Monica und Meinrad Hemme wollen in Bieselsberg einen Bauernhof mit Gastronomie, Laden und Ferienwohnungen bauen. Foto: Monica Hemme

In den vergangenen Jahren haben viele Landwirte ihre Höfe aufgegeben. In Bieselsberg soll jetzt entgegen dem Trend sogar ein neuer Hof entstehen.

Schömberg-Bieselsberg - Monica und Meinrad Hemme wollen in Bieselsberg einen Bauernhof errichten. Es ist aber nicht irgendein Betrieb. Das junge Ehepaar will den Hof nach ökologischen Kriterien bewirtschaften. Das schließt Massentierhaltung aus. Zehn Kühe und einen Bullen soll es auf dem Hof geben, berichtet Meinrad Hemme. Davon allein kann man aber nicht leben. Deshalb ist auf dem Hof eine Gastronomie mit 20 Innenplätzen geplant. Bei schönem Wetter im Sommer kommen noch etliche hinzu. Besucher können dort im Garten ein frisch gezapftes Bier trinken und ein zünftiges Vesper genießen. Auch Kaffee und Kuchen werden angeboten.

Biomilch aus eigener Produktion

Etwa die Hälfte des Innenraumes ist für einen Hofladen vorgesehen. Dort verkaufen die Hemmes die eigene Biomilch sowie die eigenen Milchprodukte. Ab und zu gibt es auch Rindfleisch aus eigener Produktion, wenn ein Tier geschlachtet wird, ergänzt Ehefrau Monica. Nach ihren Worten sind die Tiere Hinterwälder – eine sehr alte Rasse. Monica und Meinrad Hemme kommt es nicht auf die Masse, sondern auf Qualität an.

Auch das Biogemüse kommt aus eigenem Feldanbau. "Die Flächen sind schon da", berichtet Meinrad Hemme im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie wurden zum Teil gepachtet und zum Teil gekauft. Ergänzt wird das Angebot im Hofladen durch Produkte des täglichen Gebrauchs, sodass ein kompletter Einkauf möglich ist, erläutert Monica Hemme das Konzept.

Vier Ferienwohnungen

Im Gebäude mit der Gastronomie und dem Hofladen lassen die Hemmes vier Ferienwohnungen mit jeweils sechs Schlafplätzen pro Wohnung bauen. Dadurch soll der Tourismus in Bieselsberg in Schwung kommen.

Das Wohnhaus mit den Ferienunterkünften, dem Hofladen und der Gastronomie hat eine Grundfläche von 280 Quadratmetern. Hinzu kommt ein Gebäudekomplex mit Stall, Scheune, Lager, einem Verarbeitungsraum für Produkte und einer Unterstellmöglichkeit für Maschinen. Es hat eine Grundfläche von 300 Quadratmetern, berichtet Meinrad Hemme. Der Gärtner und Vorarbeiter am Bau will vieles in Eigenleistung erledigen. Dennoch wird es eine Millioneninvestition, die es zu stemmen gilt, sagt die gelernte Krankenschwester und dreifache Mutter Monica Hemme.

Anfang 2025 soll alles fertig sein

Meinrad Hemme geht davon aus, dass mit viel Wohlwollen der Behörden und bei einem reibungslosen Ablauf des Genehmigungsverfahrens im Mai 2023 die Erschließung mit Wegebau und Erdarbeiten beginnen könnte: "Ich habe die Hoffnung, dass wir Anfang 2025 in Betrieb gehen und alles fertig ist."

Weil der "Wengelsbachhof", wie das geplante Projekt in Bieselsberg genannt wird, kein reiner landwirtschaftlicher Betrieb ist, gilt es nicht als privilegiertes Vorhaben und kann deshalb nicht so einfach im Außenbereich hingestellt werden. Es ist ein eigener Bebauungsplan notwendig. Bereits im Sommer des vergangenen Jahres behandelte der Gemeinderat eine Bauvoranfrage des Ehepaares. Es gab Einwendungen von Nachbarn. Darauf ließen die Hemmes das Konzept noch einmal überarbeiten. "Der Hof wurde 200 Meter nach Nordwesten verschoben, um den vielen Einwänden entgegenzukommen", berichtete Monica Hemme. Mit dem Bebauungsplan starte ein neues Verfahren, das für sie mit Zusatzkosten verbunden sei, ergänzte sie. Dazu müssten ein Lärm-, Geruchs-, Staub- und Bodengutachten erstellt werden.

Flächenverbrauch wird ausgeglichen

In der jüngsten Sitzung des Schömberger Gemeinderates wurde das Thema erneut behandelt. Unter dem Tagesordnungspunkt "Einwohner fragen" mahnte ein Anwohner des geplanten Hofes, dass hier "nicht Schmu getrieben wird". Bürgermeister Matthias Leyn versicherte, dass es ein ordentliches Verfahren geben werde. Dies bekräftigte der Rathauschef noch einmal, als das Thema zur Beratung anstand. "Es wird kein Schmu getrieben", versicherte auch der Bieselsberger Ortsvorsteher und CDU-Gemeinderat Michael Nothacker. Alle Bedenken kämen auf den Tisch. Es werde nichts hinten herum gemacht. Die Rechtsaufsicht schaue auf das Verfahren und Fehler würden korrigiert. Im Gespräch mit unserer Redaktion ergänzte Nothacker, dass der Flächenverbrauch an anderer Stelle in Bieselsberg ausgeglichen werde. Im Zusammenhang mit dem Ausweisen des Baugebiets "Hausäcker" in Oberlengenhardt beschloss der Gemeinderat, einige ursprünglich für Wohnbebauung vorgesehene Grundstücke in Bieselsberg aus dem Fächennutzungsplan zu streichen. Wie Nothacker weiter erläuterte, wurden dabei mehr Flächen herausgenommen, als für die "Hausäcker" in Oberlengenhardt notwendig sind. Die restlichen Grundstücke könne die Gemeinde zum Ausgleich für den Bebauungsplan verwenden, der bei der Errichtung des "Wengelsbachhofes" notwendig sei. "Das Konzept ist sehr gut", sagte Nothacker gegenüber unserer Redaktion. Das Ehepaar Hemme habe sein Modell präsentiert: "Es hat einfach überzeugt."

Transparenz angemahnt

In der Gemeinderatssitzung freute sich Jan Neuweiler (MUZ) darüber, dass in der Landwirtschaft etwas vorwärts gehe und jemand überhaupt noch einen Hof gründe. Das Bebauungsplanverfahren müsse freilich so transparent wie möglich sein. Das Gremium beschloss einstimmig, den Bebauungsplan "Wengelsbach" aufzustellen.