Larissa Gaiser konnte sich bei der Inline-Skating WM mit der Silbermedaille belohnen. Foto: Josh Whyte

Die Inline-Skate-Vizeweltmeisterin Larissa Gaiser spricht über ihre Zeit in China, ihren WM-Erfolg und das Leben als Profisportlerin.

In einem Café in Villingen haben wir Larissa Gaiser, eine der besten Inlineskate-Sportlerinnen Deutschlands getroffen. Die 27-Jährige gab uns Einblicke über ihre Studienzeit und ihre Silbermedaille in China. Auch über die Zukunft des Inline-Skating in Deutschland äußerte sich die Oberbaldingerin kritisch.

 

Larissa, Sie scheinen voller Energie zurückgekommen zu sein – wie war für Sie die Zeit in China?

Ich war insgesamt sieben Wochen in China. Zuerst standen die World Games an – das sind quasi die olympischen Spiele für nicht-olympische Sportarten. Das war Mitte August, und Anfang September ging es dann direkt weiter mit der Weltmeisterschaft. Weil zwischen den beiden Wettkämpfen nur zwei Wochen lagen, habe ich mich entschieden, in China zu bleiben. Es war eine spannende Zeit, denn wir waren in mehreren großen Städten unterwegs. Besonders interessant fand ich den Kontrast: Auf der einen Seite die modernen Viertel, die man fast mit europäischen Großstädten vergleichen kann, und auf der anderen Seite das Traditionelle – Tempel, alte Straßen, Rituale. Dieses Nebeneinander hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen.

China ist ja auch kulinarisch ein ganz besonderes Erlebnis. Wie haben Sie die Esskultur dort erlebt?

Das chinesische Essen war für mich wirklich eine positive Erfahrung. Vieles hat mir richtig gut geschmeckt, nur bei sehr scharfem Essen muss man ein bisschen aufpassen, das sind viele hier nicht so gewohnt. Und was die Umwelt betrifft – viele sagen ja, die Luft sei extrem schlecht – das habe ich so gar nicht erlebt.

Sie sind jetzt Vize-Weltmeisterin geworden und haben Deutschland bei der Weltmeisterschaft vertreten. Welche Bedeutung hat es für Sie, für Ihr Land anzutreten – und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie diesen Erfolg erreicht haben?

Ich mache das jetzt schon seit vielen Jahren, und es ist immer etwas Besonderes, für sein Land auf dem Podium zu stehen. Wenn die Flaggen gehisst werden und die Nationalhymne gespielt wird, spürt man wirklich die Bedeutung dieses Moments. Besonders schön ist auch, dass man das gemeinsam mit dem ganzen Team erlebt und so ein Land vertreten darf – das ist etwas, das einem noch lange im Gedächtnis bleibt.

Sie sind aktuell komplett auf den Sport fokussiert. Wie haben Sie es während Ihres Studiums geschafft, Training und Studium miteinander zu vereinbaren?

Ich habe Spanisch und Englisch auf Lehramt in Tübingen studiert. Dabei war mir klar, dass ich nicht das typische Studentenleben führen kann. Ich hatte keine eigene Wohnung, sondern musste hauptsächlich pendeln. Das heißt, Partys und das ganze drumherum fallen fast komplett weg. Man geht quasi zur Uni, trainiert und geht wieder nach Hause. Trotzdem hatte ich viele gute Kontakte und konnte ein wenig vom Studentenleben mitbekommen. Über die Jahre lernt man einfach, auf Vieles zu verzichten – ich war zum Beispiel nicht auf dem Abiball, weil der Sport andere Prioritäten gesetzt hat.

Wie sehen Sie die Zukunft des Inline-Skatings in Deutschland? Welche Entwicklungen oder Veränderungen erwarten Sie in den kommenden Jahren?

Am größten ist Inline-Skating sicherlich in Kolumbien. Dort ist es wie Fußball in Deutschland – Nationalsport, und die Athleten verdienen auch richtig gut Geld, zum Beispiel bei Weltmeisterschaften. Auch in Südamerika allgemein oder in Teilen Asiens, wie Taiwan oder Korea, kann man mit dem Sport Geld verdienen. In Europa sieht es dagegen ganz anders aus; hier steht Inline-Skating noch ziemlich unten auf der Liste. Ich glaube, so lange es nicht olympisch ist, wird es schwer, größere Aufmerksamkeit zu bekommen. Skateboard ist jetzt zwar olympisch geworden und pusht damit den Rollsport ein wenig, aber es bleibt schwierig. In Deutschland gibt es einfach zu wenige Vereine und Sportstätten, um den Sport großflächig auszuüben. Wenn wir so viele Inlinebahnen hätten wie Fußballplätze, könnte es vielleicht wie in Kolumbien laufen, aber aktuell ist das nicht der Fall.