Angeklagter Quelle: Unbekannt

Die Terroristen der islamistischen Sauerland-Gruppe müssen bis zu zwölf Jahre hinter Gitter.

Düsseldorf - Die Terroristen der islamistischen Sauerland-Gruppe müssen bis zu zwölf Jahre lang ins Gefängnis. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht verurteilte am Donnerstag Fritz Gelowicz aus Ulm und Daniel Schneider jeweils zu zwölf Jahren Gefängnis, den Mitangeklagten Adem Yilmaz zu elf Jahren. Als vierter muss der türkischstämmige gebürtige Ulmer Atilla Selek wegen Unterstützung für fünf Jahre in Haft.

Von der Gruppe sei eine "ungeheure Bedrohung" ausgegangen, sagte der Vorsitzende Richter Ottmar Breidling in der Urteilsbegründung. Die Männer wurden wegen Mitgliedschaft in der Terrorvereinigung Islamische Dschihad Union (IJU) und Verabredung zum vielfachen Mord schuldig gesprochen.

Schneider (24) wurde auch wegen versuchten Polizistenmordes verurteilt. Selek hatte die Zünder für die geplanten Bomben beschafft, aber den Treueeid auf die IJU-Führung abgelehnt. Der Richter stellte fest, aus "Verblendung und verqueren Ideen" sowie aus Hass gegen alle "Ungläubigen" seien die Vier bereit gewesen, ihre Taten zu begehen.

Der Prozess habe einen breiten und tiefen Einblick in die Zusammenhänge des Terrorismus geöffnet. Die Mitglieder der Gruppe waren bei ihren Tatvorbereitungen ausgiebig beobachtet worden. Während des Prozesses legten sie umfangreiche Geständnisse ab.

Gelowicz, Schneider und Yilmaz waren im Sauerland festgenommen worden, wo sie begonnen hatten, aus mehr als 700 Liter Wasserstoffperoxid gewaltige Autobomben zu bauen. Allerdings hatten Polizisten die Chemikalie bereits heimlich verdünnt. Selek wurde später in der Türkei gefasst.

Mit mehreren Terroranschlägen auf US- Einrichtungen, Flughäfen oder Diskotheken wollten die Islamisten den Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan erzwingen. Die Bundesanwaltschaft hatte den Angeklagten vorgeworfen, einen für die Bundesrepublik einzigartigen Massenmord geplant zu haben. Sie hatte zwischen fünfeinhalb und 13 Jahre Haft beantragt.

Die Verteidiger hatten Strafen unter zehn Jahren gefordert. Eine tatsächliche Gefahr habe nicht bestanden, weil die Männer rund um die Uhr überwacht worden seien. Außerdem seien nur 3 von 26 der bei den Männern entdeckten Sprengzünder intakt gewesen.

Die Beschattung der Sauerland-Gruppe gilt als die größte Polizei-Operation seit der Entführung von Arbeitgeber-Präsident Hanns-Martin Schleyer durch RAF-Terroristen 1977. Die Spezialeinheit GSG 9 hatte die Terroristen im September 2007 im Sauerland-Dorf Oberschledorn festgenommen.

Obwohl der Prozess durch die 1200 Seiten starken Geständnisse der Angeklagten um etwa ein Jahr abgekürzt wurde, wird er als eines der umfangreichsten Terrorverfahren in die deutsche Geschichte eingehen. Es füllt inzwischen mehr als 600 Aktenordner. An 65 Verhandlungstagen hatte das Gericht in gut zehn Monaten 17 Sachverständige gehört und mehr als 60 Zeugen vernommen. Der Prozess hatte am 22. April vergangenen Jahres begonnen.

(dpa)