiteres auch.
Der Lokführer macht eine Durchsage: Wegen einer beschädigten Brücke zwischen Hirsau und Calw sei die Weiterfahrt unmöglich. Wann es weitergeht? Unklar.
Viele Fahrgäste steigen aus und laufen die letzten Kilometer entlang der B 296. Andere nehmen den Bus.
Manchmal sind 3,70 Meter Höhe zu wenig
Wer von Hirsau nach Calw kommt, der sieht gleich, um welche Brücke es sich handelt: An der Eisenbahnbrücke im Welzbergweg ist ein Lastwagen hängengeblieben. Die Straße ist dicht, und die Unterseite der Brücke weist Spuren der Kollision auf. Manchmal, da sind 3,70 Meter Höhe einfach zu wenig.
Ein großer Lastwagen steht, von der Bischofstraße aus gesehen, hinter der Eisenbahnbrücke. Ein Warndreieck mit dem Schriftzug „Unfall!“ steht vor der Brücke. Der Lastwagenfahrer befindet sich im Auflieger. Dessen Dach ist schwer beschädigt, die Plane zerrissen.
Wegbeschreibung lotst Fahrer den Welzberg hinauf
Eigentlich wollte der Mitarbeiter einer Spedition in Calw Parkett ausliefern, erzählt er. Von der Disposition seiner Spedition habe er extra eine Beschreibung erhalten, wie er den Kunde anfahren solle – über den Welzbergweg. Auch sein Navigationssystem, speziell für Lastwagen, lotste ihn so.
Bergauf klappt das auch: Der Lastwagen fährt unter der Eisenbahnbrücke hindurch. „Ohne hängenzubleiben bin ich da hoch“, sagt der Mann. Allerdings habe er dann die nächste Brücke mit einer Durchfahrtshöhe von nur 3,20 Meter gesehen.
Weil das nicht reichen würde, wendet er seinen Lastwagen und will wieder zurückfahren in Richtung Bischofstraße. Dieses Mal ist der Winkel anders und die Fahrzeugsysteme, die das Gefährt stabilisieren, sorgen gleichzeitig dafür, dass es nun etwas höher ist („das ist nur Physik“). In der Folge streift das Dach des Fahrerhauses die Brückenunterseite.
„Ich wäre aus eigenem Antrieb da nie hochgefahren“
Der Fahrer bremst zwar sofort, aber aufgrund der steilen Straße und des Gewichts des Lastwagen schiebt es diesen unter die Brücke. Anschließend setzt der Mann zurück.
Doch die Kollision hinterlässt Schleifspuren an der Brücke und eine zerrissene Plane auf dem Lkw-Auflieger. „Ich wäre aus eigenem Antrieb da nie hochgefahren“, sagt der Mann. „Und was sagt uns das? Die besten Pläne bringen nichts.“
Ersatzweise verkehren Omnibusse
Nach der Kollision ist die Bahnstrecke ab 9.10 Uhr gesperrt, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn mitteilt. Die Kulturbahn verkehrt seinen Angaben nach bis auf Weiteres nur noch zwischen Pforzheim und Hirsau sowie zwischen Station Teinach und Hochdorf. Zwischen Station Teinach und Hirsau werden ersatzweise Busse eingesetzt, erklärt er.
Ein Notfallmanager sowie ein Brückenprüfer der Bahn aus Stuttgart kommen in die Hesse-Stadt. „Da gibt es ein vorgeschriebenes Prozedere“, erklärt der Bahnsprecher. Der Brückenprüfer soll das Bauwerk auf Schäden hin untersuchen.
Wie lange die Brücke für den Bahnverkehr gesperrt sein wird und ob möglicherweise eine genauere Untersuchung des Bauwerks nötig ist, lässt sich am Dienstagvormittag noch nicht abschätzen.
Kurz nach 12 Uhr steht dann fest: Die Brücke ist wieder befahrbar, bei dem Unfall ist nichts Schlimmes passiert. „Die Strecke ist wieder frei.“ Etwa eine Stunde lang werde es wohl noch zu Verspätungen und Zugausfällen kommen, bis sich der Verkehr auf der Kulturbahn wieder sortiert hat, meint der Sprecher.
Schaden an der Brücke ist laut Polizei minimal
Der Schaden an der Brücke ist nach Angaben des Polizeipräsidiums Pforzheims minimal, am Lastwagen wird er auf circa 1000 Euro geschätzt.
Gleich nach der Kollision setzt der Fahrer wieder zurück. Er versucht, indem er die Aufbauten auf dem Auflieger zum Teilt abbaut, die Höhe des Lastwagens zu mindern. Außerdem senkt er den Reifendruck ab.
Das ist die Lösung: In Millimeterarbeit schafft es der Mann so am Ende, mit seinem Lastwagen wieder unter der Eisenbahnbrücke hindurchzufahren.