Lockerungen hin oder her, die Pandemie bleibt eine Unsicherheitsfaktor für die Urlaubsplanung. Das ist wohl ein Grund, weswegen sich bereits vor dem Sommer viele Ortenauer für den Bau eines Pools im eigenen Garten entschieden haben. Foto: Patrick Pleul/dpa

Viele setzen in Pandemie-Zeiten auf Erfrischung im eigenen Garten.

Ortenau - Urlaubsgefühle im heimischen Garten: Viele Ortenauer haben sich den Traum vom eigenen Pool in der Corona-Zeit erfüllt. Auch aktuell können sich die Beckenbauer vor Anfragen kaum retten - und müssen viele auf die Saison 2022 vertrösten.

"Wir kommen nicht mehr hinterher", berichtet Edgar Nazaryan, Geschäftsführer der Firma Pontos Pool in Schutterwald. Zehn bis 15 Anfragen kommen per Tag – auch beim kurzen Gespräch mit unserer Redaktion steht das Telefon nicht still. "Man müsste jetzt im Team doppelt oder dreifach so viele Leute haben", konstatiert Nazaryan. Pro Woche nimmt sein Unternehmen sechs bis sieben Schwimmbecken in Betrieb.

Die hohe Nachfrage führt der Pool-Experte auf die Corona-Pandemie zurück. "Die Leute sind nicht sicher, ob sie in den Urlaub gehen können", erklärt er, da investierten dann viele in den Pool im eigenen Garten. So sei der Sprung ins kühle Nass unabhängig von der Pandemieentwicklung gewährleistet. Schon im vergangenen Jahr seit die Nachfrage sprunghaft angestiegen, berichtet Nazaryan. Das habe sein Team und ihn geradezu überfahren, in diesem Jahr habe man sich jedoch organisatorisch auf den Ansturm vorbereitet.

Anfrage stieg um 50 Prozent

Auch Landschaftsarchitekt Thomas Gehle von der Lahrer Firma Planwerk Gehle spürt diesen Trend. "Die Anfrage nach Pools ist eh in den letzten 20 Jahren steigend", erklärt er. Seien es 2000 etwa einer oder mal zwei Pools im Jahr gewesen, so realisiere sein Betrieb bis 2020 etwa zehn bis zwölf Pools pro Jahr. Dann kam Corona: Seit Beginn des ersten Lockdowns stieg die Anfrage um rund 50 Prozent an.

So oder so ähnlich geht es offensichtlich nicht nur den beiden Firmen. Unsere Redaktion hatte noch weitere Betriebe angefragt, die entweder zu ausgelastet waren für ein Gespräch oder gar nicht auf unsere Anfrage reagierten.

Besonders beliebt seien sogenannte Schwimm-Spas, erläutert Gehle. "Das sind kleinere Pools, nicht wirklich schwimmbar mit einem Charakter von Whirlpools." Diese passten in nahezu jeden Garten und würden gerade von Personen mittleren Alters bevorzugt. "Junge Paare wünschen sich eher den Pool oder den Schwimmteich", so der Landschaftsarchitekt.

Formen und Größen gibt es bei Pools ganz unterschiedliche: Auch Nazaryan berichtet davon, dass die kleineren Becken derzeit besonders beliebt seien. "Das meiste sind aber Sieben-mal-3,50-Meter-Becken", erläutert er – viele Kunden mögen es also klassisch.

Preise sind unterschiedlich

Und wie viel Euro muss man für so ein Schwimmbecken im Garten rechnen? Kommt drauf an, erklärt der Pontos-Geschäftsführer und zieht den Vergleich mit dem Automobil-Markt: Da gebe es den Ferrari für 100.000 bis 200.000 Euro, den Mittelklassewagen ab 30.000 bis 50.000 Euro, den Kleinwagen zwischen 10.000 und 20.000 Euro – oder das Fahrrad für wenige Tausend Euro, so Nazaryan. Es komme darauf an, was man wolle.

Dazu kommen noch die Betriebskosten: Als "ganz groben Wert" gibt etwa der Bundesverband Schwimmbad und Wellness – je nach Größe, Ausstattung und Nutzungsintensität – drei bis fünf Euro pro Tag an. Der Traum vom eigenen Pool kann teuer werden.

Doch auch wer sowohl den Platz als auch das Budget für einen eigenen Pool hat, muss geduldig sein: Wer Qualität wünscht, müsse bis zum Frühjahr warten, konstatiert Gehle. "Die gängigen Firmen haben derzeit Lieferzeiten von bis zu 26 Wochen." Dann müsse aber auch noch der Garten- und Landschaftsbauer, Sanitärfachmann und eventuell auch Tiefbauer Zeit haben – und das hätten sie recht wenig. "Im Garten- und Landschaftsbau hatten wir schon vor Corona einen starken Boom, jetzt ist es nahezu verrückt – im positiven Sinne", so Gehle.

Auch bei Pontos müssen sich die Kunden gedulden: "Wir planen den Sommer 2022 ab September/ Oktober", stellt Nazaryan in Aussicht.

Mit oder ohne Genehmigung?

"Eine Genehmigung braucht es nach unserer Landesbauordnung erst ab 100 Kubikmeter Wasservolumen, also erst bei richtig großen Becken", erklärt Experte Thomas Gehle. Allerdings seien in einigen Bebauungsplänen, die schon von Baugebiet zu Baugebiet innerhalb einer Stadt ganz andere Bestimmungen haben können, immer wieder Einschränkungen vermerkt. "Einfach einen Pool in den Garten bauen und hoffen, dass sich niemand beschwert, würde ich nicht empfehlen, das kann empfindlich teuer werden bis hin zum Rückbau!", so Gehle. Er rät dazu, frühzeitig mit kommunalen Entscheidungsträgern zu sprechen.