Vor einem Jahr hat der Gemeinderat von Bad Liebenzell die Gründung eines Runden Tisches zum Thema Nachhaltigkeit beschlossen. Jetzt soll die Arbeit des Gremiums Fahrt aufnehmen. Es ist viel zu tun.
Bad Liebenzell - Es handele sich leider um eine "etwas ausgedünnte Runde", wie Moderatorin Stefanie Glaser zu Beginn des zweiten Treffens freimütig bekannte. Noch zur Auftaktveranstaltung des Runden Tisches Nachhaltiges Bad Liebenzell im September seien immerhin etwa 50 Interessierte dabei gewesen, sagte Glaser. Diesmal sind deutlich weniger in den Parksaal des Bürgerzentrums gekommen. Doch ein schlechtes Ohmen sieht die Lehrerin darin nicht. "Wir machen das Beste draus", sagt sie: "Ein Donnerstagabend ist eben kein so guter Termin."
Dabei gibt es viel zu tun. Es geht im Kern darum, dass die inhaltliche Arbeit, dass das Ringen um die besten Ideen und Projekte in Sachen Nachhaltigkeit Fahrt aufnimmt. Bisher haben zu den verschieden Themen Gruppen gearbeitet und ihre Ideen gesammelt. Jetzt sollen diese Ideen dem Plenum im Parksaal vorgestellt werden. Die Kernfrage des Abends heiße deshalb, so Glaser: "Wo stehen die einzelnen Gruppen gerade?" Noch ist man sehr am Anfang. Besonders fleißig scheint die Gruppe Natürliche Lebensgrundlagen gewesen zu sein. Übergreifendes Ziel sei es, die Aufmerksamkeit und die Rücksichtnahme der Menschen für die Natur zu stärken, heißt es. Wichtig sei dabei auch, dass jeder Einzelne etwas tun kann. Die Vorschläge sind zahlreich und vielfältig: Sie reichen von Workshops zu Themen wie "nachhaltige Gartengestaltung" bis zu Müllsammel-Aktionen inklusive Belohnungen im Form von Eis oder Kaffee für fleißige Sammler. Weitere Vorschläge sind etwa Gespräche mit Landwirten, wie denn der notwendige Umbau der Agrarwirtschaft zu schaffen sei. Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um die Flächen nachhaltig zu bewirtschaften, wie kann ein Verzicht auf Kunstdünger erreicht werden, welche Maßnahmen bieten sich im Kampf gegen das Insektensterben an? Allesamt gute Vorschläge, jetzt geht es um die Umsetzung.
Gegenstände reparieren
Eine weitere Gruppe arbeitete zum Thema Nachhaltigkeit bei Konsum und Produktion. Auch hier gibt es viele Vorschläge und Ideen: Wie können etwa die Menschen bei ihrem Konsum Ressourcen schonen. Wie geht "nachhaltiges Einkaufen?" Das gehe etwa durch den verstärkten Einsatz und den Verleih von Lastenrädern – nicht jeder Einzelne brauche sich ein solches Gerät privat zu kaufen, heißt es. Weitere Stichworte lauten "Statt wegwerfen besser reparieren", statt beim Discounter besser beim Einzelhändler oder auf einem Wochenmarkt einkaufen. Ein weiteres großes Thema heißt "fairer Handel". Da solle man durchaus auch in Läden und in der Gastronomie nachfragen, wie man dort dazu stehe. Eine Art Zukunftsvision heißt etwa: "Könnten wir nicht in Richtung faire kleine Stadt gehen?" Da ist noch vieles offen.
Ein Blick zurück: Der Gemeinderat hatte seinerzeit die Einrichtung des Runden Tisches beschlossen, um angesichts der Klimakrise auch in Bad Liebenzell nachhaltiges, umweltschonendes Wirtschaften und Leben voranzubringen. Bemerkenswert: Der Beschluss erging damals im vergangenen Herbst einstimmig. Beim Runden Tisch gehe es auch darum, "dass viele Projekte gar nicht unbedingt auf der politischen Ebene entschieden werden müssen", betont Glaser. Grundidee dabei sei auch, das durchaus vorhandene Expertenwissen in der Bevölkerung zu nutzen. Es gehe dabei ganz konkret um Projekte, die auf Bad Liebenzell zugeschnitten sind, Bodenhaftung sei wichtig.
Platz zum Träumen
Eine weitere Gruppe beschäftigt sich mit dem Thema städtebauliche Maßnahmen und Mobilität. Eine Kernfrage: Wie kann in der Stadt klimafreundlicher Verkehr gefördert werden? Wie sieht es etwa mit einer Förderung von E-Bikes für private und kommunale Unternehmen aus?
Weitere Stichworte: Tempolimit, Car-Sharing. Gibt es eine Zukunft für das "Mitfahrer-Bänkle"?
Auch beim Thema Bauen und Wohnen gibt es mannigfaltige Ideen, von sozialen Seniorengemeinschaften über "Demenz-Wohngemeinschaften in jedem Teilort" bis zu einem möglichen "Rückbau von versiegelten Flächen". Ebenso vielfältig sind die Vorschläge zum Thema Energie und Wärmeversorgung sowie beim Themenpaket "Bildung und Soziales".
Vieles klingt noch sehr vage, noch handelt es sich lediglich um Ideen. Doch das soll so sein, meinte Glaser. "Für uns ist wichtig, dass wir in Prozess Runder Tisch nicht zu viele Vorgaben machen, sondern eine Plattform bieten, damit sich Ideen entwickeln können." Es solle durchaus auch "Platz zum Träumen" sein, meinte sie. Welche Projekte realisiert werden, entscheide sich dann im weiteren Prozess. Das nächste Plenum ist für Freitag, 26. November, angesetzt. Glaser hofft, dass dann wieder mehr Interessierte erscheinen.